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Der Teufel und die Lady

Der Teufel und die Lady

Titel: Der Teufel und die Lady
Autoren: Jessica Trapp
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schweren Stoff, bestickt mit winzigen Perlen. Das harte Gestell, das der Haube ihre ungewöhnliche Form verlieh, fühlte sich unbequem und ungewohnt an.
    „Wir sind beinahe gleich groß, und wenn wir dein rotes Haar verbergen, wird er keinen Verdacht schöpfen“, vermutete Gwyneth.
    Brenna schnaubte. Die elegante Kopfbedeckung stand in einem seltsamen Kontrast zu ihrem schlichten Gewand. Abgesehen von der Größe, sahen sie und Gwyneth sich überhaupt nicht ähnlich, erst recht nicht, seit Brenna sich ihre bis zu den Oberschenkeln reichenden Locken abgeschnitten hatte. Gwyneths Haar war, wenn sie es offen trug, eine schimmernde goldene Masse, ihr eigenes ein kurz geschnittener Wirrwarr. Brenna hob die Hand und berührte die Narbe auf ihrer Wange, die sich vom Ohr bis zum Nasenrücken zog, ehe sie eine Strähne ihres kupferfarbenen Haars zwischen die Finger nahm. Sie war kürzer als l’occhio del diavolo – und nicht annähernd so ebenmäßig bearbeitet.
    „Montgomery hat doch bestimmt gehört, dass du die hübscheste Dame in ganz England bist“, sagte Brenna zu Gwyneth.
    Gwyneth warf ihr einen mitfühlenden Blick zu, widersprach aber nicht. Beide wussten, dass Gwyneths Schönheit ihre von ihrem Vater am meisten geschätzte Eigenschaft war. Dadurch würde sie die Blicke eines reichen Mannes auf sich ziehen, und ihrem Vater stand dann noch mehr Gold für sein Vorhaben zur Verfügung, den englischen König von seinem Thron zu stürzen.
    „Das mit deinem Haar tut mir leid“, meinte Gwyneth sanft. „Ich weiß das Opfer zu schätzen, das du gebracht hast, nur um mich vor Lord Brice zu retten. Es war so tapfer von dir, es abzuschneiden und so zu tun, als wärest du ich, damit ich ihn endlich loswerden konnte.“
    Tapfer? Von wegen. Es hatte genügt, sich ihm einfach als Gwyneth vorzustellen. Ohne ihre langen herrlichen Locken, die ihre Züge hatten weicher wirken lassen, hatte ihr Gesicht ihm einen solchen Schrecken eingejagt, dass er davongelaufen war, als sei ihm der Teufel auf den Fersen. Als ob sie eine Aussätzige wäre. Kein Mann wollte eine narbige, hässliche und kurz geschorene Frau als Gemahlin. Ein weiterer Grund, warum ihr Vater ihr hätte erlauben sollen, ins Kloster zu gehen. Insgeheim verfluchte sie seine Sturheit. Warum musste er bloß so dickköpfig sein?
    „Was geschehen ist, ist geschehen“, winkte Brenna ab und wollte nicht mehr ihren verlorenen Locken nachtrauern. Eitelkeit war schließlich nichts für eine Künstlerin und Nonne.
 Gwyneth strich ihr liebevoll über den Kopf. „Aber ich weiß, dass du dein langes Haar vermisst. Ich habe dich immer wieder dabei ertappt, wie du an den kurzen Locken herumzupfst.“
    Erneut stieß Adele mit dem Stock auf den Boden, worauf der Terrier im Kreis um sie herumlief. „Wir haben nicht die Zeit, uns über Haare zu unterhalten! Zieh dich an, Brenna. Benutze den Schleier, um die Narbe zu verdecken. Er ist groß genug, um dein ganzes Gesicht zu bedecken. Ich schwöre, ich würde Montgomery selbst töten, wenn ich nicht dieses lahme Bein hätte. Außerdem sehe ich Gwyneth einfach nicht ähnlich genug, um ihn täuschen zu können – und nur eine Braut wird in der Lage sein, ihm so nahe zu kommen, dass sie ihn ermorden kann.“
    Ehe Brenna sie noch darauf hinweisen konnte, dass auch sie nicht wie die wunderschöne Gwyneth aussah, hatte diese ihr Hochzeitsgewand abgestreift und hielt es ihr hin. „Du hast dich schon einmal für mich ausgegeben, du kannst es wieder tun.“
    Nur mit ihrem Unterhemd bekleidet, erinnerte Gwyneth Brenna an einen Geist. Einen Geist aus ihrer Vergangenheit. Auf sie wartete ein neues Leben in Italien. Ihr Blick fiel auf die offene Tür – und sie musste an das Bündel unter ihrem Bett denken. „Ach, zum Teufel mit der ganzen Sache. Ich habe mit alldem nichts mehr zu schaffen.“ Sie musste fort von hier. Schließlich konnte sie nicht ihr ganzes Leben damit verbringen, ihre Schwester vor immer neuen Verehrern zu retten. „Heirate den Mann, und er wird Vater freilassen. Mit deiner Schönheit wirst du ihn dir schon gefügig machen.“
    In diesem Moment wurden polternde Schritte auf der Treppe des Turmes laut.
    Die Kammertür flog noch weiter auf. Erschrocken hielten die drei Schwestern den Atem an, die Hunde bellten, und St. Paul flüchtete unter das Bett.
    Die beiden größten Männer, die Brenna je gesehen hatte, betraten die Kammer. Sie hatten eine Rüstung an und waren schwer bewaffnet, es schien, als würden sie beinah sieben
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