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Der träumende Diamant 2 - Erdmagie

Titel: Der träumende Diamant 2 - Erdmagie
Autoren: Shana Abé
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es nur sein konnte.
    Über ihrem Kopf durchschnitt etwas den Himmel, wand sich und leuchtete wie die Sichel des aufgehenden Mondes. Rasch sank es in den Wald nieder.
    Lia verschränkte die Arme vor der Brust und sah, wie es fiel.
    Sie würde bald ins Haus gerufen werden, und sie brauchte einen Plan.
     
    In der Londoner Luft hing schwer der Ruß und ein nasser, kalter Nebel, der sich unangenehm wie eine zweite Haut über sein Gesicht legte und ihm das Atmen schwer machte. Doch er war daran gewöhnt. In Wahrheit hieß er ihn gewöhnlich sogar willkommen, denn eine neblige Nacht bedeutete weniger Schatten. In seinem Geschäft waren Licht und Schatten genauso wichtig wie Einbrecherwerkzeuge, Gift und Messer.
    Das Einzige, was Zane am Nebel überhaupt nicht mochte, waren die Auswirkungen auf Schießpulver. Er hatte noch keine Sorte gefunden, die bei diesem feuchten Wetter nicht verklumpte und damit unbrauchbar wurde.
    In den langen Stunden draußen hatte sich sein Zopf gelöst, und seine Haare hingen entgegen der Mode und höchst auffällig hinab. Sie würden sich wohl dunkel von seiner Haut und dem trüben Weiß seines Halstuches abheben. Er hätte eine Perücke tragen sollen. Eine Perücke, einen billigeren Hut und einen schlichteren Übermantel, um weniger Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Aber was geschehen war,
war geschehen, und er war kein Mann, der sich lange mit Reue aufhielt. Die Menschen, die er in den vergangenen Tagen in die Enge getrieben hatte, wurden ohnehin viel zu gut bezahlt, als dass sie sich nicht ohnehin an sein Gesicht erinnern würden.
    Immerhin hatte er die heutige Nacht überstanden. Morgen würde er wieder von vorne beginnen, aber jetzt, in diesem Augenblick, war er hungrig und müde, und er freute sich sehr auf eine Mahlzeit und sein Bett - und auf das, was dort auf ihn wartete.
    Die Laterne unmittelbar hinter seinem Haus brannte schwefelgelb und sah aus wie eine sehr blasse Sonne, die vom Nebel erstickt wurde. Keines der kleinen, eng aneinandergebauten Häuser, an denen er vorbeikam, war in diesem schwachen Schein auch nur annähernd zu erkennen. Doch er fand seinen Weg, weil er ihn schon immer benutzte, weil er hier seit seiner Kindheit gelebt und sich die Straßen, das Pflaster und die Rinnsteine so gründlich eingeprägt hatte, dass er jede Gasse, jede Tür und jeden erdenklichen Fluchtweg kannte.
    Er machte sich selbst zu einem Teil der Nacht, ließ seine Schritte verstummen, ließ seinen Atem unhörbar werden, lauschte so intensiv in das Dunkel, dass sie wie sein eigener Herzschlag hallte, vertraut und ruhig.
    Dies war sein Reich, komme, was wolle. Dies war der Ort, den er für sich beanspruchte und verteidigte: ein winziges, armseliges Fleckchen Sicherheit inmitten von Chaos.
    Und so zählte Zane im Hinterkopf, jenseits jeder Wahrnehmung des Nebels oder der Laterne oder der erstickten Laute und des Stöhnens der Stadt seine Schritte.
    Zweiundzwanzig, dreiundzwanzig … Dort, im Vorderfenster
von Madame Dumonts zweistöckigem Haus, musste eine Öllampe flackern, um ihrem Nichtsnutz von Sohn, der die ganze Nacht herumhurte, den Heimweg zu weisen.
    Siebenunddreißig, achtunddreißig … Er machte einen Schritt über die hervorlugende Wurzel einer Ulme, die es schließlich geschafft hatte, den Gehweg in zwei Hälften zu spalten.
    Fünfundvierzig. Die schwarze Katze beobachtete ihn vom Dach des Hauses aus, das Lucy Brammel gehörte.
    Siebenundvierzig. Da war das lose Spalier, das die Katze benutzte, um das Dach zu erklimmen. Zane hatte es im letzten Januar vom Kaminschacht losgerüttelt, um zu sehen, ob es auch sein Gewicht tragen würde - was nicht der Fall war - und Lucy hatte es noch immer nicht bemerkt.
    Einundfünfzig .
    Er stockte: ein weiterer Reflex.
    Einundfünfzig markierte den ersten Schritt auf seinen Grund und Boden. Zu viele Männer entspannten sich, sobald sie ihre eigenen Türen erreicht hatten. Es war einer der einfachsten Orte, um jemanden zu töten.
    Aber Zane war nicht wie andere Männer. Er glich niemandem in dieser sauberen, angenehmen Straße, und das war eines der Dinge, die er an Bloomsbury am meisten schätzte. Obwohl es eine Nachbarschaft voller Schauspieler und Künstler war, entsprach es der Wahrheit, dass jeder hier unumstößlich, vorhersehbar, rundum gut war.
    Und es gab noch einen weiteren Vorteil für einen Mann, der nicht das war, was er zu sein vorgab: Leute seinesgleichen fielen nur umso mehr auf.
    Er schlüpfte um das Haus herum zur Hinterseite und
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