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Der unsterbliche Highlander

Der unsterbliche Highlander

Titel: Der unsterbliche Highlander
Autoren: Karen Marie Moning
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Einstellungsgespräch geübt und sie wirksam ermutigt hatte, war Gabby in Topform gewesen und ruhig und gefasst geblieben. Die distanzierte Miss Temple zeigte sich beeindruckt von Gabbys akademischen Leistungen, und Gabby war fast sicher, dass die Kanzlei vorhatte, eine Frau einzustellen (man konnte mit diesen Chancengleichheitsstatistiken nicht vorsichtig genug sein), und damit hätte sie die meisten Mitbewerber schon hinter sich gelassen. Das Essen verlief reibungslos bis zu dem Moment, in dem sie das Restaurant verließen und auf die Fifth Street traten.
    Als Miss Temple die entscheidende Einladung zu einem zweiten Interview mit den Partnern in der Kanzlei aussprach (das niemals arrangiert werden würde, wenn die Kanzlei nicht ernsthaft in Erwägung zog, ihr ein Angebot zu machen - Freude über Freude!), schlenderte ein betörendes, muskelbepacktes männliches Feenwesen zwischen ihnen hindurch, mit dieser aufreizenden Art, die besagte: »Ich bin ja so perfekt; bestimmt wünscht ihr euch alle, so toll zu sein wie ich.« Er kam Gabby so nah, dass sein goldenes Haar ihre Wange streifte - es fühlte sich an wie ein sinnlicher, hauchdünner Seidenstoff.
    Der berauschende Duft nach Jasmin und Sandelholz hüllte sie ein, und die Hitze, die der kraftvolle Körper verströmte, liebkoste sie wie eine schwüle, erotische Brise. Sie musste all ihre Selbstbeherrschung aufbringen, um nicht zurückzuweichen und ihm Platz zu machen.
    Oder schlimmer noch: um nicht der ständigen Versuchung nachzugeben und dieses umwerfende, goldbraune Geschöpf zu berühren. Wie oft hatte sie schon davon geträumt, das zu tun! Sich eine winzige Berührung mit einem Feenwesen zu stibitzen. Und endlich herauszufinden, ob die Haut tatsächlich so samtweich war, wie sie aussah.
    Du darfst dir niemals anmerken lassen, dass du sie sehen kannst, Gabby.
    Die unmittelbare Nähe des Feenmannes verwirrte Gabby so sehr, dass ihr der Becher mit dem geeisten Kaffee, den sie im Restaurant zum Mitnehmen gekauft hatte, aus der zittrigen Hand glitt. Er fiel auf den Gehsteig, der Deckel sprang ab, und der Kaffee spritzte auf die untadelige Miss Temple.
    Genau in diesem Augenblick drehte sich der Feenmann um und sah sie aus leicht zusammengekniffenen schillernden Augen an.
    In ihrer Panik konzentrierte Gabby ihre ganze Aufmerksamkeit auf die besudelte Miss Temple. Mit dem Enthusiasmus, der einer Hysterie recht nahe kam, zerrte sie Papiertücher aus ihrer Handtasche und wischte hektisch über die Kaffeeflecken, die sich auf dem bis vor kurzem noch makellos elfenbeinfarbenen Kostüm ausbreiteten. Dieses Kostüm hat weitaus mehr gekostet, als ich in einem Monat verdienen kann, dachte Gabby niedergeschlagen.
    Sie plapperte wild drauflos, entschuldigte sich für ihre Tollpatschigkeit und führte alle möglichen Gründe für das Missgeschick an - sie hätte zu viel gegessen, sei es nicht gewöhnt, auf so hohen Absätzen zu laufen und schrecklich nervös wegen des Bewerbungsgesprächs -, und innerhalb von Sekunden vernichtete sie das Image als nüchtern-sachliche, selbstbewusste, angehende Juristin, an dem sie während des Essens so gewissenhaft gearbeitet hatte.
    Aber ihr blieb keine andere Wahl.
    Um dem Feenwesen glaubhaft vorzuspielen, dass sie es nicht gesehen hatte und nur ein ungeschickter Mensch - nichts anderes - war, musste sie sich so verrückt aufführen und ihre Glaubwürdigkeit bei ihrer potentiellen Arbeitgeberin sabotieren.
    Und sie hatte sie wirksam sabotiert.
    Miss Temple schlug Gabbys fuchtelnde Hände weg, strich ihr ruiniertes Kostüm glatt und steuerte verärgert ihren Wagen an, blieb noch einmal kurz stehen und sagte über die Schulter: »Wie ich Ihnen bereits sagte, Miss O'Callaghan, unsere Kanzlei vertritt nur anspruchsvolle Klienten. Sie können ziemlich schwierig, eigenwillig und reizbar sein. Und das ist auch verständlich. Wenn Millionen auf dem Spiel stehen, hat ein Mandant jedes Recht, nur das Beste von uns zu erwarten. Wir bei Temple, Turley und Tucker rühmen uns, auch bei größtem Stress unerschütterlich zu bleiben. Unsere Klienten verlangen von uns ein gewandtes und kultiviertes Benehmen und tadellose Arbeit. Ehrlich gesagt, Miss O'Callaghan, Sie sind zu fahrig und nervös für unsere Kanzlei. Ich bin sicher, Sie finden anderswo eine passende Stellung. Guten Tag, Miss O'Callaghan.«
    Gabby hatte das Gefühl, als hätte man ihr in die Magengrube getreten, während sie niedergeschlagen zusah, wie Miss Temple den Schlüssel für den
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