Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Traum aus dem unordentliche Zimmer

Der Traum aus dem unordentliche Zimmer

Titel: Der Traum aus dem unordentliche Zimmer
Autoren:
Vom Netzwerk:
sagte mir, sie würde nun zuerst einkaufen und dann in die Schule gehen, um das Stück anzusehen. Sie bat mich auf meine kranke Schwester aufzupassen und ihr hin und wieder etwas Limonade zu bringen. Dann verabschiedete sie sich und ich war wieder allein im Zimmer mit meinem Baum.
    Einige Minuten später kam sie wieder zurück. Sie hielt eine Schuhschachtel in der Hand. »Ich sehe, dass du traurig bist und ich verstehe dich. Es tut mir Leid, dass ich dir nicht helfen kann. Hier habe ich etwas, um dich zu beschäftigen, während ich weg bin. In der Schachtel sind die Dinge, die ich in deinen Hosentaschen gefunden habe. Du kannst sie durchsehen und alles, was du nicht mehr brauchst, wegwerfen. «
    »Ich werde alles wegwerfen, ich brauche nichts mehr davon«, erwiderte ich.
    »Das ist eine gute Idee«, meinte Mutter. »In deinem Zimmer ist ohnehin kein Platz mehr dafür.« Sie stellte die Schachtel auf den Boden neben den Baum und ging.
    Ich wollte die Sachen nicht durchsehen. Aber etwas in der Schachtel erregte meine Aufmerksamkeit. Dort, zwischen all den anderen Dingen, lag eine kleine Flasche mit einer dicken, weißen Flüssigkeit. Ich nahm die Flasche in die Hand. »Du wirst es brauchen«, hörte ich wieder die Frau mit den vielen Taschen sagen, die ich auf dem Weg zum Königsschloss im Geschichtenland getroffen hatte. Ich konnte mich gut erinnern, wie ich ihr geholfen hatte die Taschen zu tragen, als ich das erste Mal im Land der Geschichten war. Ich schaute die Flasche an und hörte wieder die Stimme: »Du wirst es brauchen, wenn die Mandarinenbäume blühen.«
    »Das ist heute«, sagte ich zu mir selbst. »Der Mandarinenbaum blüht und ich brauche es heute.« Sofort öffnete ich die Flasche und gab ein wenig von der Flüssigkeit auf meinen Finger. Vor dem Spiegel berührte ich damit einen roten Punkt in meinem Gesicht. Der Punkt verschwand und ebenso alle anderen roten Punkte, die ich mit der Zauberflüssigkeit berührte. Gut, ich war ein bisschen weiß im Gesicht, aber ich hatte keinen einzigen roten Punkt mehr. Also war ich gesund. Das war das, worauf ich gewartet hatte.
    Ich machte meiner Schwester eine Kanne Limonade und sagte zu ihr, dass ich müde wäre und in mein Zimmer ginge, um zu schlafen. Sie meinte, das sei eine gute Idee, denn ich sähe müde aus und sei ganz blass im Gesicht. Aber ich war gar nicht müde, ich sagte das nur so. Damit meine Schwester nicht hören konnte, dass ich das Haus verließ, kletterte ich aus meinem Zimmerfenster in den Garten. Dort holte ich meine halb trockene Hose von der Wäscheleine und zog dazu ein buntes Hemd meines Vaters an, weil meine Hemden noch ganz nass waren. Ohne Schuhe lief ich in die Schute. Ich rannte so schnell durch die Straßen, dass ich mich wie ein echter Waldkönig fühlte.
    Im Schulhof und in der Schule traf ich niemanden. Aber das hatte ich auch so erwartet. Alle saßen wahrscheinlich schon im Publikum. Keiner bemerkte mich, bis ich zur Garderobentür hinter der Bühne kam. Dort wollte ich mich ein wenig vom Laufen erholen, bevor ich hineinging. Die Tür war nicht ganz zu. Deshalb konnte ich hören, was unsere Lehrerin sagte: »Entschuldigt, Kinder. Wir können heute nicht spielen, vielleicht ein anderes Mal. Wie ihr schon wisst, bin ich von der Leiter gefallen, als ich heute das Bühnenbild gemalt habe. Mein Fuß ist verstaucht und ich habe große Schmerzen. Ich kann nicht mit euch auftreten.«
    Niemand sagte ein Wort. Dann meinte Birne: »Schade, dass Träumer nicht hier ist.«
    »Ich bin da!«, rief ich und öffnete die Tür.
    Die ganze Klasse kam, um mich zu begrüßen und zu umarmen, doch viel Zeit hatten wir nicht dafür, dann mussten wir auf die Bühne. Die Zeit, um das Stück aufzuführen, war gekommen.
    Wir spielten alle sehr gut. Es wurde ein großer Erfolg. Als Lena mich am Ende des Stücks küsste, applaudierten alle heftig. Die Leute standen sogar von den Sitzen auf und klatschten weiter. Meine Mutter auch. Ich konnte sehen, dass sie nicht böse war. Noch auf der Bühne umringten mich meine Freunde, um mir zu gratulieren. Eier und Zweier umarmten mich und sagten, ich wäre der Beste gewesen und hätte sicher wieder einen Preis gewonnen. Der Applaus hörte nicht auf. Wir mussten noch einmal vor den Vorhang. Ich war vorne, zwischen Birne und Lena.
    Ich hörte Birne sagen: »Das war wunderbar! Das ist die beste Musik, die ich jemals gehört habe.« Dann hörte ich Lena: »Träumer, träumst du schon wieder?« Sie küsste mich auf die Wange.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher