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Der Widersacher

Der Widersacher

Titel: Der Widersacher
Autoren: Michael Connelly
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eingeschaltet, weil er sich damit wahrscheinlich nicht so einfach zufriedengeben will. Deshalb will der Chief dich haben.«
    »Ist denn dem Chief klar, dass ich mit Irving schon den einen oder anderen Strauß ausge…«
    »Ja, weiß er. Ihm ist aber auch klar, dass er jede Stimme braucht, die er im Stadtrat ergattern kann, wenn wir jemals wieder Überstunden für die Polizei genehmigt bekommen wollen.«
    Bosch sah seine Vorgesetzte, Lieutenant Duvall, aus dem OU -Bereitschaftsraum in den Gang kommen.
    Sie machte eine »Da sind Sie ja!«-Geste und steuerte auf ihn zu.
    »Sieht ganz so aus, als würde ich gleich die offizielle Benachrichtigung erhalten«, sagte Bosch ins Telefon. »Danke für die Warnung, Kiz. Leuchtet mir zwar alles nicht so recht ein, aber trotzdem danke. Wenn du sonst was hörst, gib mir Bescheid.«
    »Harry, sei bloß vorsichtig. Irving ist alt, aber er hat immer noch Zähne.«
    »Ich weiß.«
    »Lass von dir hören.«
    »Mache ich.«
    Bosch klappte sein Handy zu, als Duvall ihn erreichte und ihm ein Blatt Papier hinhielt.
    »Tut mir leid, Harry, jetzt ist doch alles anders gekommen. Sie und Chu sollen zu dieser Adresse hier fahren und einen aktuellen Fall übernehmen.«
    »Wie bitte?«
    Bosch sah auf die Adresse. Es war das Chateau Marmont.
    »Anweisung vom Büro des Polizeichefs. Sie und Chu sollen nach Code drei weitermachen und in diesem Fall ermitteln. Mehr weiß ich nicht. Und dass der Chief persönlich dort ist und auf Sie wartet.«
    »Und was ist mit dem Fall, den Sie uns gerade übergeben haben?«
    »Den legen Sie erst mal auf Eis. Ich möchte, dass Sie sich auch darum kümmern, aber nur, wenn es sich irgendwie machen lässt.«
    Sie deutete auf das Blatt Papier in seiner Hand.
    »Das hat Vorrang.«
    »Wirklich, Lieutenant?«
    »Ja, natürlich. Der Chief hat mich persönlich angerufen, und er wird auch Sie noch anrufen. Sagen Sie also Chu Bescheid und fahren Sie gleich los.«

[home]
    3
    W ie erwartet, überschüttete ihn Chu mit Fragen, sobald sie auf dem Freeway 101 waren. Inzwischen waren sie fast zwei Jahre Partner, und Bosch hatte sich daran gewöhnt, dass sich Chus Unsicherheit in einem nicht abreißenden Strom von Fragen, Kommentaren und Mutmaßungen Ausdruck verschaffte. Normalerweise redete er dabei aber über etwas ganz anderes als über das, was ihn wirklich beschäftigte. Manchmal meinte es Bosch gut mit ihm und erzählte ihm, was er wissen wollte. Manchmal ließ er seinen jungen Partner aber auch so lang schmoren, bis dieser es nicht mehr aushielt.
    »Harry, was ist hier eigentlich los? Wir haben heute Morgen einen neuen Fall bekommen, und jetzt heißt es plötzlich, wir haben noch einen?«
    »Das LAPD ist eine paramilitärische Organisation, Chu. Das heißt, wenn dir jemand Hochrangigeres sagt, dass du etwas tun sollst, tust du es. Dieser Befehl kommt vom Chief, und deshalb führen wir ihn aus. Das ist, was los ist. Irgendwann können wir uns dann auch wieder um den kalten Treffer kümmern. Aber vorerst haben wir einen aktuellen Fall, und der hat Vorrang.«
    »Das hört sich ganz nach irgendwelchem politischen Schmu an.«
    »High Jingo eben.«
    »Was ist das?«
    »Die Vermengung von Polizei und Politik. Wir sollen die genaueren Umstände des Tods von Stadtrat Irvin Irvings Sohn aufklären. Du kennst doch Irving, oder?«
    »Sicher. Er war Deputy Chief, als ich angefangen habe. Dann hat er aber den Polizeidienst quittiert und für den Stadtrat kandidiert.«
    »Das hat er aber nicht freiwillig getan. Er wurde gegangen. Und dann hat er sich als Stadtrat aufstellen lassen, um sich für seinen Rauswurf an der Polizei rächen zu können. Irving geht es nur um eins: dem LAPD das Leben so schwer wie möglich zu machen. Außerdem solltest du vielleicht wissen, dass er damals vor allem mich auf dem Kieker hatte. Wir sind ein paarmal aneinandergeraten, könnte man sagen.«
    »Warum will er dann, dass du die Ermittlungen zum Tod seines Sohns leitest?«
    »Das werden wir gleich erfahren.«
    »Was hat dir Duvall über den Fall erzählt? War es Selbstmord?«
    »Erzählt hat sie mir gar nichts. Sie hat mir nur die Adresse gegeben.«
    Er beschloss, Chu nicht zu erzählen, was er von Kiz Rider über den Fall wusste. Sonst hätte er ihm verraten, dass er im Büro des Polizeichefs eine Quelle hatte. Er wollte noch nicht, dass Chu das wusste; aus diesem Grund hatte er bisher auch seine monatlichen Mittagessen mit Kiz vor ihm geheim gehalten.
    »Hört sich alles ein bisschen dubios an.«
    Boschs
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