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Der Todeskanal

Der Todeskanal

Titel: Der Todeskanal
Autoren: Isaac Asimov
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erhalten. Die Paviane stehen noch am besten da, und das liegt sicher an ihren hündischen Eigenschaften, nicht an ihrem Verstand.«
    Kleine Schweißperlen bedeckten Ralsons Stirn.
    »Es ist doch klar ersichtlich, daß der Mensch als eine ganz bestimmte Spezies für die geschaffen wurde, die ihn studieren wollen. Im allgemeinen ist das Säugetier kurzlebig. Natürlich leben die größeren meist etwas länger. Und doch wird der Mensch etwa zweimal so alt wie die Menschenaffen, älter sogar als der Gorilla. Wir werden später reif. Es ist so, als hätte man uns sorgfältig ausgebrütet, damit wir etwas länger leben, so daß unser Lebenszyklus gerade richtig ist.«
    Er schlug sich mit der Faust gegen die Stirn.
    »Tausend Jahre sind gerade soviel wie der gestrige Tag …«
    Blaustein drückte hastig auf einen Knopf. Einen Augenblick lang kämpfte Ralson gegen den Wärter im weißen Mantel, dann ließ er sich willenlos abführen. Blaustein blickte ihm nach, schüttelte den Kopf und griff zum Telefon.
    »Inspektor«, sagte er, nachdem er sich mit Darrity hatte verbinden lassen, »ich muß Ihnen sagen, daß es leider noch sehr lange dauern wird.«
    Er lauschte und schüttelte den Kopf.
    »Ich weiß, wie dringlich die Angelegenheit ist.«
    Die Stimme, die aus dem Hörer klang, war blechern und rauh.
    »Doktor, das wissen Sie nicht. Ich werde Grant zu Ihnen schicken. Er wird Ihnen die Situation erklären.«
    Dr. Grant fragte, wie es Ralson ginge, und dann fragte er mit leiser Sehnsucht in der Stimme, ob er ihn sehen könne. Blaustein schüttelte sanft den Kopf.
    »Man hat mich zu Ihnen gesandt«, begann Grant, »damit ich Sie über den gegenwärtigen Zustand der atomaren Forschung in Kenntnis setze.«
    »So, daß ich es verstehen werde?«
    »Ich hoffe es. Die Lage ist ziemlich verzweifelt. Ich muß Sie daran erinnern …«
    »Ja, ich weiß. Die ängstliche Unsicherheit von euch Atomwissenschaftlern ist wirklich unverständlich. Ihr müßt doch wissen, daß diese Dinge nicht ewig verborgen bleiben können.«
    »Man muß mit dem Geheimnis leben. Es ist wie eine ansteckende Krankheit.«
    »Genau. Und um welches Geheimnis handelt es sich zur Zeit?«
    »Wir werden – oder wir könnten vielleicht bald ein wirksames Verteidigungsmittel gegen die Atombombe entwickeln.«
    »Und da macht ihr ein Geheimnis draus? Es wäre doch viel besser, wenn man das sofort in alle Welt hinausschreien würde.«
    »Um Himmels willen, nein! Hören Sie mir zu, Dr. Blaustein. Vorläufig existiert die Verteidigungsmöglichkeit nur auf dem Papier. Wir befinden uns im E = mc 2 -Stadium. In der Praxis sind wir noch nicht soweit. Es wäre falsch, wenn wir Hoffnungen wecken, die dann zunichte gemacht würden. Auf der anderen Seite, wenn es bekannt würde, daß wir uns schon beinahe gegen die Atombombe verteidigen können, entsteht vielleicht der Wunsch, einen Krieg zu beginnen und zu gewinnen, bevor die Verteidigungsmöglichkeit zufriedenstellend entwickelt werden kann.«
    »Das glaube ich nicht. Aber das tut nichts zur Sache. Welcher Art ist diese Verteidigungsmöglichkeit? Oder wagen Sie es nicht, mir noch mehr mitzuteilen?«
    »Doch. Ich muß Ihnen so viel sagen, wie es nötig ist, um Sie davon zu überzeugen, daß wir Ralson brauchen – und zwar möglichst schnell.«
    »Nun, dann reden Sie. Endlich erfahre ich auch einmal Geheimnisse. Ich fühle mich schon fast wie ein Regierungsmitglied.«
    »Sie werden mehr als die meisten anderen Regierungsmitglieder wissen. Sehen Sie, Dr. Blaustein, ich werde es Ihnen in der Laiensprache erklären. Die militärische Geschichte zeigt uns, daß stets Angriffs- und Verteidigungswaffen in gleichem Maß entwickelt wurden. Nur einmal schien sich die Kriegführung ganz auf den Angriff zu konzentrieren, und das war nach der Erfindung des Schießpulvers der Fall. Aber die Verteidigung holte bald auf. Der mittelalterliche Krieger, der in seiner Rüstung auf dem Pferd saß, wurde zum modernen Panzersoldaten, statt der steinernen Burgen haben wir nun die Betonbunker. Im Grund dasselbe, wenn man davon absieht, daß heute andere Größenordnungen herrschen.«
    »Sehr gut. Sie drücken sich recht klar aus. Und die Atombombe brachte wieder völlig neue Größenordnungen mit sich, nicht wahr? Um sich vor ihr zu schützen, helfen weder Beton noch Stahl.«
    »Richtig. Aber es nützt nichts, wenn wir immer dickere Wände konstruieren. Es gibt kein Material, das widerstandsfähig genug wäre. In einem Atomkrieg kann uns nur die
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