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Der viktorianische Vibrator: Törichte bis tödliche Erfindungen aus dem Zeitalter der Technik (German Edition)

Der viktorianische Vibrator: Törichte bis tödliche Erfindungen aus dem Zeitalter der Technik (German Edition)

Titel: Der viktorianische Vibrator: Törichte bis tödliche Erfindungen aus dem Zeitalter der Technik (German Edition)
Autoren: Frank Patalong
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noch nicht gehört und gesehen haben.
    Greg Packer versuchte übrigens, seinen weltweit beachteten iPhone-Erfolg zu wiederholen. Beim iPhone2 schaffte er es allerdings leider nur auf den zweiten Platz der Erstkäufer. Die Veröffentlichung des iPad wurde schließlich zu einer Art Waterloo für ihn: Zwar schaffte Packer es erneut auf die Pole-Position im Hocken und Warten, scheiterte dann aber an der Verkaufstheke. Apple hatte Kauf-Reservierungen angenommen, und Packer hatte es versäumt, dabei mitzumachen. Sein Ansturm auf erneuten Ruhm endete kläglich mit einem freundlichen »Der Herr da ist vor Ihnen dran!«.

1
UNTER STROM
Es funkt: Der Strom der Begeisterung
    Die meisten von uns glauben, irgendwann habe es so etwas wie eine Zeitenwende gegeben, an der das finstere, vor-technische Zeitalter endete und unsere moderne, technisierte Welt zu existieren begann.
    In dieser Vorstellung war die Erde früher landwirtschaftlich geprägt. Bauern waren bitterarm und oft sogar noch Leibeigene, arrogante Fürsten führten Krieg als Zeitvertreib und der Mensch konnte seinen Platz im Leben nicht selbst bestimmen. Der Adel amüsierte sich stinkend, aber glücklich und garantiert nutzlos in seinen Schlössern, der machtversessene Klerus kassierte nach Kräften, während die entrechteten Massen sich mühten, eben nicht nur sich selbst zu ernähren, sondern auch diese herrschenden Parasiten.
    Der einzige offensichtliche Fortschritt fand lange Zeit nur beim Erfinden von Methoden statt, mit denen man Menschen ins Jenseits befördern konnte. Für Krieg führende Fürsten war das offensichtlich deutlich nützlicher als für die eigentlichen Betroffenen, die wohl gern ohne solchen Fortschritt gelebt hätten. Oder sollte man da »überlebt« sagen?
    Wie aus dem Nichts kamen dann scheinbar die Dampfmaschine und die Manufaktur und die Fabrik und neue Möglichkeiten, sich das nötige Geld zum Leben zu verdienen. Die Leibeigenen flohen von den Äckern der Reichen, um ihr Glück mit dem schwarzen Gold und in der Stahlfabrik zu suchen. Sicher, auch das hatte seine Schattenseiten: Lohnsklaverei und unmenschliche Industrie-Arbeitsbedingungen ersetzten die Plackerei auf den Feldern der Besitzenden, Industrieanlagen zerstörten gewachsene Landschaften, die Städte wuchsen an zu stinkenden Ungetümen – oder schossen als slumartige Arbeiter-Wohnbehältnisse im nahen Umfeld der Fabriken erst aus dem bis dahin ländlichen Boden. Kein Zweifel: Weiterhin zahlten Millionen den Preis für die wachsenden Annehmlichkeiten der Wenigen. Es waren diese düsteren Nebeneffekte der industriellen Revolution, die in der neuen Zeit erst zu Aufbruchsstimmung und wahrhaft revolutionären, umstürzlerischen Ideen führte. Marx und Engels waren ihre vielleicht zwangsläufige Konsequenz.

Technisierung = Befreiung?
    Aber es war auch eine Zeit der Transition, in der die Machtverhältnisse nicht nur im Umsturz neu geordnet wurden, sondern sich langsam und Stück für Stück verschoben. Schon ab Mitte des 18. Jahrhunderts entstand und erstarkte eine neue, »bürgerliche« Schicht. Mehr Menschen kamen so in den Genuss der Vorzüge und Privilegien, die einst nur sehr wenige genossen hatten. Abhängigkeiten von Herrschern schrumpften, die Macht der Fürsten wurde zurechtgestutzt.
    Abrupt kam dann die große Zeitenwende, scheinbar mit einem Mal gab es alles: Strom, beleuchtete Straßen und Häuser, Maschinen, Motorfahrzeuge, Telegrafen, Telefone, Waschmaschinen, Kühlschränke, Staubsauger, später dann Radio, Flugzeuge, Fernsehen, Computer und Internet. Erfindungen in endloser, ununterbrochener und rasend schneller Folge. Trabten in dem einen Jahrzehnt noch Pferde über Berlins Kudamm, fuhren dort im nächsten schon Elektroautos, Straßenbahnen und Benzinkutschen, und die Nacht wurde durch flächendeckende Straßenbeleuchtung zum Tag gemacht. Eine Explosion des Know-hows, als hätten freundliche Aliens Wissen vom Himmel regnen lassen.
    Die meisten von uns erkennen in dieser Geschichte der letzten 250 Jahre problemlos eine kontinuierliche Entwicklung ab der sogenannten industriellen Revolution, die unsere Welt ja tatsächlich technisierte. Eine echte Verbindung zu der Zeit davor erkennen wir hingegen selten. Als ob die gelben Arbeitsschutzhelme direkt auf die Zeit der gepuderten Perücken gefolgt seien; das Grammofon im bürgerlichen Wohnzimmer auf das Geigen-Quintett im fürstlichen Salon. Oder der Autobus, der die Lohnsklaven zur Arbeit fuhr auf die von Lakaien getragene
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