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Der Unheimliche Weg

Der Unheimliche Weg

Titel: Der Unheimliche Weg
Autoren: Agatha Christie
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alles über Toms erste Frau, Professor Mannheims Tochter, und Tom zu wissen. Er ist mir ganz ehrlich vorgekommen. Soll ich ihm etwa nicht trauen?«
    »Wir sind hier grundsätzlich misstrauisch.«
    »Ja, das ist es«, sagte sie zusammenschauernd, »hier in dem Haus mit den vielen dunklen Gängen ist es so unheimlich. Ich kann es nicht länger ertragen, dieses Sitzen und Warten und – ich muss hier weg. Die Freunde und Reporter bringen mich beinahe um mit ihrer Anteilnahme und Neugier. Ich muss fort. Mein Doktor sagt das auch. Er hat mir deshalb ein Attest geschrieben.«
    Sie fingerte in ihrer Handtasche herum, zog ein Papier heraus und gab es Jessop. Der warf einen flüchtigen Blick auf das Attest und reichte es ihr zurück.
    »Kann ich also reisen?«, fragte sie, sichtlich nervös.
    »Selbstverständlich, Mrs Betterton, warum denn nicht?«
    »Ich dachte, Sie hätten vielleicht etwas dagegen.«
    »Aber nein. Sie brauchen mir nur Ihre Adresse zu geben, damit wir uns mit Ihnen in Verbindung setzen können, wenn wir Nachrichten für Sie haben. Wohin wollen Sie übrigens gehen?«
    »Irgendwohin, wo viel Sonne ist und wo nicht so viele Engländer hinkommen. Spanien oder Marokko.«
    »Sehr schön. Ich wünsche Ihnen eine gute Reise.«
    »Vielen Dank, Mr Jessop.«
    Sie erhob sich erleichtert und ging rasch hinaus. Jessop sah ihr gedankenvoll nach und lächelte. Dann nahm er den Hörer ab und sagte: »Bitte, Major Boris Glyn.«

2
     
    E in etwa dreißigjähriger Mann von straffer Haltung trat ein. Im Gegensatz zu den meisten Leuten, mit denen Jessop zu tun hatte, zeigte er keine Nervosität.
    »Mr Jessop?«, begann er. »Ich möchte zunächst ein Empfehlungsschreiben meiner Botschaft überreichen. Ich bin geborener Pole und jetzt naturalisierter Amerikaner.«
    Jessop las die wenigen Zeilen und fragte höflich: »Womit kann ich Ihnen dienen?«
    »Ich bin gekommen, um mich zu erkundigen, was man inzwischen über Thomas Betterton erfahren hat. Man sagte mir, dass Sie, Mr Jessop, der zuständige Mann für diesen Fall seien.«
    »Vorläufig wissen wir leider noch nichts Genaues, Major Glyn.«
    »Ich dachte, man habe ihn vielleicht wegen irgendeines Auftrags verschwinden lassen – Sie verstehen – so unter der Hand.«
    »Mein lieber Major«, sagte Jessop, »Betterton war Wissenschaftler – also weder Diplomat noch Geheimagent.«
    »Ich verstehe. Aber die Etiketten stimmen nicht immer. Übrigens war Betterton durch seine Heirat mit mir verwandt.«
    »Sie sind, soviel ich weiß, Professor Mannheims Neffe?«
    »Oh, das wissen Sie auch schon. Sie sind offenbar gut unterrichtet.«
    »Bettertons Frau war hier und sagte, dass Sie ihr geschrieben hätten.«
    »Meine Mutter war Professor Mannheims einzige Schwester«, erklärte der Major. »Nachdem meine Eltern gestorben waren, wuchs ich bei meinem Onkel Mannheim und seiner Tochter Elsa auf. Dann kamen diese schrecklichen Zeiten – mein Onkel und Elsa flüchteten nach Amerika. Ich selbst ging in den Untergrund, und nach dem Krieg übernahm ich gewisse Aufträge. Als in Europa nichts mehr für mich zu tun war, wollte ich nach Amerika zu meinem Onkel und Elsa. Aber – sie waren beide nicht mehr am Leben. Betterton war nach England gegangen und hatte wieder geheiratet. So hatte ich zum zweiten Mal meine nächsten Verwandten verloren. Und dann las ich von dem rätselhaften Verschwinden Bettertons und möchte nun Genaueres wissen. Warum ist er verschwunden, Mr Jessop?«
    »Wir wissen es nicht.«
    »Und was vermuten Sie?«
    »Der Fall Betterton«, bemerkte Jessop vorsichtig, »hat Ähnlichkeiten mit anderen Fällen, die schon weiter zurückliegen.«
    »Sind die Leute hinter dem Eisernen Vorhang verschwunden?«
    »Das kann sein, Major, aber wir wissen es nicht.«
    »Ich interessiere mich übrigens lediglich für den Fall Betterton«, stellte der Major fest.
    »Entschuldigen Sie«, sagte Jessop, »aber Sie sind doch nur ein angeheirateter Verwandter Bettertons. Sie kannten ihn ja nicht einmal persönlich…«
    »Das stimmt«, gab der Major zu, stand auf und verbeugte sich steif. »Es tut mir leid, dass ich Ihre Zeit in Anspruch genommen habe. Besten Dank und leben Sie wohl.«
    Auch Jessop erhob sich.
    »Schade, dass wir Ihnen nicht helfen können. Aber der Fall liegt ziemlich im Dunkeln. Wo kann ich Sie übrigens erreichen?«
    »Über die amerikanische Botschaft. Vielen Dank.«
    Nochmals verbeugte sich Boris Glyn und verließ das Zimmer. Jessop lehnte sich in seinen Stuhl zurück.
    Ich habe
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