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Der Tod des Zauberers

Der Tod des Zauberers

Titel: Der Tod des Zauberers
Autoren: Horst Biernath
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nach Essigumschlägen...«
    »Schließlich hat sich dein Vater nicht beim Rasieren geschnitten!« sagte ich anzüglich und ziemlich scharf.
    Diesmal errötete er tief.
    »Entschuldige, Onkel Paul«, entgegnete er heftig, »aber wenn du dir einbildest, daß ich den Unfall von Paps auf die leichte Schulter nehme, dann irrst du dich!«
    »Das wollte ich damit nicht sagen«, murmelte ich, obwohl es durchaus in meiner Absicht gelegen hatte, ihn ein wenig gegen den Strich zu bürsten, denn ich hatte das Gefühl, er zeige sich ungewöhnlich dickfellig und mokiere sich über die Sorgen, die sich seine Mutter und Hansi um das Schicksal Stephan Textors machten. Und natürlich auch Sofie, die ja schon zum Textorschen Hause gehörte, bevor ich es kennengelernt hatte.
    »Es ist doch klar, daß die Kriminalbeamten bei euch waren, wenn dieser — wie hieß er doch gleich? — Manueli kurz vor seinem Tode bei euch gewesen ist. Das gehört eben zur Routine polizeilicher Untersuchungsmethoden. Die Leute suchen Anhaltspunkte, wo sie sie nur herbekommen können, wenn noch etwas unklar ist. Wie ist er eigentlich ermordet worden?«
    »Er wurde erschossen.«
    »Und weiß man, wer der Täter war?«
    »Bis jetzt noch nicht.«
    »Los, Alex, nun laß dich nicht ausquetschen und spiel mir keine Mimose vor. Gut, ich gebe zu, daß ich dir eine Spritze verpassen wollte, weil ich der Meinung war, du nähmest die Sorgen, die sich deine Mutter macht, nicht allzu ernst. Aber das ist vorbei. Da, die Friedenspfeife...« Ich schob ihm eine Zigarette zwischen die Lippen, und er nahm sie und klemmte sie sich hinters Ohr.
    »Für später«, grinste er, »falls du wieder mal vergessen solltest, die Packung hierzulassen.«
    Ich beschloß, ihm beim Abschied einen Zehnmarkschein in die Brusttasche zu schieben, denn er wurde von seinen Eltern ziemlich kurz gehalten. Das gehörte zu Textors bewährten Erziehungsmethoden.
    »Wann passierte die Geschichte im >Botenwirt    »Vor vier Tagen, als Paps nach Florenz fuhr. Er war schon ein paar Stunden von Pertach fort, als Manueli hier aufkreuzte. Und gerade, als Manueli die Vitrinen besichtigte, kam Paps zurück. Er hatte seinen Reisepaß im Schreibtisch vergessen. Na, du kennst ihn ja. Irgend etwas passiert ihm immer wieder, entweder läßt er das Scheckbuch zu Hause oder den Paß. Schlafanzüge und Zahnbürsten kauft er prinzipiell unterwegs...«
    Das stimmte, denn diese täglichen Pannen gehörten zu Stephan Textor wie sein Schnurrbart. Mit den Rasierapparaten, die er im Verlauf der letzten zehn Jahre in Hotels liegengelassen hatte, hätte man die Männer eines Stadtviertels versorgen können. Er fotografierte leidenschaftlich gern, aber er hatte diese Passion aufgesteckt, weil die Leute, die seine Apparate auf Parkbänken, in Strandkörben, in Kirchen oder Lokalen fanden, nur selten ehrlich waren. Dabei war er durchaus kein Träumer. Es war eine Art von Professorenzerstreutheit. Sein Geist eilte der Gegenwart einfach voraus.
    »Schön, dein Vater holte sich also seinen Paß aus der Schublade und fuhr damit wieder fort...«
    Alexander hob die Schultern ein wenig: »Ich weiß nicht so genau, das wird dir Vimmy sagen können. Ich glaube, daß er mit Manueli noch ein paar Worte gesprochen hat, bevor er wieder wegfuhr.«
    »Und nun der Mord? Wann, wie, wo und warum geschah er?«
    »Man weiß das nicht ganz genau. Manueli scheint zwischen zehn Uhr abends und Mitternacht erschossen worden zu sein. Im >Botenwirt< selber, das heißt, hinten in dem großen Stallgebäude. Du kannst dir doch eine Vorstellung davon machen, Onkel Paul, nicht wahr? An der Straße liegt das Gasthaus, dann kommt die lange Mauer, die den Hof gegen die Straße abgrenzt, und dann der große Torbogen, der auf den Hof und auf die Stallungen führt. Einer von den drei alten Ställen ist als Garage für die Gäste eingerichtet worden, und dort hat ihn der Hausknecht am nächsten Morgen gefunden. Im Wagen, der Schlag stand halb offen, und auf dem Steuersitz, über das Lenkrad gesunken, saß Manueli, tot. Er hatte drei Schüsse abbekommen, alle drei in die Brust, und alle drei tödlich.«
    »Logierte er in >Botenwirt    »Ja, er hatte sich ein Zimmer genommen, um dort zu übernachten.«
    »Ist er von euch direkt in den Gasthof gefahren?«
    »Nein, von Pertach ist er schon ziemlich früh weggefahren, ich glaube, kurz nach sieben...«
    »Nun ja, das ist doch für die Kriminalpolizei alles sehr wichtig!«
    »Trotzdem ist es nicht gerade angenehm, wenn sich
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