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Der Totenschmuck

Titel: Der Totenschmuck
Autoren: Sarah Stewart Taylor
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Vorstellung, dass Marino auf Cowboy- und Ranchertöchter und Sonnenuntergänge in der Wüste abfuhr.
    Marino nahm seinem früheren Partner den Tod übel, denn aufgrund der Art, wie er gestorben war, konnte er unmöglich mit der gleichen Ehrfurcht von ihm sprechen wie seine Kollegen über ihre eigenen, in dienstlicher Pflicht heldenhaft gestorbenen Partner. Und er verabscheute seinen Posten in der Abteilung, der, wie Quinn schnell herausfand, nicht besonders sicher war. Marino und Quinn wurden von dem Lieutenant, dem die Leitung des Morddezernats oblag, Fälle entzogen, wenn sie zu knifflig wurden, und Quinn wusste, dass
sie nicht die erste Wahl und nur mit diesem Fall betraut worden waren, weil der Tote sonntagmorgens entdeckt worden war.
    Er wusste außerdem, dass Marino ihn nicht mochte. In Quinns zweiter Woche war er aus seiner Kaffeepause zurückgekommen und hatte Marinos Bemerkung, er sei ein Collegejunge, geflissentlich überhört und war seitdem stets auf der Hut. Aber Marino war erfahren in seinem Job und hatte einen guten Instinkt. Quinn konnte von ihm lernen.
    Er betrachtete die Brosche und versuchte, nachdenklich zu wirken. Dann sagte er: »Ich habe mal ein Seminar über Englische Geschichte belegt und erinnere mich an das Thema Totenschmuck. Dieses Stück könnte gut dazu passen.«
    »Okay«, erwiderte Marino. »Was fällt dir sonst noch auf?«
    Quinn ließ sich Zeit, musterte den Rücken des Jungen und die Krawatten, bevor er fortfuhr. »Also, offensichtlich ist der Tod durch Ersticken eingetreten, aber wir müssen den Obduktionsbericht abwarten, um sicherzugehen.«
    »Gut«, befand Marino. »Noch was?«
    Quinn schnupperte. »Na ja, ich werde eine Giftstoffuntersuchung veranlassen. Er stinkt nach Alkohol. Tequila.«
    »Und nicht zu knapp. Und sonst?«
    Quinn ließ seinen Blick durch das Schlafzimmer schweifen, betrachtete die Details und blendete die Geräuschkulisse der Wohnung aus. Er ging in die Hocke und besah sich alles aus der Mäuseperspektive. »Aha, daher kommt der Tequila«, sagte er und zeigte auf eine halbleere Flasche unter dem Bett. Auf der Erde standen ein paar verstaubte, ordentlich beschriftete Schachteln - BÜCHER, SWEATSHIRTS und VERSCH. -, ein Paar Anzugschuhe, Wollmäuse und ein kleines Notizbuch. »Ein Notizbuch liegt auch da unten«, stellte er fest. »Schau dir das mal an, es ist nicht so staubig wie der restliche Kram. Vielleicht wurde es erst vor kurzem da hingelegt.«

    »Was? Mist, du hast Recht. Gut beobachtet, Quinn.« Marino grinste, und Quinn war übermäßig zufrieden.
    »Was ist mit Selbstmord? Denkst du, er hat es selbst getan?«
    Quinn stellte sich breitbeinig vor das Bett. Er beugte sich über die Leiche, hielt die Hände über beide Bettpfosten ausgestreckt und achtete darauf, weder die Pfosten, Krawatten noch die Arme des Toten zu berühren.
    »Ich weiß es nicht«, meinte er. »Das wäre schwierig. Ich glaube, beim Fesseln hat ihm jemand geholfen. Und jemand hat ihm den Schmuck angeheftet, als sein Kopf schon in der Plastiktüte gesteckt hat. Da könnte auch Sex mit im Spiel gewesen sein. Er hat sich betrunken, hat jemanden zu sich nach Hause eingeladen und sich fesseln lassen.«
    »Ja«, gab Marino zurück. »Ich glaube, du hast Recht. Wir sehen erst mal, ob wir sexuelle Kontakte ausschließen können - hetero- und homosexuelle. Bis dahin gehen wir davon aus, dass der Schmuck nur irgend so eine verrückte Idee von ihm war, die ihn angetörnt hat. Aber das will ich auch überprüfen, falls es Hinweise auf einen Ritualmord gibt. Versuch, jemanden an der Universität oder im Museum zu erreichen. Wir befragen seine Familie dazu, aber vorher möchte ich die Meinung eines Experten einholen.«
    Marino winkte ihn nach draußen auf den Flur und entließ ihn.
    Die Telefonate waren rasch erledigt, doch da es Sonntag war, wurde ihm die private Nummer des Leiters des Instituts für Kunstgeschichte nicht ohne Umschweife genannt. Aber die Telefonistin gab nach, als Quinn erklärte, dass er vom Polizeipräsidium in Cambridge aus anrief. Wenige Minuten später sprach er mit der Frau des Leiters, die ihm beschied, er sei nicht zu Hause, und ihm die Nummer der Sekretärin gab. Als er diese an der Strippe hatte, erkundigte er sich, ob es jemanden gab, der auf Totenschmuck spezialisiert sei, vorausgesetzt, man nannte das so.

    »Ah, dann wollen Sie mit Prof. St. George sprechen. Prof. St. George kennt sich aus mit dem Tod. Geben Sie mir Ihren Namen und Ihre Nummer, dann rufe ich sie
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