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Der Todeskanal

Der Todeskanal

Titel: Der Todeskanal
Autoren: Isaac Asimov
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drückte auf einen kleinen Knopf, und die Doppeltür wich zur Seite. Der Patient fuhr in seinem Rollstuhl herein. Mit lebhaften Schritten folgte ihm die Schwester.
    »Sie können gehen, Schwester«, sagte der Chirurg. »Aber warten Sie draußen. Ich werde Sie rufen, wenn ich Sie brauche.« Er nickte dem medizinisch-technischen Assistenten zu, der mit der Schwester den Raum verließ. Die Tür schloß sich hinter ihnen.
    Der Mann in dem Rollstuhl bückte über seine Schulter und sah zu, wie die beiden hinausgingen. Er hatte einen dünnen, schlaffen Hals, und ein Netz von Falten zog sich um seine Augen. Er war frisch rasiert, und seine Finger, die sich fest um die Armlehnen des Rollstuhls klammerten, zeigte frisch manikürte Nägel. Er war Patient erster Klasse, und man behandelte ihn sehr zuvorkommend … Aber sein Gesichtsausdruck war mürrisch.
    »Fangen wir heute an?« fragte er.
    Der Chirurg nickte.
    »Heute nachmittag, Senator.«
    »Es soll doch einige Wochen dauern, nicht wahr?«
    »Nicht die Operation selbst, Senator. Aber wir müssen uns auch noch um einige Begleiterscheinungen kümmern. Der Kreislauf muß erneuert werden, ebenso muß der hormonelle Haushalt neu angepaßt werden. Das ist alles ziemlich kompliziert.«
    »Ist es gefährlich?« Dann schien er die Notwendigkeit zu spüren, eine freundliche Atmosphäre zu schaffen, und setzte, allerdings offensichtlich gegen seinen Willen, hinzu: »Doktor?«
    Der Chirurg schenkte den Bemühungen seines Patienten keine Aufmerksamkeit und sagte schlicht: »Alles ist gefährlich. Wir versuchen, die Gefahr möglichst auszuschalten. Die Zeit, die das kostet, das Zusammenwirken so vieler verschiedener Kräfte, die Instrumente, all das bewirkt, daß diese Operation nur an sehr wenigen Patienten durchzuführen ist …«
    »Ich weiß das«, sagte der Senator nervös. »Aber ich lehne es ab, mich deswegen schuldig zu fühlen. Oder wollen Sie mich unter Druck setzen?«
    »Keineswegs, Senator. Die Entscheidungen der Behörde sind nie in Frage gestellt worden. Ich erwähne die Schwierigkeit der Operation nur, um meinen Wunsch zum Ausdruck zu bringen, daß sie unter den bestmöglichen Bedingungen abläuft.«
    »Das ist auch mein Wunsch.«
    »Dann muß ich Sie bitten, eine Entscheidung zu treffen. Wir können Ihnen zwei Arten von Kyber-Herzen einpflanzen. Metall oder …«
    »Plastik!« sagte der Patient gereizt. »Diese Alternative wollen Sie mir doch anbieten, Doktor? Billiges Plastik. Das will ich nicht. Ich habe meine Wahl bereits getroffen. Ich will Metall.«
    »Aber …«
    »Hören Sie, es wurde mir doch gesagt, daß die Entscheidung bei mir liegt, nicht wahr?«
    Der Chirurg nickte.
    »Wenn es zwei Möglichkeiten gibt, die vom medizinischen Standpunkt gleichwertig sind, so liegt die Entscheidung beim Patienten. In der Praxis liegt die Entscheidung sogar dann beim Patienten, wenn die beiden Möglichkeiten nicht gleichwertig sind wie in diesem Fall.«
    Die Augen des Patienten verengten sich.
    »Wollen Sie mir etwa weismachen, daß ein Plastikherz besser ist?«
    »Das hängt vom Patienten ab. Meiner Meinung nach ist in Ihrem individuellen Fall ein Plastikherz tatsächlich besser. Es ist ein faseriges Kyber-Herz.«
    »Soweit ich orientiert bin, ist es ein Plastikherz.«
    »Senator«, sagte der Chirurg geduldig, »das Material ist nicht Plastik im üblichen Sinn des Wortes. Sicher, es handelt sich um ein polymeres Material, aber es ist viel komplexer als gewöhnliches Plastik. Es ist eine komplexe proteinähnliche Faser, die so entwickelt wurde, daß sie die natürliche Struktur des menschlichen Herzens, das in Ihrer Brust schlägt, möglichst genau imitiert.«
    »Genau. Und das menschliche Herz in meiner Brust ist alt und abgenutzt, obwohl ich noch nicht einmal sechzig Jahre alt bin. Ein solches Herz will ich nicht mehr. Ich will etwas Besseres.«
    »Wir alle wollen das Beste für Sie, Senator. Das faserige Kyber-Herz ist besser als das Metallherz. Es hat eine potentielle Lebensdauer von Jahrhunderten. Es ist absolut unallergisch …«
    »Und das Metallherz nicht?«
    »Doch«, erwiderte der Chirurg. »Das Metallherz ist aus einer Titan-Legierung, die …«
    »Und es nützt sich nicht ab? Es ist stärker als Plastik oder jede andere beliebige Faser?«
    »Das Metall ist physikalisch stärker, ja. Aber mechanische Stärke ist nicht das Wesentliche. Die mechanische Stärke bringt Ihnen keinen besonderen Vorteil, da das Herz gut geschützt ist. Wenn irgend etwas an das Herz
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