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Der Zauber des weissen Wolfes

Der Zauber des weissen Wolfes

Titel: Der Zauber des weissen Wolfes
Autoren: Michael Moorcock
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war, ohne Makel, grün, schimmernd, ein unvollkommener Spiegel für die tanzende Chaos-Materie, von der er den Blick abwandte, soweit das möglich war.
    Kaneloon hatte zahlreiche Eingänge, die ausnahmslos düster und abweisend wirkten und die, wären sie nicht von gleicher Größe und glatter Form gewesen, Höhleneingänge hätten sein kön- nen.
    Malador zögerte, ehe er seine Wahl traf, dann näherte er sich äußerlich entschlossen einem der Eingänge. Er trat in eine Schwärze, die sich in die Ewigkeit zu erstrecken schien. Es war kalt, es war leer, und er war allein.
    Schon nach kurzer Zeit hatte er sich verlaufen. Seine Schritte erzeugten kein Echo, womit er nicht gerechnet hatte. Plötzlich wich die Schwärze einer Reihe eckiger Umrisse, ähnlich den Wänden eines gewundenen Korridors - Wände, die das zu erahnende Dach nicht erreichten, sondern mehrere Meter über seinem Kopf endeten. Es war ein Labyrinth, ein Irrgarten. Er blieb stehen, sah sich um und erkannte entsetzt, daß sich das Gewirr der Gänge in viele Richtungen erstreckte, obwohl er sicher war, daß er seit Betreten der Burg einem geraden Weg gefolgt war.
    Einen Augenblick lang verschwammen seine Gedanken, der Wahnsinn drohte ihn einzuhüllen, doch er kämpfte die Anwandlung nieder und zog erschaudernd sein Schwert vom Rücken. Wohin? Er marschierte weiter, ohne noch sagen zu können, ob er sich vorwärts oder rückwärts bewegte.
    Der Wahnsinn, der in den Tiefen seines Gehirns lauerte, sickerte hervor und wurde zu Angst, und dicht auf den Fersen des Angstempfindens kamen die Umrisse. Sich hektisch bewegende Umrisse, die aus verschiedenen Richtungen kekkernd herbeizuckten, monströs, widerlich.
    Ein Wesen sprang ihn an, und er hieb mit der Klinge danach. Das Wesen verschwand, schien aber nicht verwundet zu sein. Ein zweites schoß herbei, dann ein drittes, und er vergaß seine Panik, während er um sich hieb und sie zurücktrieb, bis alle geflohen waren. Er hielt inne und stützte sich schweratmend auf sein Schwert. Sobald er sich wieder umsah, flutete die Angst zurück, und neue Wesen erschienen - Kreaturen mit weiten, flammenden Augen und gekrümmten Krallen, Wesen mit bösartig verzogenen Gesichtern, die ihn verspotteten, Geschöpfe mit halb vertrauten Gesichtern, alte Freunde und Verwandte, doch zu scheußlichen Parodien verzerrt. Er schrie und ließ sein riesiges Schwert wirbeln und niederfallen; er hackte auf eine Gruppe ein und eilte daran vorbei und stieß hinter der nächsten Ecke des Labyrinths auf eine neue Versammlung von Scheußlichkeiten.
    Boshaftes Lachen gellte durch die gewundenen Korridore, verfolgte ihn, hallte ihm im Fliehen voraus. Er stolperte und fiel gegen eine Wand. Zuerst schien diese Wand aus festem Gestein zu bestehen, aber dann wurde sie langsam weich, und er sank hindurch, sein Körper zur Hälfte in einem Korridor, zur Hälfte im nächsten Gang. Auf Händen und Knien zerrte er sich hindurch, hob den Kopf und erblickte Eloarde vor sich - aber eine Eloarde, deren Gesicht im Hinschauen alterte.
    Ich bin wahnsinnig, dachte er. Ist dies Wirklichkeit oder Einbildung - oder beides?
    Er streckte eine Hand aus. »Eloarde!«
    Sie verschwand und wurde durch eine wogende Masse von Dämonen ersetzt. Er rappelte sich auf und hieb mit der Klinge um sich, doch die Wesen hüpften außerhalb seiner Reichweite herum, und er rückte vor und brüllte sie an. Während er sich auf diese Weise abmühte, wich die Angst erneut von ihm, und mit dem Verschwinden der Angst gingen auch die Visionen unter. Endlich erkannte er, daß allein die Angst die Manifestationen hervorrief, und versuchte sie zu bezwingen.
    Er zwang sich zur Entspannung, was ihm auch beinahe gelungen wäre, aber dann wogte sie erneut empor, und die Wesen quollen aus den Wänden, in ihren schrillen Stimmen lag boshafte Heiterkeit.
    Diesmal attackierte er sie nicht mit dem Schwert, sondern hielt die Stellung so gelassen er konnte und konzentrierte sich auf seine seelische Verfassung. Sofort begannen die Kreaturen zu verblassen, gleich darauf lösten sich auch die Mauern des Labyrinths auf, und es wollte ihm scheinen, als stünde er in einem friedlichen, idyllischen Tal. Doch dicht unterhalb seiner Bewußtseinsschwelle schienen noch immer die Wände des Labyrinths in vagen Umrissen zu lauern, und widerliche Gestalten bewegten sich hier und dort in den zahlreichen Gängen.
    Er erkannte, daß das Tal ebenso eine Illusion war wie das Labyrinth - und mit dieser Schlußfolgerung
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