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Der Totenschmuck

Titel: Der Totenschmuck
Autoren: Sarah Stewart Taylor
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aufgeregte Stimme Mrs Pitmans drang an ihr Ohr. »Das ist zwar etwas merkwürdig, aber eben hat die Polizei von Cambridge angerufen. Ein Detective Quinn. Er will mit jemandem reden, der sich mit Totenschmuck auskennt. Ich dachte natürlich an Sie, und er hat gesagt, dass er so schnell wie möglich mit Ihnen sprechen möchte. Obwohl es Sonntag ist. Ich … hier ist die Nummer.« Sweeneys gutes Gedächtnis merkte sie sich sofort. Schon nach dem ersten Freizeichen meldete sich eine jugendlich wirkende Männerstimme. »Quinn 6345.«
    »Ja, mein Name ist Sweeney St. George. Ich bin benachrichtigt worden, dass sich jemand bei Ihnen mit mir über Trauerschmuck unterhalten wollte.« Im Hintergrund hörte sie Telefone klingeln und ein gedämpftes Brummen emsiger Tätigkeit.
    »Hey, ich hab sie dran. Die Professorin!«, rief Quinn in den Raum. »Danke für Ihren Rückruf, Mrs St. George. Wäre es möglich, dass Sie zu uns ins Präsidium kommen? Wir haben hier allem Anschein nach Totenschmuck, der im Zusammenhang mit einem … äh … Verbrechen steht. Und wir wären sehr dankbar, wenn Sie uns einige Informationen darüber geben könnten.« Er hatte einen klassischen Bostoner Akzent, seine R verhallten im Äther. Quinn. Ein rechtschaffener Kerl, ein Ire aus Dorchester oder Revere, dachte Sweeney. Jeder war stolz, wenn ein Polizist aus ihm wurde.
    »Gut. Wann soll ich …?«

    »Ich bin jetzt hier, also wann immer es Ihnen passt.« Wannimmah. »Wenn es ein Problem gibt … Wissen Sie, wo das Präsidium ist?«
    »Ja, am Central Square, oder?«
    »Genau.«
    »Können Sie mir schon etwas über den Schmuck sagen? Soll ich irgendetwas mitbringen?«
    Er überlegte. »Ich denke, am besten kommen Sie einfach und sehen sich die Sachen an. Wenn Sie etwas brauchen, können Sie das später holen.« Er überlegte erneut und sagte dann: »Bis gleich.«

Vier
    Das Polizeipräsidium von Cambridge lag in der Western Avenue, direkt beim Central Square gegenüber vom Rathaus. Das Gebäude wirkte von außen baufällig, war mit beigefarbenen Backsteinen verklinkert und erinnerte an ein viktorianisches Gefängnis oder eine Besserungsanstalt. Als Sweeney aus ihrem Auto stieg und auf den Haupteingang zusteuerte, kam sie an zwei in Jeans und Lederjacke gekleideten Männern in ihrem Alter vorbei, die sich neben einem Wagen halblaut unterhielten. Als sie Sweeney erblickten, verstummten sie.
    In der ein paar Treppenstufen höher gelegenen Eingangshalle roch es nach Kreosot. Nachdem Sweeney sich bei einer jungen Beamtin hinter einer Glasscheibe angemeldet hatte, wandte sie sich den Fotografien zu, die an der hinteren Wand hingen. Von weitem schien es sich um die Porträts ehrwürdiger Beamter zu handeln, doch als sie näher herantrat, sah sie, dass es vermisste Kinder waren. Die aneinandergereihten unbeschwerten Schulporträts und Familienfotos verrieten nichts über streitende Eltern oder ein unglückliches Zuhause. Sweeney blickte in das Gesicht eines zehnjährigen Mädchens namens Soriah Diaz, die seit sechs Jahren vermisst wurde und vermutlich von ihrem Stiefvater gekidnappt worden war, und kehrte dann der Wand den Rücken zu.
    Weil es nichts anderes zu lesen gab, griff sie nach einer Broschüre, die an der Wand in einem Plastikschuber steckte.

    Der private Sicherheitsplan lautete die Überschrift. Sie haben ein Recht auf Sicherheit . Im Innenteil war aufgelistet, was man als Opfer von häuslicher Gewalt tun und nicht tun sollte: Sicherheit bei einer Auseinandersetzung . »Wenn ein Streit unvermeidbar scheint, versuchen Sie, sich in einem Raum aufzuhalten, der eine Fluchtmöglichkeit bietet. Versuchen Sie, sich von Küche, Badezimmer, Schlafzimmer oder jedem anderen Raum fernzuhalten, in dem sich Waffen befinden können.«
    Sie las, wie man sich auch nach Befolgen dieser Sicherheitsmaßnahmen weiterhin nicht in Gefahr begab, als eine Stimme sie mit »Ms St. George?« ansprach. Als sie aufblickte, sah sie einen gut aussehenden Typen in einem steifen, blau karierten Baumwollhemd und Khakihosen, der von ihrem Anblick sehr erstaunt zu sein schien.
    Seine Steifheit machte ihr schlagartig ihre wilde rote Lockenmähne, ihren verschlissenen Overall und ihr Sweatshirt im Jackson-Pollock-Stil mit Farbklecksen vom Wohnzimmerstreichen bewusst.
    »Ich bin Detective Quinn«, stellte er sich vor. »Danke, dass Sie gekommen sind.«
    Detective Quinn sah so jung aus, wie er am Telefon geklungen hatte, kaum älter als ein Teenager, aber als er Sweeney musterte, hob die
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