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Der Tod des Staatsanwalts (German Edition)

Der Tod des Staatsanwalts (German Edition)

Titel: Der Tod des Staatsanwalts (German Edition)
Autoren: Rebecker, Renate Gatzemeier
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jene Richtung, aus welcher der Schrei gekommen war.
    Ein wendendes, davonfahrendes Fahrzeug war das Einzige, was er sehen konnte. Der Motor heulte laut auf und die Reifen quietschten, bevor die Nebelwand den Pkw verschlang. Gespenstische Stille breitete sich aus. Nicht einmal Gustav wagte einen Beller. Beinahe ängstlich drückte er sich an sein Herrchen. Ratlos stand Hermann Müllerich noch immer wie angewurzelt auf der Stelle und bemühte sich mit der Hand vor den Augen, das Geschehen zu verstehen. Wer hatte gerufen? War es der junge Kerl gewesen? Aber wo hielt er sich jetzt auf? Mehrere Fragen auf einmal beschäftigten den alten Mann. Etwas Dunkles, Regungsloses lag in circa hundertfünfzig Metern Entfernung auf dem Boden des Weges. Zu dumm aber auch, dass er auf seine Brille verzichtet hatte. Noch bevor er sich entschließen konnte, den sackähnlichen Gegenstand aufzusuchen, kam ihm ein Fahrzeug mit aufgeblendeten Scheinwerfern entgegen.
    Obwohl das Licht in seinen Augen schmerzte, überwiegte die Freude auf unverhoffte Hilfe. Geistesgegenwärtig ließ er die Hundeleine los und bewegte sich auf den Fahrbahnrand zu. Um Aufmerksamkeit zu erregen, gestikulierte er wild mit beiden Armen herum. Seinen Hund schien er für einen Augenblick vergessen zu haben. Der nahende Wagen verlangsamte seine Fahrt und Hermann Müllerich schickte sich an, den Fahrer um Unterstützung zu bitten. Freundlich lächelnd machte er einen letzten Schritt auf ihn zu und setzte zum Reden an. Doch kurz bevor das Auto zum Stehen kam, drückte der Fahrer das Gaspedal durch und steuerte sein Fahrzeug direkt auf Hermann Müllerich zu. Nahezu verwundert registrierte der alte Mann gleißendes Licht, gefolgt von einem dumpfen Schlag, bevor Dunkelheit ihn gefangen nahm.
    Ein leises Fiepen vor der Haustür ließ Agnes Meirich aufhorchen. Zügig eilte sie dorthin, um ihrem Bruder und seinem Hund selbige zu öffnen. Erstaunt blickte sie in zwei treue Hundeaugen.
    „ Nanu, Gustav. Du kommst alleine zurück?“ Erschreckt hielt sie sich die Hand vor den Mund, als sie die mitschleifende Leine bemerkte. „Es wird ihm doch nichts passiert sein, oder?“ Hastig griff sie nach der Hundeleine und blickte suchend um sich. „Was mache ich nur, was mache ich nur?“ Gustav begann jämmerlich zu fiepen und versuchte die nachdenkliche Frau mit sich zu ziehen. In der Ferne waren Martinshörner zu vernehmen. Agnes Augen füllten sich mit Tränen und sie ahnte, dass etwas Schreckliches passiert sein musste. Wie paralysiert folgte sie dem Labrador, der heftig an der Leine zog, sodass sie große Mühe hatte ihm zu folgen. Trotzdem die Neunundfünfzigjährige mit den weizenblonden Haaren einen warmen Sweater über einer Jogginghose trug, spürte sie eisige Kälte in ihren Gliedern.
    Schon von Weitem erkannte sie das rotierende Blaulicht. Mehrere Streifenwagen säumten den Fahrbahnrand, während die Insassen sich zu einem stehenden Pulk zusammengefunden hatten. Wie in Trance ließ die alternde Frau sich von dem Hund dorthin ziehen. Den Blick starr nach vorn gerichtet, bewegten sich Tier und Mensch auf die Unglücksstelle zu. Ein Uniformierter löste sich aus dem Kreis der Umstehenden und kam direkt auf die beiden zu.
    „ Es tut mir leid, aber Sie können hier jetzt nicht durch. Wenn Sie sich bitte einen anderen Weg suchen würden, um mit Ihrem Hund Gassi zu gehen.“ Trotz des Wortes bitte war der energische Unterton nicht zu überhören. Gleichzeitig versperrte der Polizist ihr den Weg, sodass Agnes gezwungen war anzuhalten. Beunruhigt fuhr ihre freie Hand zum Kragen ihres Sweatshirts. Ihre Augen drückten Besorgnis aus und ihr Hals schien wie zugeschnürt, als sie den vor sich Stehenden flehentlich anschaute.
    „ Bitte, was ist passiert? Ich muss es wissen. Mein Bruder ist nicht nach Hause gekommen.“ Tränen verschleierten ihren Blick und sie schien die Antwort bereits zu kennen.
    „ Wie lautet denn der Name des Betreffenden?“ Beinahe fürsorglich berührte der Beamte ihren Arm.
    „ Hermann, Hermann Müllerich. Er war mit unserem Labrador unterwegs, aber Gustav ist allein nach Hause zurückgekehrt.“ Mit gesenktem Haupt wies sie auf den Rüden, der unruhig vor sich hin fiepte.
    „ Und wie heißen Sie, gute Frau?“
    Aus den Augenwinkeln bemerkte Agnes Meirich, wie der Mann eine winkende Handbewegung in Richtung einer allein am Rande der Gruppe stehenden Dame vollführte. Gleichzeitig drückte er zuversichtlich den Arm der Weinenden.
    „ Ihr Bruder wurde von
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