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Der viktorianische Vibrator: Törichte bis tödliche Erfindungen aus dem Zeitalter der Technik (German Edition)

Der viktorianische Vibrator: Törichte bis tödliche Erfindungen aus dem Zeitalter der Technik (German Edition)

Titel: Der viktorianische Vibrator: Törichte bis tödliche Erfindungen aus dem Zeitalter der Technik (German Edition)
Autoren: Frank Patalong
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günstigen Fällen zum allgemeinen Vergnügen oder Nutzen, im ungünstigsten Fall mit tragischen bis tödlichen Folgen. Oft fragt man sich, wie Menschen vor wenigen Jahrzehnten noch so unfassbar naiv mit hochgefährlichen Technologien umgehen konnten. Man vergisst dabei, wie wenig wir von diesen Gefahren wussten: Noch in den 50ern schickten die Amerikaner Soldaten ins Fallout atomarer Explosionen, um herauszufinden, ob ihnen das schadet. Wie soll man sich fürchten, wenn man nicht weiß, dass Gefahr droht?
    Wir sind heute generell etwas weiser, auch wenn manche von uns freiwillig eine Woche lang vor einem Computerladen kampieren, um das neue Telefon als Allererster zu besitzen. Wir sind zögerlicher, vorsichtiger geworden. Und dennoch verhalten wir uns kaum anders als unsere Vorfahren vor 150 Jahren, die in ihrer Begeisterung für neue Technologien so ziemlich jeden Mist mitmachten. Jede Generation bringt ihre eigenen Marotten hervor, über die die folgenden dann lachen.
    Auch was Risiken angeht, sind wir heute keinen Deut weniger kurzsichtig: Wer hätte vor 20 Jahren geahnt, wie tiefgreifend die Veränderungen sein würden, die etwa das Internet über die Welt gebracht hat – im Positiven wie im Negativen. Mitte der 1990er erschienen Hunderte von Artikeln, die den Advent des Internetzeitalters als eine Ära des allgegenwärtigen Wissenszugangs bejubelten. Obwohl damals, als der US-Intellektuelle John Perry Barlow mit seiner »Unabhängigkeitserklärung des Cyberspace« eine Zeit der staatenlosen, friedlichen Brüderlichkeit einzuläuten glaubte, längst schon die Art Nutzung begonnen hatte, die das Internet wirklich zum Massenphänomen machen sollte: Pornografie und vor allem die Verbreitung digital kopierter Musik.
    Hat bereits irgendjemand analysiert, ob das Internet nun mehr Jobs kreiert oder gekostet hat? Ob es eher dafür eingesetzt wird, Freiheiten zu schaffen oder zu untergraben? Was auch wir nicht wissen können, ist, über welche unserer naiven Narreteien unsere Nachfahren eines Tages lachen werden – und bei welchen erst in der Rückschau erkennbar makabren Themen ihnen das Lachen im Hals stecken bleiben wird.
    In dem vorliegenden Buch ist all das zu finden: Amüsant-nostalgische, inspirierende, aberwitzige Geschichten ebenso wie grausige Abenteuer, bei denen man am Verstand von Opfer wie Täter zweifelt. Behalten wir dabei im Auge, dass damals das eine vom anderen nicht zu unterscheiden war. Mancher Unsinn ist wirklich erst in Rückschau zu erkennen, und mancher vermeintliche Irrweg entpuppt sich erst nach hundert Jahren als erstklassige Idee.
    Wobei Unsinn durchaus sehr aussagekräftig ist. Die Irrwege der technologischen Entwicklungen, die Ideen und Techniken, die es am Ende nicht schaffen, zu ihrer Zeit die Menschen aber amüsierten, begeisterten oder inspirierten, sagen oft mehr aus über die damalige Zeit als die Techniken, die uns bis heute ganz vertraut sind. Das eine sind verstofflichte Wünsche, das andere pragmatische Umsetzungen von Wünschen. Diese Wünsche und Träume sind oft die erste Motivation. Erst kommt das Vergnügen, dann der Nutzwert. So ist es kein Zufall, dass beispielsweise Joseph Mortimer Granvill den elektrischen Vibrator einige Jahre früher patentierte als Henry W. Seely das elektrische Bügeleisen. Wem macht Bügeln schon Spaß?
    Rückblickend sind die Momente, in denen neue Technik zum ersten Mal in unser Leben tritt, oft ziemlich lustig. Von solchen Momenten handelt dieses Buch. Mit neuen Möglichkeiten ausgestattet verhalten sich die Menschen mitunter eben wenig ratio-
nal – iPhone-Fan Greg Packer lässt grüßen.
    Der Gedanke, der diesem Buch zugrundeliegt, ist also folgender: Über den Geist einer Zeit erfährt man mehr, wenn man auch die Greg Packers ins Auge fasst, als wenn man bei den blanken Fakten bleibt. Die sagen uns, dass das Mobiltelefon circa 1926 erfunden wurde, seit den 1950ern als Autotelefon zögerlich und als Handy in Deutschland ab Mitte der 1980er zunehmend angenommen wurde. Obwohl das alles richtig ist, erklärt es noch lange nicht, warum im Jahr 2007 Hunderte von Menschen auf einem Bordstein kampierten, nur um der Erste zu sein, der sich ein neues Handy kauft, das zu den teuersten am Markt gehörte.
    Eine Technikgeschichte der letzten 250 Jahre ist dieses Buch somit definitiv nicht, da brauchen Sie keine Angst zu haben. Riesige Lücken klaffen darin, und die sind durchaus gewollt. Viel eher erfahren Sie hier vielleicht ein paar Dinge, die Sie so
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