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Der träumende Delphin

Der träumende Delphin

Titel: Der träumende Delphin
Autoren: Sergio Bambaren
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das Meer erneut zu ihm sprechen wollte. Er hielt inne und lauschte:
     
Neue Welten zu entdecken wird dir nicht nur
Glück und Erkenntnis,
sondern auch Angst und Kummer bringen.
Wie willst du das Glück wertschätzen,
wenn du nicht weißt, was Kummer ist?
Wie willst du Erkenntnis gewinnen,
wenn du dich deinen Ängsten nicht stellst?
Letztlich
liegt die große Herausforderung des Lebens darin,
die Grenzen in dir selbst zu überwinden
und so weit zu gehen, wie du dir
niemals hättest träumen lassen.
     
    Durch diese erste Begegnung mit einem Wesen, das nicht zu seiner Insel gehörte, erkannte Daniel, daß die Welt gar nicht so klein war, wie man ihm erzählt hatte. Seine Unwissenheit, so wurde ihm jetzt bewußt, rührte daher, daß er geglaubt hatte, was man ihn lehrte, ohne auch nur zu fragen, woher dieses Wissen stammte.
    Seine Reise würde Daniel Delphin helfen, seinen Horizont zu erweitern und Dinge zu entdecken, von deren Existenz der Schwarm nicht einmal geträumt hätte!
     
    Dreißig Tage und dreißig Nächte lang reiste Daniel Delphin durch sein geliebtes Meer. Er schwamm von morgens bis abends und vertraute stets auf seinen Instinkt, während er nach den Zeichen Ausschau hielt, die ihn, wie das Meer es versprochen hatte, seiner Bestimmung entgegenführen würden.
    Als er wieder den schwarzen Rauch am Horizont entdeckte, beschloß er, obwohl er sich noch gut an die Angst des Wales erinnerte, der Sache nachzugehen.
    Während er sich der dunklen Silhouette näherte, bemerkte er, daß das Wasser immer trüber und schmutziger wurde. Ein Ölfilm begann an seiner Haut zu kleben. Tote Fische trieben vorbei. Dieser Anblick war so grauenvoll, daß ihm ganz schlecht davon wurde.
    Zuerst wollte er seinen Augen nicht trauen; diesem riesigen Ding gelang es irgendwie, mit Hilfe einer Art Netz alle Fische aus dem Wasser zu holen. Einige davon dienten auch Daniels Schwarm als Nahrung, aber andere waren nicht einmal eßbar!
    Daniel sah ungläubig zu, wie auch einige tote Delphine ins Meer zurückgeworfen wurden.
    Wie war so etwas nur möglich? Wer waren jene gefühllosen Geschöpfe, die ein so mörderisches Geschäft verrichteten?
    Und dann erinnerte er sich wieder an die Worte des Wales: »Hüte dich vor einem Geschöpf namens Mensch.«
    War dieses Wesen vielleicht Teil des Bösen, das -wenn man dem Delphinältesten Glauben schenkte -jenseits des Riffs existierte?
    »Von nun an«, dachte Daniel, »werde ich sehr vorsichtig sein.«
     
    Am nächsten Morgen gönnte sich Daniel eine Pause. Er war die ganze Nacht geschwommen, weil er sich so weit wie möglich von der schwarzen Silhouette, die alles Leben aus dem Meer sog, entfernen wollte.
    Als er gerade seine Reise fortsetzen wollte, bemerkte er einen sonderbaren Fisch, der seinen Kopf aus dem Wasser heraus und der Sonne entgegenstreckte.
    »Wer bist du?« fragte Daniel.
    »Man nennt mich den Sonnenfisch«, erwiderte der Fisch.
    »Was für ein lustiger Name«, dachte Daniel. »Was tust du, Sonnenfisch?«
    »Nachts schlafe ich, und am Tage folge ich der Sonne. Seit ich lebe, versuche ich Tag für Tag, sie zu berühren, bisher leider ohne Erfolg. Aber ich weiß, daß ich es eines Tages schaffen werde.«
    »Ist das dein Traum?« fragte Daniel.
    »Ja«, sagte der Sonnenfisch. »Ich habe immer davon geträumt zu erfahren, wie warm die Sonne wohl ist, wenn sie die ganze Welt am Leben erhält.«
    »Ich glaube nicht, daß es dir jemals gelingen wird, die Sonne zu berühren«, sagte Daniel. »Du bist dazu geboren, im Meer zu leben, und wenn du es verläßt, wirst du bestimmt sterben.«
    »Jeden Morgen geht die Sonne am Horizont auf, ganz gleich, was ich tue«, sagte der Sonnenfisch. »Ich spüre ihre Wärme, und diese Wärme erinnert mich an meinen Traum. Was würdest du denn in meiner Lage tun? Würdest du aus Angst vor dem Tod deinen Traum aufgeben, oder würdest du weiter versuchen, die Sonne zu berühren?«
    Daniel konnte dieses wunderbare Geschöpf einfach nicht anlügen. »Ich würde weiter versuchen, die Sonne zu berühren«, sagte er.
    »Dann werde ich sterben, während ich versuche, meinen Traum zu verwirklichen«, erwiderte der Sonnenfisch. »Das ist immer noch besser als zu sterben, ohne es überhaupt versucht zu haben.« Er starrte Daniel an. »Hast du auch einen Traum?«
    »Ja, die perfekte Welle zu finden, die mir zeigen wird, worin der Sinn meines Lebens liegt, wenn ich auf ihr reite«, sagte Daniel, und in seinen Augen glomm ein sonderbares Licht.
    »Na, das ist ja mal
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