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Der verschwundene Gast - Ani, F: verschwundene Gast

Der verschwundene Gast - Ani, F: verschwundene Gast

Titel: Der verschwundene Gast - Ani, F: verschwundene Gast
Autoren: Friedrich Ani
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sonst?«
    »Leimer besitzt kein Handy.«
    »Freilich besitzt er eins.«
    »Nein«, sagte Süden.
    »Glauben Sie, er hat mit einem Löffel telefoniert?«
    »Nicht mit einem Handy, das ihm gehört. Hat Ihre Bedienung ihm eines geliehen?«
    »Die Evi?« Er wandte sich um. »Evi!«, rief er in Richtung Tresen. »Komm mal schnell, schick dich.«
    Süden notierte sich Stichpunkte. Die junge Frau im grünen Dirndl, die ihn vom Tresen aus die ganze Zeit beobachtet hatte, brachte zwei Tassen Kaffee und einHelles zu dem einzigen Tisch, an dem drei Gäste saßen, zwei Männer und eine Frau. Dann kam sie an den Tisch ihres Chefs.
    »Das ist die Evi Berghof«, sagte Reinl zu Süden, und zu ihr: »Hast du dem Richard dein Handy geliehen, wenn er telefonieren wollt? Der Kommissar sagt, er hätt kein eigenes.«
    »Das ist ja ein Schmarrn.« Über Evis Wangen zog ein rosa Schimmer. »Entschuldigung. Ich hab das nicht so gemeint. Ich wollt nur sagen, der Richard hat schon ein eigenes Handy, so ein silbernes, das man aufklappen kann. Ist was passiert?«
    »Der Richard ist angeblich verschwunden«, sagte Reinl.
    »Hoffentlich ist ihm nichts passiert«, sagte Evi. So recht traute sie sich nicht, Süden in die Augen zu sehen.
    »Ihr Handy haben Sie ihm nie geliehen?«
    »Nein, wieso denn?« Nach einem Moment zuckte sie zusammen. »Einmal! Vor zwei Wochen oder so. Nur einmal, ehrlich. Da hat er sein Handy vergessen gehabt. So war’s. Ist das wichtig?«
    »Und er hat dann telefoniert.«
    »Ja, sicher.«
    »Wissen Sie, mit wem?«
    »Nein, ich hör doch nicht zu, wenn die Gäste telefonieren.«
    »Außerdem geht der Richard vor die Tür zum Telefonieren«, wiederholte der Wirt.
    »Bitte zeigen Sie mir Ihr Handy«, sagte Süden.
    Evi nickte, lief zum Schankraum und verschwand in einem Hinterzimmer.
    »Merkwürdig«, sagte Reinl.
    Süden schwieg. Dann schrieb er etwas auf.
    »Ich hab nie drüber nachgedacht, mit wem der telefoniert hat. Komisch.«
    Reinl zündete sich eine weitere Zigarette an und lehnte sich zurück. »Mit seiner Frau nicht, das ist ja klar.«
    »Warum ist das klar?«, fragte Süden.
    »Weil die sich nichts zu sagen haben.« Wieder beugte der Wirt sich vor und räusperte sich. »Ich hab zu ihm gesagt, pass auf«, sagte Reinl mit halber Stimme. »Die trickst dich aus, die Frau. Die hat einen anderen, aber die lässt sich von dir bezahlen. Hat ihn nicht interessiert. Ich sag zu ihm, schmeiß die Frau raus, lass dich scheiden, du hast doch noch Pulver in der Hinterhand, du brauchst die Frau nicht. Hat ihn nicht interessiert. Was willst du da machen?«
    Er trank einen Schluck Wasser, rauchte, zog die Augenbrauen hoch, wartete auf eine Reaktion seines Gegenübers.
    Süden schwieg.
    Mit hastigen Schritten kam Evi an den Tisch zurück. »Hier bitte, Herr Kommissar.« Sie hielt ihm ein blaues Handy hin.
    »Ich kann damit nicht umgehen«, sagte Süden. »Haben Sie die Nummer, die Leimer gewählt hat, noch gespeichert?«
    »Ach so.« Evi tippte auf die Tasten. »Gleich. Wartens schnell.«
    »Von wem ist dann das Handy, das er dauernd benutzt?«, fragte der Wirt.
    »Das wissen wir nicht«, sagte Süden.
    »Da ist eine Nummer, die kenn ich nicht. Das könnt die sein, die der Richard angerufen hat. 0176-3654890.«
    Süden schrieb die Ziffern auf. »Bitte geben Sie mir das Handy.«
    Wie erschrocken streckte sie den Arm aus.
    Süden wählte die Nummer.
    »Hallo?«, sagte eine weibliche Stimme.
    »Mein Name ist Tabor Süden, ich möchte gern Herrn Leimer sprechen.«
    Nach einem Moment sagte die Frau: »Da sind Sie falsch verbunden.«
    »Ich habe die Nummer von ihm bekommen.«
    »Das muss ein Irrtum sein.«
    »Kennen Sie Richard Leimer?«
    »Nein, auf Wiedersehen.« Die Frau unterbrach die Verbindung.
    Süden gab Evi das Handy zurück.
    »Wer war dran?«, fragte der Wirt.
    Süden sagte: »Noch eine Lügnerin.«
    Von einer Telefonsäule am Nikolaiplatz, der wenige hundert Meter vom Gasthaus Weinbauer entfernt lag, rief Tabor Süden im Dezernat 11 an. Von seinem Kollegen Paul Weber, dem mit neunundfünfzig Jahren ältesten Kommissar auf der Vermisstenstelle, erfuhr er, dass die Ursache des Flugzeugunglücks nach wie vor im Dunkeln lag und die Opfer – bis auf den Piloten des Sportflugzeugs – noch nicht identifiziert waren. Auf den Teilnehmer der Handynummer musste Süden keine Minute warten. Weber nannte ihmden Namen einer Frau aus der Wilhelmstraße in Schwabing.
    »Bei dem Wetter macht das Gehen Freude«, sagte Weber.
    »Ja«, sagte
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