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Der Teufel und die Lady

Der Teufel und die Lady

Titel: Der Teufel und die Lady
Autoren: Lynsay Sands
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schlammbraune Strähne einzeln auszureißen.«
    Evelinde stieß ihrer Stute die Fersen in die Seite und trieb sie zu einem leichten Galopp an, als auch Mac aufgesessen war und dicht hinter ihr folgte.
    »Ich sollte diesem garstigen Scheusal Gift in den Met tun«, drohte Mildrede, während sie in gesetztem Galopp den Burghof überquerten und auf das Tor und die Zugbrücke zuhielten. »Es gibt niemanden auf der ganzen Burg, der mir dafür nicht dankbar wäre. Sie ist die widerlichste, habgierigste, kaltherzigste, durchtriebenste … Ach!«
    Evelinde lächelte schwach über Mildredes Gezänk. Sie hatten die Zugbrücke zur Hälfte gequert, als sie die Zügel schießen und ihre Stute Lady galoppieren ließ. Mit einem freudigen Wiehern schüttelte das Tier die Mähne und stürmte los. Evelinde blickte nicht erst zurück, um zu sehen, ob Mac ihr folgte, denn sie wusste, dass er mithalten würde. Zudem hatte sie alle Hände voll damit zu tun, die Zügel festzuhalten, da Mildrede sich an ihren Armen festklammerte, als fürchte sie, aus dem Sattel zu fallen.
    Erst als Mildrede ihren Griff lockerte, zügelte Evelinde ihre Stute behutsam. Lady wurde sofort langsamer, sie war diesen Ablauf gewohnt. Jedes Mal, wenn Edda grausam oder gemein war, verlor Mildrede die Beherrschung, sodass Evelinde sie auf einen Ausritt mitnahm, um zu verhindern, dass sie etwas sagte oder tat, was ihr eine Strafe einhandeln mochte.
    Als Lady wieder in eine gemächliche Gangart gefallen war, trieb Mac sein Pferd neben die Stute und hob fragend eine Augenbraue. Doch Evelinde schüttelte nur den Kopf. Ihr war nicht danach zu erklären, worin Eddas »freudige Botschaft« bestanden hatte. Es würde Mildrede nur aufs Neue aufbringen, und auch sie selbst war noch zu erschüttert. Anstatt ihre Zeit darauf zu verwenden, ihre Magd zu besänftigen, wäre Evelinde gern allein gewesen, um die Lage zu überdenken.
    »Ihr könnt nun umkehren«, sagte Mildrede. »Ich habe mich beruhigt. Ich werde zu dieser bösartigen Kreatur weder etwas sagen noch ihr etwas antun. Das wäre ohnehin Zeitverschwendung. Ich bin mir sicher, dass der Teufel etwas ganz Besonderes für sie bereithält, wenn sie einst abtritt. Wobei es für uns alle ein Segen wäre, wenn dies möglichst bald geschähe.«
    Evelinde rang sich ein schwaches Lächeln ab, brachte aber nicht die Kraft für eine Antwort auf. Stattdessen hielt sie ihr Pferd an und sah zum Stallmeister hinüber. »Würdest du Mildrede zurückbringen, Mac?«
    »Werdet Ihr nicht mit uns zurückreiten, Mylady?«, fragte Mac besorgt.
    »Noch nicht«, erwiderte Evelinde. »Ich würde gerne eine Weile allein sein.«
    Mac zögerte, nickte dann aber und hob Mildrede mühelos von Ladys Rücken auf den seines eigenen Pferdes. Mac war nicht besonders groß und von eher drahtigem Körperbau, aber er war erstaunlich stark.
    »Reitet nicht allzu weit, damit Ihr nicht in Schwierigkeiten geratet«, sagte er warnend. »Und bleibt nicht zu lange hier draußen, ansonsten werde ich nach Euch suchen.«
    Evelinde nickte und sah den beiden dann nach, die den Rückweg sehr viel gemäßigter antraten als den Hinweg. Die Art und Weise, auf die Mac den Kopf zu Mildrede hinabneigte, sagte Evelinde, dass die Magd dem Stallmeister erklärte, was vorgefallen war und was noch bevorstand.
    Eine Hochzeit. Mit dem Teufel von Donnachaidh.
    Evelinde schluckte gegen die Angst an, die ihr die Kehle zuschnürte. Sie lenkte ihr Pferd auf eine kleine Lichtung zu, die ihr besonders gefiel. Das offene Terrain war nicht groß und zog sich an einer Stelle des Flusses entlang, an der sich ein kleiner Wasserfall befand. Dieser war nicht einmal mannshoch, aber dennoch berückend schön.
    Evelinde ritt Lady ans Ufer, damit die Stute trinken konnte, und glitt von ihrem Rücken. Während sie auf das Wasser blickte, strich sie mit der Hand geistesabwesend über den Hals des Pferdes.
    Sie hatte diesen Ort immer als beruhigend empfunden. Hierher kam sie mit all ihren Kümmernissen und Sorgen. Für gewöhnlich trugen das Plätschern des Wassers und der feine Sprühnebel, den das herabrauschende Nass in die Luft zauberte, all ihre Trübsal mit sich fort, und Evelinde fühlte sich stets besser, wenn sie ging. Dieses Mal war sie sich allerdings nicht sicher, ob das auch geschehen würde. Sie hatte so eine Ahnung, dass eine Menge Wasser nötig wäre, um diese neue Sorge fortzutragen.
    Sie verzog das Gesicht und ließ sich auf einem großen Findling direkt am Fluss nieder, wo sie sich ihrer
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