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Der Unwillige Braeutigam

Der Unwillige Braeutigam

Titel: Der Unwillige Braeutigam
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und sein Griff war fest, aber nicht schmerzhaft. Elizabeth riss ihre Hände zurück und machte rasch einen Schritt nach hinten.
    Sicherlich würde doch das Schicksal nicht derart grausam sein, oder? Sie spähte zu dem Mann auf und blickte geradewegs in die faszinierend blaugrünen Augen Lord Creswells.
    Das Schicksal besaß wirklich einen unseligen Sinn für Humor.
    „Mylord, Sie haben mir einen Schreck eingejagt.“ Überraschung war vielleicht dafür verantwortlich, dass sie aus dem Gleichgewicht geraten war, aber es war der Mann, der sie atemlos machte.
    Und es war nicht nur seine männliche Schönheit; sie zog es vor, sich nicht für so oberflächlich zu halten. Nein, es war mehr als das. Ihn umgab eine Aura von Selbstsicherheit – manche würden Arroganz sagen – die Frauen mit derselben Gravitationskraft anzog, wie die Sonne sie auf die Erde ausübte.
    „Das tut mir leid. Bitte entschuldigen Sie“, erwiderte er, ganz Höflichkeit und unbestreitbar auch Anstand. Aber sein verhangener Blick und die Art und Weise, wie seine Mundwinkel zuckten, verrieten ihr, dass es ihm nicht im Mindesten leid tat.
    Elizabeth zweifelte nicht daran, dass der Viscount wusste, sie hatte ihn gesucht. Er hatte sie schließlich gehört. Hitze breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Sie konnte sich gut vorstellen, was er von ihr denken musste.
    Ihre Mutter hatte sie gewarnt, dass ihr Hang zu unbedachtem Handeln sie noch einmal in Schwierigkeiten bringen würde. Und Schwierigkeiten dieser Art mussten dem Viscount wie ein hungriger Straßenköter auf der Suche nach Essensresten überallhin nachlaufen.
    Ehrlich, wenn sie auch nur eine Unze Vernunft besäße, was ihn anging, würde sie auf dem Absatz kehrt machen und in den Saal zurückgehen, jetzt, da ihre Neugier befriedigt war. Sie hatte ihn gesehen, mit ihm gesprochen, ihn sogar berührt; das sollte eigentlich reichen. Und wenn sie Glück hatte, würde er niemals herausfinden, dass sie ein Mitglied der Familie Smith war, der sein Vater eintausend Pfund gezahlt hatte, damit sie nicht länger lauthals verlangten, dass sein Bruder die Ehre von Elizabeths Schwester wiederherstellte.
    „Ich-ich … hatte nicht damit gerechnet, jemanden hier draußen zu treffen.“ Elizabeth musste sich ein Aufstöhnen verkneifen angesichts einer derart offensichtlichen Lüge. Bei Veranstaltungen wie dieser hier waren Gärten nicht nur eine grüne Oase fürs Auge, sondern boten vielmehr einen sicheren Zufluchtsort für Liebespaare, die sich nach ein wenig Ungestörtheit sehnten; dichtes Blattwerk und hohe Büsche waren der perfekte Sichtschutz, um ungesehen einen Kuss zu stehlen oder andere Intimitäten auszutauschen.
    Lord Creswell betrachtete sie weiter mit seinem Schlafzimmerblick. Das Schweigen zwischen ihnen dehnte sich quälend aus, und mit jeder Sekunde, die verstrich, wuchs Elizabeths Unbehagen. Sie wünschte nur, er würde irgendetwas sagen.
    Schließlich lächelte er langsam, fast teuflisch, während sein Blick über ihr Gesicht zu ihrem Ausschnitt wanderte, dann tiefer glitt. Dort verweilte er, lange genug, um zu beleidigen, wenn denn eine Frau sich durch den lüstern-bewundernden Blick eines gut aussehenden Mannes beleidigt fühlen würde. Langsam hob er den Blick wieder, schaute ihr in die Augen. „Und ich hatte schon gehofft, Sie hätten nach mir gesucht.“
    Eine Welle der Erregung, wie Elizabeth sie zuvor nie erlebt hatte, erfasste sie. Binnen Sekunden wurde ihr erst warm, dann brennend heiß.
    „Ich bin hergekommen, um ein wenig frische Luft zu schnappen.“ Ihre Stimme klang atemlos und ungleichmäßig.
    Lügnerin. Die stumme Antwort kam schnell und vernichtend.
    Das Wort blieb zwar unausgesprochen, aber es stand deutlich in seinen allzu wissenden Augen und dem leisen Lachen, das sich ihm entrang.
    „Wie außerordentlich bemerkenswert, dass ich ebenfalls der … frischen Luft wegen hier nach draußen gekommen bin. Ich denke, es wäre doch eine gute Idee, wenn wir gemeinsam die frische Luft genießen. Wäre Ihnen das angenehm, Miss Smith?“ Er trat einen Schritt näher. Jetzt stand er nah genug für sie, dass sie den dunklen Bartschatten sehen konnte, der seine Wangen überzog. Seine Schultern sperrten das Licht der Gaslampen auf der Terrasse aus.
    Glaubte er allen Ernstes, sie würde die frische Luft genießen mit einem Mann, dem sie eben erst begegnet war?
    Freilich tat er das, und sie würde ihm schwerlich daraus einen Vorwurf machen können, berücksichtigte man ihr Verhalten. Es
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