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Der tote Moench

Der tote Moench

Titel: Der tote Moench
Autoren: Marco Sonnleitner
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folgten dem Mann zum Rand der Fahrbahn. Hinter ihnen fuhren die ersten Autos an, und auch der Motor des Trucks röhrte laut auf. Immer mehr Tropfen klatschten auf den heißen Asphalt.
    »Entschuldigen Sie.« Justus hatte den Chinesen eingeholt. »Geht es Ihnen wirklich gut? Es wäre vielleicht besser, wenn wir Sie nach Hause brächten. Wir würden das gerne für Sie tun.«
    Der Mann drehte sich um und wollte eben etwas erwidern, als ihm auf einmal die Knie einknickten. Gerade noch rechtzeitig fingen ihn Justus und Peter auf.
    »Wir werden Sie nicht alleine lassen«, sagte Peter. »Wir müssen einen Krankenwagen holen.«
    »Nein, bitte!«, stöhnte der Mann. »Nur nach Hause bringen, nur nach Hause.«
    »Aber Sir, Sie –«
    »Bitte nach Hause! 34 Hillside Drive, bitte! Oben, auf Hügel«, flehte der Mann. Dann sank er bewusstlos in Peters Arme.

Lo Wang
    Während nun vollends der Regen einsetzte und die drei ??? noch unschlüssig am Rand der Fahrbahn standen, hielt plötzlich ein Auto neben ihnen. Die Scheibe fuhr herunter, und eine ältere Frau mit hochgesteckten, blondierten Haaren beugte sich aus dem Fenster.
    »Herr Wang!«, rief sie erschrocken. »Um Gottes willen! Was ist passiert?«
    »Sie kennen den Mann?«, fragte Justus.
    »Ja sicher, er ist der Gärtner von, äh, Christine. Was ist mit ihm?« Hektisch schnallte sie sich ab und stieg aus ihrem Wagen.
    »Er wäre fast von einem Truck überfahren worden«, erklärte Peter.
    »Lieber Himmel!« Die Frau schlug die Hände vor den Mund. »Ich dachte mir schon, dass was passiert sein muss, als ich dahinten im Stau stand. Aber ausgerechnet Herrn Wang! Du liebe Güte. Ist er verletzt?«
    »Wir glauben nicht«, antwortete Bob. »Wir wollten aber trotzdem einen Krankenwagen rufen. Doch er weigerte sich beharrlich und wollte nur nach Hause. Und dann fiel er in Ohnmacht.«
    Die Frau zögerte keine Sekunde. »Steigt ein. Ich fahr euch rauf. O Gott, o Gott, o Gott. Was für ein Schreck!«
    Zusammen hievten die drei Jungen den bewusstlosen Chinesen auf den Rücksitz. Als sie eingestiegen waren, fuhr die Frau los. In einiger Entfernung zuckte ein Blitz vom Himmel, und kurz darauf donnerte es.
    »Ich bin Florence Parton. Ich wohne ein paar Häuser von Christine entfernt oben in den Hügeln.« Sie setzte den Blinker und bog links ab.
    Die drei Jungen stellten sich ebenfalls vor. Aber Mrs Parton ließ sie kaum ausreden, sondern sprach sofort weiter: »Herr Wang ist Gärtner bei Christine, solange ich denken kann. Oder war’s davor sein Vater? Egal. Jedenfalls schon ewig. So ein ruhiger und bescheidener Herr. Und jetzt das!« Die Frau schüttelte bestürzt den Kopf. »Christine wird das Herz stehen bleiben.«
    »Christine?«, wagte Justus zu unterbrechen in der Hoffnung, mehr als nur einen Vornamen zu erfahren.
    Mrs Parton bog rechts ab und fuhr dann eine steile Straße hinauf. Weiter oben tauchten zwischen verwaschenen Regenbahnen erste Häuser auf, die hinter großzügigen Gärten lagen. »Christine Harkinson. Eine Seele von einem Mensch! Hach, die Ärmste.« Ein lautes Seufzen folgte.
    Peter warf Bob einen verständnislosen Blick zu. Seiner Meinung nach war es doch eher Herr Wang, der arm dran war. Bob zuckte mit den Schultern.
    »Und so kreativ!«, fuhr Mrs Parton begeistert fort. »Sie ist eine begnadete Bildhauerin, müsst ihr wissen.« Das Getriebe knirschte laut, als sie einen Gang zurückschalten musste. Der Regen wurde überraschenderweise wieder etwas schwächer. Offenbar fuhren sie dem Gewitter davon oder es löste sich wieder auf.
    »Sie und Mrs Harkinson kennen sich gut?«, fragte Justus höflich.
    »Wir beide verstehen uns prächtig. Sie ist eine ganz enge Freundin von mir. Vor allem seit ihr Mann – Gott hab ihn selig – vor drei Jahren verstorben ist.« So wie Mrs Parton das sagte, hörte es sich an, als könnten die beiden Damen keine Sekunde ohne einander verbringen.
    Peter rollte mit den Augen. Kaum zwei Minuten und schon konnte er auf die Bekanntschaft von Mrs Parton verzichten. Sachte, sachte!, bedeutete ihm Bob mit einer Handbewegung.
    »Wir haben ja so viel gemeinsam!«, flötete sie weiter und fuhr schwungvoll in eine kleine Seitenstraße.
    Herr Wang stöhnte leise auf dem Rücksitz. Flatternd hoben sich seine Augenlider, als er benommen murmelte: »Wo bin ich?«
    »Gleich zu Hause«, erwiderte Justus. Und zu Mrs Parton gewandt: »Wie lange, denken Sie, dauert es noch? Mister Wang muss sich unbedingt ausruhen.«
    »Wir sind schon da! Das da vorne ist
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