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Der verzauberte Turm

Der verzauberte Turm

Titel: Der verzauberte Turm
Autoren: Michael Moorcock
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Elrics gequält verzogenem Mund kamen erste Worte.
    »Arioch! Arioch! Arioch! Lord der Sieben Dunkelheiten, Herzog des Chaos, hilf mir! Hilf mir schnell, Arioch!«
    Mondmatts Pferd war in panischem Entsetzen zurückgewichen, und der kleine Mann hatte große Mühe, es im Zaum zu halten. Sein Gesicht schimmerte nun beinahe so bleich wie das des Albinos. »Arioch!«
    Die Chimären begannen am Himmel zu kreisen.
    »Arioch! Blut und Seelen, wenn du mir hilfst!«
    Einige Meter entfernt schien aus dem Nichts ein dunkler Nebel emporzusteigen. Ein brodelnder Dunst, der seltsame, widerliche Gestalten in sich barg.
    »Arioch!«
    Der Nebel wurde dichter.
    »Arioch! Ich bitte dich - hilf mir!«
    Das Pferd ließ schnaubend und schreiend die Vorderhufe durch die Luft wirbeln, seine Augen rollten, die Nüstern blähten sich bebend. Aber Elric hatte die Lippen über die Zähne zurückgezogen und sah wie ein besessener Wolf aus; so blieb er im Sattel, während der dunkle Nebel zu zucken begann und im oberen Teil der flirrenden Säule ein seltsames überirdisches Gesicht erschien. Es war ein Gesicht von wunderbarer Schönheit und von absoluter Bösheit. Mondmatt wandte den Blick ab; er vermochte es nicht zu betrachten.
    Aus dem schönen Mund tönte eine süßliche, zischelnde Stimme. Der Nebel wallte gemächlich, verfärbte sich zu einem fleckigen Rot, durchsetzt mit Smaragdgrün.
    »Sei gegrüßt, Elric«, sagte das Gesicht, »sei gegrüßt, du meistgeliebtes meiner Kinder.«
    »Hilf mir, Arioch!«
    »Ach«, sagte das Gesicht, und in der Stimme lag tiefes Bedauern. »Ach, das ist nicht möglich...«
    »Du mußt mir helfen!«
    Die Chimären hatten den seltsamen Nebel erblickt und ihre Annäherung verzögert.
    »Es ist unmöglich, süßester meiner Sklaven. Im Reich des Chaos sind andere Dinge im Gange. Dinge von ungeheurer Bedeutung, von denen ich bereits gesprochen habe. Ich will dir nur meinen Segen geben.«
    »Arioch - ich bitte dich!«
    »Denk an deinen Schwur zugunsten des Chaos, bleib uns trotz aller Widrigkeiten treu. Leb wohl, Elric!«
    Und schon verschwand der dunkle Nebel.
    Und die Chimären kamen näher.
    Und Elric atmete zitternd ein, während das Runenschwert in seiner Hand heulte und bebte und in seiner Strahlung ein wenig nachließ.
    Mondmatt spuckte aus. »Ein mächtiger Beschützer, Elric, aber ein sehr unzuverlässiger!« Dann warf er sich aus dem Sattel, da sich ein Wesen auf ihn stürzte, das im pfeilschnellen Anflug ein dutzendmal die Gestalt veränderte und schließlich mit gewaltigen Klauen durch die Luft fuhr, wo er sich eben noch befunden hatte. Das reiterlose Pferd stellte sich erneut auf die Hinterhand und hieb nach dem Untier aus dem Chaos.
    Ein zahnbewehrtes Maul schnappte zu.
    Blut ergoß sich an der Stelle, wo eben noch der Pferdekopf gewesen war, und der Leichnam zuckte noch einmal, ehe er zu Boden sank, um die gierige Erde mit weiterem Rot zu tränken.
    Das Oonai trug die Überreste des Kopfes zuerst in einer schuppigen Schnauze, dann in einem Schnabel, dann in einem haifischähnlichen Maul und erhob sich schwerfällig wieder in die Luft.
    Mondmatt rappelte sich auf. Seine Augen sahen nichts als die eigene bevorstehende Vernichtung.
    Elric sprang ebenfalls von seinem Pferd, schlug ihm auf die Flanke, so daß es krampfhaft auf den Fluß zugaloppierte. Eine zweite Chimäre folgte dem Tier.
    Diesmal packte das Flugwesen den Pferdekörper mit Klauen, die plötzlich seinen Füßen entsprangen. Das Pferd strampelte, um freizukommen, und drohte sich dabei das Rückgrat zu brechen, doch es konnte sich nicht lösen. Mit seiner Beute flatterte die Chimäre den Wolken entgegen.
    Es schneite nun stärker, doch Elric und Mondmatt merkten nichts davon, als sie sich nun Seite an Seite aufstellten und den nächsten Angriff der Oonai erwarteten.
    Leise sagte Mondmatt: »Weißt du keinen anderen Zauber, Freund Elric?«
    Der Albino schüttelte den Kopf. »Nichts, was sich auf diese Geschöpfe anwenden läßt. Die Oonai haben den Melniboneern stets gedient. Sie haben uns nie bedroht. Wir brauchten also keinen Zauber gegen sie. Ich versuche zu überlegen...«
    Die Chimären keckerten und brüllten über den Köpfen der beiden Männer.
    Dann löste sich ein drittes Wesen aus dem Rudel und tauchte der Erde entgegen.
    »Sie stoßen einzeln herab«, sagte Elric mit fast unbeteiligter Stimme, als betrachte er Insekten in einer Flasche. »Sie greifen niemals im Schwarm an, den Grund kenne ich nicht.«
    Das Oonai hatte sich auf
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