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Der viktorianische Vibrator: Törichte bis tödliche Erfindungen aus dem Zeitalter der Technik (German Edition)

Der viktorianische Vibrator: Törichte bis tödliche Erfindungen aus dem Zeitalter der Technik (German Edition)

Titel: Der viktorianische Vibrator: Törichte bis tödliche Erfindungen aus dem Zeitalter der Technik (German Edition)
Autoren: Frank Patalong
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vibrierte nicht nur, es wurde auch warm, leuchtete und gab kleine elektrische Schocks ab. Zu Urgroßmutters Zeiten war das Ding ein weltweiter Verkaufsschlager – doch dazu später mehr …

Vorwort
    Das Weltrad
    Das Weltrad saust,
Ich sause mit!
Es schüttert, schleudert, rast, braust
Pfeifendschrill –
Ich schleudere, rase, brause mit
Weil ich will! Weil ich will!
    Ich geh täglich meine mühsamen Schritte,
Doch – zu wirbelndem Fluge
Im Zeit-Zuge
Reißt mich des Weltrades Kraftmitte
Vorwärts!
    Das Weltradsausen singt,
Der unaufhörlich große Ton bezwingt
Mich in den Rasekreis:
Das ist mein Schicksalsbeschluß,
Das ist alles, was ich weiß:
Daß ich mitsausen,
Daß ich mitbrausen
Muß!
    Gerrit Engelke, 1890–1918
    Technologie und Euphorie
    Am 25. Juni 2007 legte Gregory F. Packer den Grundstein für sein ganz persönliches Stückchen Ruhm. Dass es heute einen Wikipedia-Artikel über ihn gibt und Google mehr als 100.000 Webseiten findet, die über ihn berichten oder ihn zumindest erwähnen; dass es dazu Hunderte, vielleicht Tausende von Presse-und TV-Berichten über ihn gab und massenweise Fotos, verdankt er vor allem einer Tatsache: An eben jenem 25. Juni 2007 um 5 Uhr am Morgen war er der Allererste, der seine Survival-Ausrüstung auf dem harten Pflaster von New Yorks Fifth Avenue zurechtlegte und dort sein Lager aufschlug. In den folgenden Stunden und Tagen legten sich mehrere Hundert Menschen neben ihn, aufgereiht in einer langen Schlange, über welche die Medien weltweit berichteten. Und ganz vorne eben lag Greg Packer.
    110 Stunden später, am 29. Juni 2007, wurde aus diesem Star der Warteschlange so etwas wie der Roald Amundsen, der Neil Armstrong, der Christoph Columbus unter den Handy-Käufern: Greg Packer war der erste Mensch, der in den Laden gelassen wurde und damit auch der erste zahlungswillige Pionier, der an diesem vermeintlich historischen Tag das erste zum Verkauf freigegebene iPhone in den Händen hielt.
    »Meins! Meins! Meins!«
    In den TV-Nachrichten rund um den Globus konnte man bestaunen, wie diese glücklichen Kunden sangen und lachten. Wie sie, wieder draußen auf der Straße angekommen, gefeiert und umjubelt wurden wie Pioniere, die einen neuen Kontinent entdeckt, als Erste den Mond oder den Südpol betreten oder die Universal-Kur für sämtliche Krankheiten dieser Erde erfunden hatten. Triumphierend reckten sie die glänzenden Kartons mit ihrem angeblich so kostbaren Inhalt in die Höhe, im Gesicht ein seliges Grinsen. Die Welt bestaunte diesen Triumphzug der euphorischen Sitzfleisch-Profis, diese Orgie des Kommerzes, die zur besten, weil letztlich unbezahlten Werbung wurde, die den Run auf Apples Handy weiter anheizte. Was augenscheinlich alle wollen, muss einfach gut sein – besonders wenn es sich um eine Ware handelt, die nicht jedem zur Verfügung steht – aus Preis-oder Logistikgründen. Binnen zwei Tagen war die neue Ware vielerorts ausverkauft und Apple endgültig auf dem Weg, zum profitabelsten Unternehmen der Welt zu werden.
    Was war der Grund für eine solche rational kaum nachvollziehbare Begeisterung? Der beinahe semi-religiös verehrte Steve Jobs hatte seinen Apple-Fans gerade ein kleines Vermögen aus der Tasche gelockt, ihnen dafür aber auch etwas ganz Besonderes gegeben: ein Telefon!
    Sie feierten das Gerät, als hätte es so etwas vorher nicht gegeben.
    Greg Packers Konterfei ging um die Welt. Ob man es nun versteht oder nicht: Die Warteschlangen-Geschichte war Schlagzeilen-Material. Besser wohl, dass das Geruchsfernsehen noch immer auf sich warten lässt. Die ersten paar Hundert Kunden, die in Apples Hochglanz-Edelshops einfielen, um sich das erste Telefon der damals noch als Computerkonzern bekannten Firma zu kaufen, müssen gerochen haben, wie man nach fünf Tagen auf der Straße eben riecht.
    Es gibt viele Menschen, die so etwas lustig finden. Die Mehrheit von uns kann das alles jedoch absolut nicht nachvollziehen. Warum sollte man sich in einem New Yorker Frühsommer, der die Menschen abwechselnd mit sengender Hitze, nächtlichem Platzregen und heftigen Gewittern malträtierte, fünf Tage lang vor ein Geschäft legen, um dort ein Telefon zu kaufen? Wieso verfolgten viele diesen Irrwitz über Blogs und Websites, die von eben jenen Schlangesitzern mit »Nachrichten« befüllt wurden? Wieso finanzierten manche von ihnen die Helden der Asphalt-Besetzung sogar mit einer Spende?
    Auch der 1963 geborene Straßenbauarbeiter Greg Packer sammelte Geld von seinen Fans,
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