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Der Tote vom Maschsee

Der Tote vom Maschsee

Titel: Der Tote vom Maschsee
Autoren: Susanne Mischke
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auszurüsten.
    Jule überwindet das aufsteigende Ekelgefühl und examiniert den Fund,
was ein paar grün schillernde Fliegen zur Flucht veranlasst.
    Â»Und?«, fragt Fernando.
    Â»Eine Zunge.«
    Â»Tier oder Mensch?«
    Â»Mensch.«
    Â»Bist du sicher?«
    Â»Ziemlich. Ich schlage vor, wir lassen sie möglichst rasch in die
Rechtsmedizin bringen. Oder willst du den Arzt hierher bitten?«
    Â»Nein. Aber das Fünf-eins-Ka muss her. Das ist die Kriminaltechnik –
Erkennungsdienst, Spurensicherung und so«, fügt er erklärend hinzu.
    Jule weiß, was das Dezernat 5.1.K tut, aber sie nickt
geflissentlich. Sicher meint er es gut. Ein bisschen Imponiergehabe ist bei
Männern seines Schlages wohl unvermeidbar.
    Â»Das ganze Gelände muss abgesucht werden, am besten mit Hunden.
Vielleicht liegen da noch mehr Teile herum«, meint Fernando. Er wendet sich an
die Stöckener Kollegen und bittet sie, den Friedhof für Besucher sperren zu
lassen. Dann kämmt er sich mit der Hand durch die Locken, zückt sein Handy und
sagt: »Ich frag lieber noch mal den Alten, ehe ich die ganze Truppe hier
auflaufen lasse.«
    Die neue Kollegin zuckt mit den Schultern.
    Wahrscheinlich hält sie mich jetzt für inkompetent, denkt Fernando,
während er seinem Chef das Problem schildert.
    Â»Eine Zunge? Von einem Menschen?«, hört er daraufhin Völxen fragen.
    Â»Ja, wir glauben schon. Wir sind natürlich nicht hundertprozentig
sicher. Das Ding könnte auch von einem Schaf sein.«
    Â»Ich warne dich!«, knurrt es aus dem Apparat.
    Â»Soll ich die Fünf-eins-Ka anfordern und das Gelände von der
Hundestaffel absuchen lassen, falls da noch mehr liegt?«
    Â»Ja klar, was denn sonst?«, schnauzt Völxen.
    Bis die angeforderten Einheiten eintreffen, nehmen sich
Fernando und Jule die beiden Finder der Zunge, Walter Schmiedel und Edwin
Elsemann, vor, die folgsam Rede und Antwort stehen: Nein, sie haben keine
verdächtigen Personen gesehen, eigentlich gar niemanden. Nein, gestern hat die
Zunge noch nicht auf der Grabstätte gelegen, da ist sich Walter Schmiedel ganz
sicher.
    Eine halbe Stunde später wimmelt es von Uniformen, Hunden und den
weiß gewandeten Beamten der Spurensicherung, die ihre Ausrüstung rund um das
Grab aufbauen.
    Jule und Fernando beobachten die Männer, die hinter den Hunden
langsam und suchend über den frisch gemähten Rasen schreiten.
    Â»Hoffentlich irrst du dich nicht, und das Teil stammt nicht doch nur
von einem Tier«, meldet Fernando leise Zweifel an.
    Â»Ich hab mal ein Praktikum in der Rechtsmedizin gemacht. Den
Rasenschnitt von heute Morgen sollten wir sicherstellen«, schlägt Jule vor.
    Â»Gute Idee.«
    Â»Ich glaube aber nicht, dass man hier noch was findet.«
    Â»Warum nicht?«, fragt Fernando.
    Â»Da war nirgendwo Blut. Wenn hinter der abgeschnittenen Zunge ein
Tötungsdelikt steckt, dann ist es bestimmt woanders passiert.«
    Â»Wenn«, betont Fernando.
    Beide verstummen für ein paar nachdenkliche Minuten.
    Â»Du kannst jetzt von mir denken, was du willst, aber ich habe einen
saumäßigen Hunger«, gesteht Fernando.
    Â»Ich auch«, bekennt Jule, die ohne Frühstück aus dem Haus gegangen
ist.
    Â»Dann lass uns doch … ach, Scheiße!«, unterbricht sich Fernando und
eilt zu einem der Männer in Weiß. »Muss die Zunge noch da liegen?«
    Â»Nein, die kann weg. Wir sind schon fertig mit den Fotos.«
    Â»Schnell, bitte. Da hinten kommt Markstein, der Arsch.«
    Zwei Streifenbeamte nehmen den Plastikbeutel mit der Zunge entgegen.
    Â»Das muss ins Rechtsmedizinische Institut. Geht hintenrum raus«,
bittet Fernando.
    Mit weit ausgreifenden Schritten strebt ein Mittdreißiger auf sie
zu. Er trägt Cowboystiefel und sein langer, tief geschlitzter Trenchcoat
flattert eindrucksvoll hinter ihm her. Er sieht aus, als wäre er gerade vom
Gaul gestiegen und hätte unterwegs den Kopf in einen Brunnentrog gesteckt, aber
seine schulterlangen mausbraunen Haare sind nicht nass, sondern fettig. Ihm
folgt ein Fotograf, der schon auf dem Weg wild um sich knipst.
    Â»Ich hörte etwas von einem Leichenteil, das hier liegen soll?«
Marksteins Wieselaugen mustern auffordernd die Runde.
    Niemand antwortet.
    Â»Herr Kommissar, bitte, ein Statement.«
    Â»Wenden Sie sich an die Pressestelle, Herr Markstein.«
    Der Reporter wendet sich jedoch lieber an Jule
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