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Der Tristan-Betrug

Titel: Der Tristan-Betrug
Autoren: Robert Ludlum
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Postkarten gezeigt. Jetzt steckte er sie rasch in die Brusttasche seiner Uniformjacke zurück, aber Eigen sah noch, womit er sein Publikum erfreut hatte: mit altmodischen Aktaufnahmen von statuenhaften Frauen, die, nur mit Strapsen und Seidenstrümpfen bekleidet, alle möglichen lasziven Posen einnahmen.
    »Bitte. Sie waren trocken, als ich sie bekommen habe. Ich glaube nicht einmal, dass sie aus Kuba waren.«
    »Sie waren aus Kuba, Herr Standartenführer. Auf den Oberschenkeln einer kubanischen Jungfrau gerollt. Hier, rauchen Sie zur Abwechslung eine von diesen.« Der junge Mann griff in sein Smokingjackett und zog ein Samtetui mit mehreren Zigarren in Zellophanhüllen heraus.
    » Romeo y Julietas. Angeblich Churchills Lieblingsmarke.« Er zwinkerte dem Deutschen zu, als dieser eine Zigarre aus dem Etui zog.
    Ein Diener bot ihnen Kanapees auf einem Silbertablett an. »Gänseleberpastete, Messieurs?«
    Koller griff rasch zu und schnappte sich gleich zwei. Daniel nahm eines.
    »Danke, nicht für mich«, erklärte Wegmann dem Diener und den Umstehenden demonstrativ. »Ich esse kein Fleisch mehr.«
    »Heutzutage nur schwer zu bekommen, nicht wahr?«, fragte Eigen.
    »Darum geht's nicht«, stellte Wegmann fest. »Je älter ein Mann wird, desto konsequenter sollte er sich vegetarisch ernähren, wissen Sie.«
    »Ja, Ihr Führer ist auch Vegetarier, nicht wahr?«, sagte Eigen.
    »Ganz recht«, bestätigte Wegmann stolz.
    »Obwohl er manchmal ganze Länder verschlingt«, fügte Eigen gelassen hinzu.
    Der SS-Offizier funkelte ihn an. »Sie scheinen alles beschaffen zu können, Herr Eigen. Vielleicht könnten Sie etwas gegen die Papierknappheit in Paris unternehmen.«
    »Ja, die muss euch Bürokraten zum Wahnsinn treiben. Was tun Schreibstubenhengste ohne Papier?«
    »Heutzutage ist alles von minderer Qualität«, sagte Gruppenführer Koller. »Heute Nachmittag musste ich einen ganzen Bogen Briefmarken ausprobieren, um eine zu finden, die sich auf den Umschlag kleben ließ.«
    »Gibt's bei euch immer noch Briefmarken mit Hitlers Kopf darauf?«
    »Ja, natürlich«, sagte Koller unwirsch.
    »Vielleicht leckt ihr die falsche Seite an?«, fragte Eigen augenzwinkernd.
    Der SS-Gruppenführer lief vor Verlegenheit rot an und räusperte sich umständlich, aber bevor ihm eine Antwort einfiel, fuhr Eigen fort: »Sie haben natürlich völlig Recht. Die Franzosen können einfach keine deutsche Qualitätsarbeit liefern.«
    »Das war wie ein echter Deutscher gesprochen«, sagte Wegmann anerkennend. »Auch wenn Ihre Mutter Spanierin war.«
    »Daniel«, sagte eine tiefe Altstimme. Er drehte sich erleichtert um, weil sie ihm die Chance gab, von den deutschen Offizieren wegzukommen.
    Angesprochen hatte ihn eine stattliche Mittfünfzigerin, die ein mit Volants besetztes weites Blumenkleid trug, in dem sie ein wenig wie ein tanzender Zirkuselefant aussah. Madame Fontenoy hatte ihr unnatürlich schwarzes Haar, in das ein weißer Streifen Hermelinfell eingeflochten war, hoch aufgesteckt. Dazu trug sie riesige goldene Ohrringe, die Daniel als Louisdore, alte 22-karätige Goldmünzen, erkannte. Die schweren Münzen zogen ihre Ohrläppchen herunter. Als Gattin eines Vichy-Diplomaten war sie selbst eine prominente Gastgeberin. »Pardon«, sagte sie zu den deutschen Offizieren, »aber ich muss Ihnen den jungen Daniel entführen.«
    Madame Fontenoys Arm umfasste die Taille einer schlanken jungen Frau Anfang zwanzig in einem schulterfreien schwarzen Abendkleid: eine Schönheit mit jettschwarzem Haar und leuchtend graugrünen Augen.
    »Daniel«, sagte Madame Fontenoy, »ich möchte Sie mit Geneviève du Châtelet, der reizenden Tochter unserer Gastgeber, bekannt machen. Zu meinem Erstaunen habe ich gehört, dass ihr euch nicht kennt - sie ist bestimmt die einzige unverheiratete Pariserin, die Sie noch nicht kennen. Geneviève, das hier ist Daniel Eigen.«
    Als die junge Frau ihre schmale, langfingrige Hand ausstreckte, blitzte in ihren Augen eine Warnung auf. Sie war einzig und allein für Daniel bestimmt.
    Daniel ergriff ihre Hand. »Ich freue mich, Ihre Bekanntschaft zu machen«, sagte er mit einer angedeuteten Verbeugung. Gleichzeitig tippte sein Mittelfinger sanft an die Handfläche der jungen Schönheit und bestätigte so ihr stummes Warnsignal.
    »Monsieur Eigen kommt aus Buenos Aires«, erklärte die Matrone der jungen Frau, »aber er hat ein Apartment auf der Rive Gauche.«
    »Oh, sind Sie schon lange in Paris?«, fragte Geneviève du Châtelet mit
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