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Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)

Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)

Titel: Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)
Autoren: Rod Rees
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fand. Dann spitzte sie mit ihrem scharfen Messer in aller Ruhe den Stiel des Besens. Sollte ein GenDarm fälschlicherweise auf die Idee kommen, sie sei reif für die Unterdrückung, weil sie einen Besen in der Hand hielt, könnte sie ihm den zwei Meter langen, spitzen Stiel in den Hintern schieben und ihn so eines Besseren belehren.
    Nachdem sie sich in Schale geworfen hatte, verbrachte sie mehrere Minuten damit, vor dem Spiegel zu stehen, heroische Posen einzunehmen und aggressive Grimassen zu schneiden. Schließlich wären Journalisten anwesend, um die Demo auf Daguerreotypen festzuhalten. Am Ende ließ sie die Grimassenschneiderei, weil sie hinter ihrer Maske ohnehin niemand sehen würde, und außerdem tat es weh. Das Einstudieren der Schlachtrufe fand ein ähnlich jähes Ende, als die Witwe Depaul an die dünne Wand zwischen ihren Zimmern hämmerte und schrie, sie solle »verdammt noch mal endlich aufhören, den armen Gorilla zu quälen«.
    Gerade als sie eine äußerst kämpferische, allerdings stille Pose vor dem Spiegel ausprobierte, hörte sie Geschrei drei Stockwerke unter ihrer Dachstube im Eingang des Gebäudes. Es klang so, als legte sich jemand mit ihrer Furcht erregenden Concierge an, Madame Blanc. Odette mochte keine Störungen: Meistens tauchte danach die Inquisition auf.
    Es ist eine Säuberung!
    Instinktiv wusste sie, dass die Quizzies hinter ihr her waren. Wahrscheinlich hatte ihr Vermieter, der verhasste und stinkende CitiZen Drumont, sie verpfiffen. Sobald sie aus dem Haus ging, schnüffelte er in ihrem Zimmer herum, auf der Suche nach dem Geld, das sie ihm für die Miete schuldete. Der Mistkerl musste die Plakate gefunden haben.
    Da die Quizzies den Fluchtweg durch das Treppenhaus versperrt hatten, verrammelte sie die Tür mit einem schweren Holzbalken und öffnete anschließend das Fenster, das aufs Dach führte. Im Vertrauen darauf, dass sie ihr Zimmer so gut es ging gesichert und obendrein einen Fluchtweg hatte, nahm sie die beiden großen, in ein Öltuch gewickelten Ordonanzrevolver aus ihrem Versteck unter einem losen Dielenbrett und vergewisserte sich, dass sie geladen waren. Dann warf sie sich einen Umhang um, blies die Öllampe aus, die einzige Lichtquelle, die sie besaß, und versteckte sich in der Dunkelheit, während sie betete, dass die Quizzies es auf irgendwen anders abgesehen hatten.
    Wenig später sah sie ein, dass ihre Gebete nicht erhört worden waren. Sie hatte sich kaum darauf vorbereitet, die Eindringlinge zurückzuschlagen, als sie schon schwere Schritte auf der Holztreppe vernahm, die zu ihrem Zimmer im Dachboden führte. Soweit sie hören konnte, waren die Schurken zu fünft. Sie legte das Ohr an die Tür und horchte auf die Anweisungen im Flüsterton auf dem Treppenabsatz vor ihrem schäbigen kleinen Zimmer. Dann schlug jemand mit der Faust gegen die Tür.
    »CitiZen Odette Aroca, hier spricht Chefinquisitor Donatien. Ich habe einen lettre de cachet , um dich zu verhaften. Du wirst beschuldigt, eine nichtTugendhafte CitiZen zu sein, Feindin der Revolution und Mitglied der abscheulichen Kreaturen, die unter dem Namen unBefleckte Liberationistinnen bekannt sind. Ferner heißt es, du seist als Offizier dieser verbotenen Organisation für viele verräterische und ruchlose Komplotte verantwortlich, mit dem Ziel, die Ruhe im Medi zu stören und die Revolution ebenso wie den Anschluss ans ForthRight zu boykottieren. Man hat gehört, wie du verleumderische Reden gehalten und die Abstammung des CitiZen Robespierre in Zweifel gezogen hast. Daher habe ich den Auftrag, dich vor das Komitee für Öffentliche Sicherheit zu bringen, damit du zu diesen Beschuldigungen Stellung nehmen kannst und dafür verurteilt und bestraft wirst.«
    Odette hatte keinerlei Zweifel, wie diese Strafe aussehen würde. Die Guillotine, die Robespierre auf der Place de Grève hatte aufstellen lassen, hatte in den letzten Wochen jede Menge zu tun gehabt. Wenn die Quizzies sie festnahmen, würde sie für ihre Haube in Zukunft keine Verwendung mehr haben.
    »Du kannst mich mal«, schrie Odette zurück und stöberte in ihrem Gedächtnis nach Parolen der UnBefleckten, die sie während der vielen Versammlungen aufgeschnappt hatte. »Es ist die Pflicht eines jeden frei denkenden CitiZen, die Verantwortlichkeit Nummer sechs zu verteidigen, die in der Charta der Verantwortlichkeiten des Quartier Chaud verankert ist.« Sie schnappte nach Luft, leicht erstaunt über ihre eigene Großspurigkeit. »Sie besagt, dass alle
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