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Der widerspenstige Highlander

Titel: Der widerspenstige Highlander
Autoren: Kinley MacGregor
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hieß.
    »Nun gut, sei es, wie es wolle, das ändert nichts«, sagte sie halblaut zu sich selbst, raffte den Saum ihres dunkelblauen Rockes, um ein paar Felsen zu umgehen. In ihrem Herzen mochte sie von einem gebildeten Edelmann mit höfischen Manieren träumen, der ihre Hand gewann, aber im Augenblick brauchte sie einen Barbaren.
    Einen Barbaren mit einem gewaltigen Schwert.
    Nach allem, was sie gehört hatte, war Ewan MacAllister genau das, wonach ihr Abenteuer verlangte.
    Als sie oben auf dem zerklüfteten Grat ankam, erkannte sie, dass die »Höhle« eine Holztür besaß, die hinter Gebüsch und Unkraut halb verborgen lag. Offensichtlich verspürte Ewan kein Verlangen nach Besuchern.
    Zu jedem anderen Zeitpunkt würde sie den Wink mit dem Zaunpfahl beachten und seine Wünsche berücksichtigen, doch das konnte sie sich im Augenblick nicht leisten.
    Ihr Verlangen nach persönlicher Freiheit war wichtiger als seines nach Einsamkeit.
    Nora wollte anklopfen, hielt aber inne und schaute sich auf dem kleinen frei geräumten Platz um.
    Was für eine interessante Wohnstätte er sich ausgesucht hatte. Die Höhle ging auf den Bergsee unten hinaus, dessen Wasser im Sonnenlicht glitzerte. Es war eine atemberaubende Aussicht. Ruhig. Heiter. Kein Wunder, dass er sich für diesen Ort entschieden hatte.
    Es war unwahrscheinlich, dass ein Barbar je solch stille Schönheit erkennen würde oder gar zu schätzen wüsste.
    Das gab ihr Hoffnung.
    Wieder vor die Tür tretend hob sie die Hand und klopfte an.
    Niemand antwortete.
    »Hallo?«, rief sie und klopfte lauter. »Ist jemand zu Hause?«
    Immer noch keine Antwort.
    Von dem Schweigen unbeeindruckt versuchte sie die Tür zu öffnen. Ein Riegel schnappte zurück, und sie ging widerstandslos auf.
    Innen entpuppte sich die Behausung als noch interessanter. Der Boden war mit weichen Teppichen ausgelegt und einer frischen Binsenschicht bestreut. Die steinernen Wände zierten sogar ein paar Wandteppiche, um der feuchten Kälte Einhalt zu gebieten. Es gab einen merkwürdig gestalteten Kamin mit einem schräg gemauerten Rauchabzug, der statt nach oben seitlich aus der Höhle führte. Davor standen ein Tisch und zwei Stühle.
    Aber der interessanteste Einrichtungsgegenstand von allen war das Bett am Ende des Raumes. Es war so groß und sah so herrlich weich aus, dass es eigentlich besser in die luxuriöse Schlafkammer eines vornehmen Adeligen gepasst hätte als in eine Höhle auf einem einsamen Berg irgendwo im Nichts.
    Ewan MacAllister war wirklich ein seltsamer Mann.
    Warum sollte er hier wohnen wollen, sich aber dann alle Bequemlichkeiten eines echten Zuhauses herholen?
    Da hörte sie das Knurren des Ungeheuers. Es war ein kurzes, unheimliches Schnarchen, Furcht einflößend und tief.
    Ihr Herz geriet ins Stolpern, dann klopfte es schneller, als sie begriff, dass das Geräusch von dem gewaltigen Bett kam. Von der Tür aus, wo sie stand, konnte sie nur vage einen großen dunklen Umriss ausmachen, von dem sie nun annahm, dass es ein Mann war.
    Er schlief?
    Es war Nachmittag, zu früh, um bereits zu Bett gegangen, und zu spät, um noch nicht aufgestanden zu sein.
    Ein Nickerchen vielleicht?
    Oder war er krank?
    Bitte, keine Krankheit. Sie brauchte ihn für ihr Vorhaben gesund und munter. Mit einem kranken Unhold konnte sie nichts anfangen.
    »Entschuldigt bitte?«, fragte sie und trat näher zu dem unförmigen Schatten. »Lord Ewan, kann ich Euch bitte sprechen?«
    Schnarchen war die einzige Antwort, die sie darauf erhielt.
    Na gut. Sie war den ganzen weiten Weg hergekommen, darauf gefasst einem Ungeheuer gegenübertreten zu müssen, doch alles, auf was sie traf, war ein schlafendes Bärenjunges. Wo war der legendäre Hüne, der allen mit der Nennung seines Namens allein Angst einflößte?
    Sie brauchte das Furcht erregende Monstrum.
    Aye, sie brauchte ihn.
    Das Rückgrat durchdrückend ging sie zum Bett, blieb jedoch stehen, als sie ihn in dem Dämmerlicht der Höhle zum ersten Mal deutlich erkennen konnte.
    Er lag ausgestreckt auf der Seite, so nackt wie an dem Tag, da er auf die Welt gekommen war.
    Noch nie zuvor in ihrem Leben hatte Nora einen nackten Mann zu Gesicht bekommen, aber sie war sich ziemlich sicher, dass kein anderer so gut und wohlgeformt aussah wie dieser.
    Besonders nicht im Schlaf.
    Seine langen, muskulösen Glieder schienen unendlich lang. Er war von so großer und kräftiger Statur, dass ihm das Bett nur knapp reichte, und wenn er sich ganz ausstreckte, würden seine
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