Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Zauber des weissen Wolfes

Der Zauber des weissen Wolfes

Titel: Der Zauber des weissen Wolfes
Autoren: Michael Moorcock
Vom Netzwerk:
das Schwert. Die Spitzen knallten gegen die Klinge, im nächsten Augenblick schwang die Linke nach vorn und versuchte Maladors Leib zu treffen. Der Schild stoppte diesen Hieb, allerdings drangen die Spitzen tief ins Holz ein. Malador zerrte den Schild frei und hieb gleichzeitig nach dem Kniegelenk des Golems.
    Noch immer geradeaus starrend, ohne seinen Gegner direkt anzublicken, schritt der Golem wie ein Blinder weiter. Der Graf machte kehrt und sprang auf den Tisch, daß die Schriftrollen auseinanderflogen. Er hieb das riesige Schwert auf den Schädel des Golems, und die Messingknöpfe sprühten Funken, und Haube und Kopf darunter wurden verformt. Der Golem taumelte und ruckte dann kraftvoll den Tisch hoch, so daß Malador zu Boden springen mußte. Jetzt hielt er auf die Tür zu und zerrte am Griffring, aber die Tür ging nicht auf.
    Sein Schwert war stumpf und schartig. Er drückte sich mit dem Rücken gegen die Tür. Der Golem erreichte ihn und legte die Metallhand um den oberen Rand des Schildes. Das Holzgebilde zersprang, und ein fürchterlicher Schmerz schoß Malador durch den Arm. Er stürzte sich auf den Golem, aber da er es nicht gewöhnt war, das große Schwert auf diese Weise zu handhaben, fiel der Streich sehr schwach aus.
    Malador wußte, daß er verloren war. Kraft und Kampfgeschicklichkeit genügten gegen die gefühllose Energie des Golems nicht. Beim nächsten Schlag des Ungeheuers zuckte er zur Seite, wurde jedoch von einem der spitzen Finger getroffen, der seine Rüstung durchschlug und ihm eine blutende Wunde beibrachte, die allerdings im ersten Moment nicht schmerzte.
    Er rappelte sich auf, schüttelte den Griff und die Holzbrocken ab, die von dem Schild noch übrig waren, und packte sein Schwert mit festem Griff.
    Der seelenlose Dämon hat keine schwache Stelle, dachte er, und da er keine wirkliche Intelligenz besitzt, ist von ihm auch keine Gnade zu erwarten. Was würde ein Golem fürchten?
    Die Antwort war einfach. Der Golem würde nur etwas fürchten, das so stark war wie er oder stärker.
    Er mußte mit List vorgehen.
    Gefolgt von dem Golem, hastete Malador zu dem umgestürzten Tisch, sprang darüber hinweg und fuhr herum, als der Golem stolperte, ohne allerdings zu stürzen, wie er gehofft hatte: dennoch war der Golem einen Augenblick lang abgelenkt, und Aubec nutzte diesen Umstand aus und eilte zu der Tür, durch die der Golem den Saal betreten hatte. Sie ließ sich öffnen. Er befand sich in einem gewundenen Korridor voller dunkler Schatten, ähnlich dem Labyrinth, das er bei seiner Ankunft betreten hatte. Die Tür ging zu, doch er fand nichts, womit er sie verriegeln konnte. Er hastete den Gang entlang; im gleichen Moment riß der Golem die Tür auf und eilte mit schweren Schritten hinter ihm her.
    Der Gang wand sich hierhin und dorthin, und obwohl er den Golem nicht immer zu sehen vermochte, konnte er ihn doch ständig hören und hatte Sorge, daß er irgendwann einmal um eine Ecke biegen und geradewegs in seinen Verfolger hineinlaufen würde. Dazu kam es nicht - dafür erreichte er eine Tür, die ihn wieder in den Saal der Burg Kaneloon führte.
    Beinahe war ihm diese vertraute Umgebung willkommen, doch schon hörte er den Golem metallisch quietschend näherkommen. Er brauchte einen zweiten Schild, doch in diesem Teil des Saals gab es keine Schilde an der Wand, nur einen großen runden Spiegel aus hellem, poliertem Metall. Das Gebilde war sicher zu schwer, um ihm von Nutzen zu sein, trotzdem riß er es vom Haken. Der Metallspiegel fiel klirrend zu Boden, und er stemmte ihn hoch und zerrte es auf der Flucht vor dem Golem mit sich, der ebenfalls wieder im Saal erschienen war.
    Er packte die Kette, an der der Spiegel gehangen hatte, und hielt ihn vor sich, und als der Golem schneller zu laufen begann und ihn angreifen wollte, hob er den notdürftigen Schild.
    Der Golem schrie auf.
    Malador war verblüfft. Das Monstrum erstarrte auf der Stelle und duckte sich seitlich vom Spiegel fort. Malador hielt ihn dem Golem entgegen, und das Wesen kehrte ihm den Rükken zu und floh mit metallischem Kreischen durch die Tür, durch die es eben hereingekommen war.
    Erleichtert und verwirrt setzte sich Malador auf den Boden und betrachtete den Spiegel. Das Ding hatte entschieden nichts Magisches, auch wenn es vorzüglich gearbeitet war. Er grinste und sagte laut:
    »Das Wesen hat wirklich Angst vor etwas -vor sich selbst!«
    Er legte den Kopf in den Nacken und lachte laut vor Erleichterung. »Jetzt gilt es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher