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Der Tod wartet im Netz (Die besten Einsendungen zum Agatha-Christie-Krimipreis 2011)

Titel: Der Tod wartet im Netz (Die besten Einsendungen zum Agatha-Christie-Krimipreis 2011)
Autoren: Cordelia Borchardt und Andreas Hoh
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Fischernetz, die eine so angenehme Atmosphäre zauberte.
    Ich quatschte dann, auf dem Rücken liegend, mit Alia (die in Wirklichkeit Lena heißt, sich aber gerne Alia nennt, na ja) und sah dabei ins Netz mit seinen kleinen Accessoires, dem Seestern, dem Skelett eines Seeigels, den Muscheln und – dem einen roten Licht.
    Ich bin ja nicht blöd. Langsam, okay. Aber definitiv nicht blöd!
    Und deshalb, wegen diesem verdammten Stecker, lieber Mark, ging dann alles seinen Weg. Ich wäre die Letzte, die in der Lage ist, den Lauf des Schicksals aufzuhalten. Einmal gestartet, spurtet es los. Das Schicksal meine ich.
    Das nächste Mal schlich ich, mit meinem Handy bewaffnet, in sein Arbeitszimmer. Er ist so ordnungsliebend wie ich, und ich fand in der obersten Schreibtischschublade exakt das, was ich erwartete: eine Liste, fein säuberlich in Excel erstellt, in der er alle seine Passwörter verewigt hatte. Ein kleiner Klick mit dem Fotohandy. Mehr nicht.
    Danach Spaghetti al Arabiata. Passte.

    Natürlich wollte ich nicht an sein Bankkonto. Und auch nicht in seinem Namen bei Amazon Bücher kaufen.
    Ich musste nicht lange suchen. Er hatte diesen Ordner in seinem Mailaccount, den hatte er Karla genannt.
    Alles war drin. Sauber geordnet. Das musste eine Art privates Netz sein, an die hundert Teilnehmer. Oder sollte man besser Mittäter sagen. Ich gebe zu, ich wirke ja oft ziemlich hartgesotten, aber ich habe beim ersten Mal einfach keine Luft mehr bekommen. Ich habe sonst nie Asthma oder solche Sachen. Aber egal, wie oft ich probiert habe, weiter in seinen Mails rumzustöbern, es kam immer wieder diese Enge in den Bronchien, eine Öffnung, vielleicht grade mal so dick wie eine Kugelschreibermine, durch die ich Luft holen musste.
    Aber dann, über ein paar Tage verteilt, peu à peu, Mail für Mail, verschaffte ich mir das vollständige Bild. Ein paar von denen lieferten und die anderen zahlten. Erst wurde ein neues »Werk« kurz beschrieben, dann ging Geld aufs Konto ein, dann wurde geliefert. Es gab Spezialisten. Für alles Mögliche. Tiere. Kinder. Da war mein toller Mark noch richtig normal. Er war der Mann für die Normalo-Erotik. Harmlose Utensilien, Latex und Co, bisschen Fetisch hie und da. Einige der Videos bot er frei an und andere wurden von den Typen in Auftrag gegeben. Sie konnten dann wählen, welche der Frauen und was sie dabei tun sollten.
    Es waren außer mir noch vier Frauen. Eine, eine Rothaarige, mit einer wilden, super aussehenden Mähne, schien die Chefbumserin vom Dienst zu sein. Karla, sicherlich ein Codename, denn mich nannte er offensichtlich Lizzy. (Arschloch! Da ist ja Alia noch besser!)
    Karla, die Lieblings-Haremsdame. In jeder Position gebumst, gevögelt und gepoppt. Und alles schön aufgezeichnet, teils im Auftrag, teils einfach so angeboten.
    Ich will nicht beschreiben, wie ich mich fühlte. Die Sätze, die er mir ins Ohr geflüstert hatte, ich finde es toll, eine so kreative Liebhaberin zu haben, und so weiter. Ich würde wahrscheinlich durchdrehen, wenn ich die Scham und dieses wahnsinnige Verarscht-sein-Gefühl genau beschreiben würde.
    Aber ich habe irgendwann so eine Art Motto, so einen Lebens-Satz in mein Hirn eingemeißelt. Da steht er. Für immer. Dauerhafter als jedes Tattoo.
    Und er lautet: Mich verarscht keiner!
    So hat Mark also zwei Fehler begangen, er hat das mit dem roten Lämpchen an der Videokamera nicht bedacht und er hat die Kraft eines ins Hirn eingemeißelten Satzes unterschätzt.
    Schöne Scheiße, lieber Mark. Schöne Scheiße!

    Ich kaufte eine rote Perücke, eröffnete das Nummernkonto in der Schweiz, und dann hieß es eben warten. Im Nachhinein würde ich sagen, das war das Schwierigste. Ich wusste, er ging manchmal auf solche Survival-Urlaube. Survival in the desert, wo der Mann wieder ganz Mann ist und so.
    Und ich musste ganz schön warten, aber schließlich kam's: Fünf Tage Survival im Schwarzwald. No E-Mail, no Handy, no garnix!
    Ich hatte volle fünf Tage, um mein Angebot über seine Mailadresse zu lancieren – natürlich von 'nem Internet Café aus, ich bin ja nicht bescheuert – und die Preise in die Höhe zu treiben. Ich hab dieses Angebot übrigens nicht erfunden, da war immer mal wieder eine Anfrage von einem dieser Typen, er nannte sich Hasso.
    Und sie bissen alle an.
    Dann musste der Schotter nur noch eintreffen, was er auch tat. Denen lief schon der Geifer aus dem Mund, so gierig waren sie.
    Wie schon gesagt, es gibt solche und solche Menschen. Manche
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