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Der Unwillige Braeutigam

Der Unwillige Braeutigam

Titel: Der Unwillige Braeutigam
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an gutem Aussehen und Charme. Um bei der Wahrheit zu bleiben, wiesen er und Lord Creswell sogar eine oberflächliche Ähnlichkeit auf, beide waren hochgewachsen und attraktiv, beide hatten dichtes schwarzes Haar.
    „Sehr gut aussehend, allerdings“, pflichtete Elizabeth ihr mit einem aufrichtigen Nicken bei. Sie sandten einen weiteren Blick in Richtung der Männer, aber die Gruppe neben ihnen hatte sich bewegt. Die Rückseite von Lord Stantons silberhaarigem Kopf versperrte ihr nun die Sicht, und seine Stimme dröhnte so laut, dass sie fürchtete, auf einem Ohr taub zu werden.
    „Er ist ein guter Freund von Alex. Ich kann eine Vorstellung arrangieren, wenn du willst.“
    Dieses Angebot war verlockend. Elizabeth hatte von ihrem Zusammentreffen hier geträumt, seit ihre Mutter sie davon unterrichtet hatte, dass sie eine Londoner Saison haben werde. Zu dem Titel ihres Vaters hatten nicht nur zwei Landsitze gehört, sondern auch ein Jahreseinkommen von dreitausend Pfund. Ein echtes Vermögen für eine Familie, die bis dahin in Umständen gelebt hatte, die man gemeinhin als vornehme Armut bezeichnete.
    „Ich bin sicher, Lord Creswell ist umlagert von Bewunderinnen“, erwiderte sie ausweichend. Jede Frau, die ihre fünf Sinne beisammen hatte, würde begeistert die Chance ergreifen, den reichen, gut aussehenden Viscount kennenzulernen, und ihre geistigen Fähigkeiten waren bis zum heutigen Zeitpunkt nie infrage gestellt worden. Sie zog es bei Weitem vor, wenn dem so blieb.
    Charlotte lachte, und es klang melodisch und überschäumend, sodass Elizabeth trotz allem selbst lachen musste. „Du hast recht. Er ist bei den Damen überaus beliebt.“
    Ihr Lachen verstummte, wich vertrautem Schweigen, bis Elizabeth wieder das Wort ergriff. „Wohin kann Catherine nur gegangen sein?“ Sie hoffte, ihre Freundin merkte nicht, warum sie das Thema gewechselt hatte.
    Ihre Frage hatte die gewünschte Wirkung, denn Charlotte reckte sich sogleich, stellte sich auf die Zehenspitzen und begann die Menge nach ihrer Zwillingsschwester abzusuchen. Ihre goldfarbenen Locken, die lose mit blassrosa Kämmen aufgesteckt waren, wippten leicht, als sie den Kopf erst in die eine, dann in die andere Richtung drehte.
    Aufgrund seiner Lage auf der Rückseite des Gebäudes erstreckte sich der Ballsaal über die gesamte Breite des Hauses, wobei die Tanzfläche davon ungefähr ein Drittel des Raumes einnahm. Ein Zimmer mit Erfrischungen grenzte praktischerweise auf der einen Seite an die Fläche, und vier französische Türen gingen auf die steingeflieste Terrasse hinaus. Der private Garten dahinter galt gemeinhin als einer der schönsten von ganz London.
    Das letzte Mal hatten sie Catherine gesehen, als Sir William Kingsley gekommen war, um sie zum Tanz aufzufordern. Doch die Musik war vor gut fünf Minuten verstummt. Allerdings war es gut möglich, dass er sie, da London gerade einen Juli gänzlich ohne den Regen erlebte, der gewöhnlich den Sommermonat plagte, auf einen Spaziergang ins Freie gebracht hatte.
    „Sie muss …“, begann Charlotte, brach aber ab, als sie Lord Alex näher kommen sah. Offensichtlich beraubte es Frauen gemeinhin der Sprache, in Gesellschaft eines außergewöhnlich gut aussehenden Herrn zu sein – und besonders, wenn es zufällig auch noch die waren, in die sie verliebt waren.
    „Charlotte.“ Von seinen Lippen klang ihr Name wie eine intime Begrüßung, eine vertrauliche Anrede … und mehr. Er neigte den Kopf, aber sein Blick wich nicht von ihrem Gesicht.
    Charlotte stand einen Moment stumm da, wie gelähmt, während sie ihn mit ihren blauen Augen gewissermaßen verschlang. Allerdings nicht gierig und schnell, sondern langsam und genüsslich, in kleinen Häppchen, als habe sie gelernt, sich nicht zu übernehmen. Elizabeth hätte genauso gut ein Möbelstück sein können, so viel Beachtung schenkten die beiden ihr.
    Dann, als erinnerte er sich an Elizabeths in diesem Fall zweifellos fast ein wenig störende Anwesenheit und seine eigenen sonst tadellosen Manieren, richtete Lord Alex seinen Blick auf sie. „Guten Abend, Miss Smith. Ich hoffe, Sie genießen den Abend.“
    „Danke, Mylord. Ich amüsiere mich ausgezeichnet.“ Was für ein Glück für Charlotte, dass sie die Aufmerksamkeit eines solchen Mannes errungen hatte, denn es war offenkundig, dass die Gefühle ihrer Freundin erwidert wurden.
    „Alex.“ Charlottes verspätete Begrüßung war eher ein atemloser Seufzer, und ihre Freude war so durchschaubar wie die
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