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Der Untergang der Götter - Die Rückkehr (German Edition)

Der Untergang der Götter - Die Rückkehr (German Edition)

Titel: Der Untergang der Götter - Die Rückkehr (German Edition)
Autoren: Stefan M. Ritter
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könnte dort draußen überleben und kein Mensch würde von dort kommen können!«
    Orcard nickte bedächtig, denn natürlich hatte Hendran Recht. Es war unvorstellbar, dass sich ein Mensch dort draußen aufhielt, geschweige denn über die Mauer steigen konnte. Sie befanden sich an der östlichsten Stelle, unmittelbar an den Klippen des Meeres. Und dass jemand die Felsen hochgeklettert sein sollte - nein, allein schon der bloße Gedanke daran war lächerlich.
    Er traf eine Entscheidung: »Nun gut. Es wird wohl ein Irrtum des Wächters gewesen sein, wie immer. Aber zur Sicherheit befehle ich für zwei Tage eine erhöhte Wachsamkeit auf dem Wall. Und wenn sich etwas Außergewöhnliches ereignen sollte, will ich sofort benachrichtigt werden!«
    Hendran nickte ergeben. »Natürlich, Herr!« Er hätte genauso entschieden.
     
    ***
     
    Mit der Dunkelheit war die Kälte gekommen; eine Kälte, die in die Glieder hinein kroch und dumpfe Schmerzen verursachte. Frerin zog den Mantel, der in Schmutz schier erstarrt zu sein schien, enger um seine Schultern und schloss das Tor auf, das sich wie immer nur laut knarrend und widerwillig öffnete. Er fluchte leise vor sich hin, so wie er es jeden Abend tat, nahm sich zum hundertsten Male vor, das Scharnier zu ölen, und wusste doch, dass er es wieder nicht tun würde.
    Aus dem Fluchen wurde ein leises Lächeln. Schon bald würden die ersten Männer kommen und sich mit Schrabat betrinken, bis sie ihren eigenen Namen vergessen hatten. Er verachtete diese Säufer, aber er lebte auch von ihnen, daher hatte er gelernt die Dinge so zu akzeptieren wie sie nun einmal waren. Und für ihn waren sie sicherlich nicht allzu schlecht.
    Sein Blick streifte den mächtigen Turm in der Mitte der Stadt, der jedes andere Gebäude bei weitem überragte und von jedem Punkt aus gesehen werden konnte. Makellos war sein Aussehen, kein Kratzer verunzierte das Äußere, und doch fühlte er sich von ihm abgestoßen. Für einen Augenblick war ihm eiskalt, dann aber riss er sich von dem Anblick los und konzentrierte sich wieder auf seine Aufgabe. Eine Aufgabe, die jeden Abend die gleiche war.
    Auf der Gasse vor der Schenke herrschte reger Betrieb; Männer und Frauen eilten vorbei, mit irgendwelchen Aufgaben beschäftigt. Viele von ihnen kannte Frerin, zumindest vom Sehen. Der eine oder andere nickte ihm grüßend zu und würde wohl auch am Abend in der Schenke auftauchen.
    Frerin wandte seinen Blick ins Innere. Die lang gezogene Theke, klobig und hölzern, starrte ihm entgegen und schien ihn zu locken, näher zu kommen und einen Schluck Schrabat zu nehmen. Nur einen, alles andere würde sich dann schon ergeben.
    Frerin lächelte; er wusste um die seltsame Wirkung der Theke und war sich sicher, dass sie auch an diesem Abend viele Münzen in seine Kasse spülen würde. Und Münzen waren schließlich das einzige, was in dieser Welt der Trostlosigkeit zählte.
    Er war nicht unzufrieden mit seinem Leben, denn er war sein eigener Herr und verfügte über genug Geld, es hier aushalten zu können. Seine Schenke ließ ihn selbstständig leben, und sein eigener Herr zu sein bedeutete ihm viel. Sehr viel.
    Er ließ den Blick über die schäbigen Tische und Stühle schweifen, die sich in dem einzigen Raum seiner Schenke verteilten. Sie mochten schäbig sein, doch sie genügten und den Männern war es egal, wie es hier aussah. Sie interessierten sich für andere, ganz andere Dinge.
    »Lona! Mela!«, rief er ungeduldig. »Im Namen der Götter - wo bleibt ihr? Kommt schon – oder ich mache euch Beine!«
    Auf der ihm gegenüberliegenden Seite des Schankraums führte eine offen stehende Tür in einen dunklen Flur, von dem aus eine Treppe nach oben zu den Schlafräumen und nach unten in den Keller führte, wo seine Vorräte lagerten. Von dort waren erschrockene Rufe zu hören, dann tauchten zwei junge Frauen auf, die unterwürfig und schuldbewusst in seine Richtung starrten.
    »Na endlich«, knurrte er, »ihr werdet immer langsamer, als wäret ihr schon alte Weiber!« Er warf einen prüfenden Blick über ihre Aufmachung, nickte dann zufrieden mit dem Kopf.
    Sie waren nur spärlich bekleidet, was ihre Rundungen auf anzügliche Weise betonte, und ihre Aufgabe war es, den Männern Getränke zu bringen und für gute Stimmung zu sorgen. Männer, das wusste Frerin nur zu gut, tranken mehr, wenn einige gut aussehende, halb nackte Frauen um sie herumschwirrten. Und solche Frauen zu finden fiel an einem Ort wie Boram nicht schwer. Wenn er
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