Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der tote Moench

Der tote Moench

Titel: Der tote Moench
Autoren: Marco Sonnleitner
Vom Netzwerk:
sich mittlerweile ein kleiner Stau gebildet. Die Autos hätten sich nur mühsam zwischen Anhänger und Bankett hindurchzwängen können, aber die vorderen Fahrzeuge waren ohnehin stehen geblieben. Weiter hinten erklang wütendes Hupen, und die ersten Fahrer stiegen bereits aus ihren Wagen.
    »Könnt ihr was erkennen?« Bob reckte den Hals.
    »Nein. Kommt weiter«, antwortete Justus leise.
    »Nicht gut, gar nicht gut«, murmelte Peter und folgte seinen beiden Freunden mit weichen Knien.
    Wer geschrien hatte, war tatsächlich nicht auszumachen. Das musste nichts, konnte aber auch das Schlimmste bedeuten. Voll banger Erwartungen liefen die drei Jungen an den Autos vorbei und näherten sich dem Unfallort.
    Kurz bevor sie ihn erreicht hatten, sahen sie, wie sich die Fahrertür des Trucks öffnete. Ein glatzköpfiger, äußerst beleibter Mann hangelte sich die Einstiegstreppe hinab, verschwand für einen Moment hinter der riesigen Kühlerhaube und tauchte dann vor seinem Lastwagen wieder auf. Mit hochrotem Kopf und wutverzerrtem Gesicht stampfte er los.
    »Bist du völlig irre?«, begann er lauthals zu schreien.
    Die drei ??? sahen sich kurz an und erhöhten ihr Tempo.
    »Haben sie dir das Gehirn amputiert, oder was?« Die Stimme des Lastwagenfahrers überschlug sich vor Zorn und Aufregung. »Hä? Ich fasse es nicht! Schläfst du? Bist du auf Drogen? Oder besoffen?«
    Endlich hatten die drei Jungen den Unfallort erreicht. Zwischen dem Truck und dem ersten Auto befand sich ein freier Platz, um den bereits ein paar Schaulustige standen. Und auf diesem Platz, nur wenige Handbreit vor der blitzenden Stoßstange des Trucks, saß kreidebleich, heftig atmend und allem Anschein nach völlig apathisch ein dürres, kleines Männchen auf dem Hosenboden. Doch so weit die drei ??? das auf den ersten Blick beurteilen konnten, war es unversehrt.
    »Gott sei Dank!«, entfuhr es Justus.
    »Das ist wohl gerade noch mal gut gegangen«, sagte Peter erleichtert und klopfte Bob auf den Rücken.
    Eine dickliche Frau drehte sich zu ihnen um. »Der Kerl ist ihm einfach so vor den Kühler gelaufen. Ist wie ein Blinder über die Straße, einfach so, ohne zu schauen. Hab’s genau gesehen. Ich habe gedacht, jetzt ist es aus mit ihm. Wahnsinn!«
    »Hörst du mich?« Der Truckfahrer hatte sich inzwischen vor dem Mann aufgebaut. Erst jetzt erkannten die Jungen, dass es sich bei dem Unfallopfer um einen Asiaten handelte, wahrscheinlich um einen Chinesen. »Du mich hören? Hallo?«, brüllte der Fahrer.
    Justus zwängte sich an der Frau vorbei und näherte sich dem aufgebrachten Mann, der förmlich vor Wut dampfte. »Entschuldigen Sie, Sir, aber ich glaube, der Herr da steht unter Schock«, sagte der Erste Detektiv vorsichtig. »Er kann Sie im Moment vermutlich gar nicht wahrnehmen.«
    »Der steht wohl schon den ganzen Tag unter Schock!«, polterte der Fahrer weiter. »Habt ihr das gesehen? Habt ihr gesehen, was der getan hat? Was hast du dir dabei gedacht, du Idiot? Rennt mir einfach so vor die Kühlerhaube!«
    »Sir, bitte beruhigen Sie sich doch.«
    »Wenn ich nicht augenblicklich auf die Bremse gelatscht wäre, könnten wir ihn jetzt von der Stoßstange kratzen!«
    »Sir, bitte!«
    »Der muss lebensmüde sein! Oder komplett verrückt!«
    So teilnahmslos der Chinese war, so außer sich war der Lastwagenfahrer. Justus gelang es kaum, ihn zu beruhigen. Während er weiter mäßigend auf ihn einredete, kümmerten sich Peter und Bob um den Chinesen.
    »Hallo? Geht es Ihnen gut?« Behutsam berührte ihn Bob an der Schulter.
    »Sind Sie verletzt?«, fragte Peter.
    »Hallo, Mister? Können Sie mich verstehen?«
    Doch der Chinese war auf seine Art genauso wenig zugänglich wie der Brummifahrer. Er schien die beiden Jungen nicht einmal zu hören, geschweige denn, dass er mit ihnen redete. Wie in Trance starrte er vor sich hin, atmete flach und schnell und blinzelte überhaupt nicht. Nur die Hände zitterten ruhelos.
    »Der steht völlig unter Schock«, stellte Bob fest. »Am besten, wir rufen einen Krankenwagen.«
    »Von den Gaffern hier ist sicher noch keiner auf diese Idee gekommen«, sagte Peter ärgerlich und nickte zu den Schaulustigen hin. Neugierig blickten sie zu ihnen herüber, machten aber keine Anstalten zu helfen. »Solche Pfeifen. Gut, dass ich mein Handy dabeihabe.«
    Doch als Peter gerade die Notrufnummer wählen wollte, kam auf einmal Leben in den Chinesen.
    »Nein, bitte sehr, keinen Krankenwagen«, sagte der Mann mit einem unüberhörbar
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher