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Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)

Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)

Titel: Der Widerstand: Demi-Monde: Welt außer Kontrolle 2 (German Edition)
Autoren: Rod Rees
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thronte ungeachtet ihrer Bemühungen immer noch wie ein teilweise zerflossener Pudding auf ihrem Kopf.
    Das Gewand dagegen machte etwas her. Die Anführerinnen der unBefleckten Liberationistinnen hatten befohlen, dass alle Demonstrantinnen, die an der Erstürmung der Bastille teilnahmen, ein wallendes, jungfräulich weißes Gewand tragen sollten. Damit würden sie ihre Weigerung zum Ausdruck bringen, sich sexuell zu betätigen, bis Jeanne Deroin und Aliénor d’Aquintaine freigelassen und die lettres de cachet , mit denen ihre Festnahme angeordnet worden war, aufgehoben wurden. Darüber hinaus sollten die Gewänder so geschnitten sein, dass die rechte Brust – und es musste die rechte sein, bei solchen Kleinigkeiten verstanden die Mitglieder des unBefleckten Komitees keinen Spaß – entblößt war. Verführerisch, aber unantastbar, lautete der Slogan der UnBefleckten, und für eine Frau wie Odette war das eine gute Nachricht. Sie betrachtete ihre großen Brüste als ihre zweit- und drittbeste Eigenschaft, was von ihren bedauerlicherweise wenigen Bewunderern immer wieder bestätigt worden war. Odette war eine sehr große Frau, also war es logisch, dass sie große Brüste hatte, die zu ihrer hohen Gestalt und der beachtlichen Fülle passten. Trotzdem, einem geschenkten Gaul guckt man nicht ins Maul. Odette wackelte mit dem Oberkörper und sah mit Genugtuung, wie ihre entblößte Brust ziemlich verlockend mitwippte.
    Zufrieden mit dem Gewand zog Odette die eisenbeschlagenen Stiefel an, die sie trug, wenn sie auf dem Markt arbeitete. Es wäre dumm, ohne die passende Ausstattung an einer Demo teilzunehmen, falls es brenzlig wurde und sie jemandem einen ordentlichen Tritt verpassen musste. Die GenDarmen hatten die UnBefleckten in letzter Zeit nicht gerade mit Samthandschuhen angefasst. Sollte einer dieser Rüpel auf die Idee kommen, seinen Knüppel auch nur in ihre Richtung zu schwenken, würde er sich einen größeren Hosenbeutel kaufen müssen, um seine geschwollenen Klöten unterzubringen.
    Anschließend streifte Odette die Maske über. Für die Erstürmung der Bastille hatte sie sich eine Gesichtsmaske im römischen Stil aus dickem weißen Leder ausgesucht. Weißes Leder war nicht nur schwer in Mode, es besaß zudem den Vorteil, zumindest ein Minimum an Schutz zu bieten, falls man ihr ins Gesicht schlug. Außerdem verlieh es ihrem unscheinbaren Äußeren eine geheimnisvolle und verführerische Note. Auf die Stirn hatte sie mit rotem Nagellack »Robespierre ist ein Piano« geschrieben, eine Anspielung an den Senior CitiZen Robespierre, von dem es hieß, er sei im Bett ein Schlappschwanz. Sie wusste, dass sie damit gegen die Anweisungen des unBefleckten Komitees verstieß. Dieses war der Meinung, dass die Demonstrantinnen Wert auf »Geschmack und Anstand« legen und »vulgäre Provokationen« vermeiden sollten. Da aber das Komitee aus Intellektuellen der Mittelschicht bestand, die in ihrem ganzen Leben nicht in Straßenkämpfe verwickelt gewesen waren, konnte es ihr »den Buckel runterrutschen«, wie sie sich auszudrücken beliebte. Odette Aroca und das Regiment von Marktweibern, das sie befehligte, marschierten, um Deroin und d’Aquitaine zu befreien, nicht, um Kanapees zu servieren oder sich an akademischen Debatten zu beteiligen.
    Nachdem sie die Maske aufgesetzt hatte, musste sie nur noch ein Plakat aussuchen. Alle Demonstrantinnen waren aufgefordert worden, ein Transparent zu tragen, das sie an einem Besenstiel zu befestigen hatten. Der Besen symbolisierte die erklärte Absicht, die Dreierbande hinwegzufegen, jene verfluchten Dunklen Charismatiker, die von Robespierre angeführt wurden. Die Idee mit dem Besen hatte beim letzten Treffen endlose Diskussionen unter den Mitgliedern des Pariser Bataillons der UnBefleckten ausgelöst. Amélie Sappho hatte argumentiert, der Besen sei ein Symbol der Häuslichkeit und daher der Frauenunterdrückung, infolgedessen tauge er nicht für Frauen, die für die heiligen Rechte des ImPuritanismus und des Ganzheitlichen Feminismus ins Feld zogen. Am Ende war Amélie niedergestimmt worden. Odette war nicht überrascht gewesen, jeder wusste, dass Amélie eine Idiotin – eine verkappte HerEtikerin – war und äußerst seltsame Vorstellungen davon hatte, was eine junge Frau mit einem Besen anstellen sollte, wenn sie allein in ihrem Schlafzimmer war.
    Odette entschied sich für das Plakat mit der Parole »Nieder mit der Bande der UnFreien«, ein ziemlich markiger Spruch, wie sie
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