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Der Teufel und die Lady

Der Teufel und die Lady

Titel: Der Teufel und die Lady
Autoren: Jessica Trapp
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deutlicher zu machen. Sie wollte verdammt sein, wenn sie so enden sollte wie ihre Mutter – einen sie nicht weiter beachtenden Gemahl von vorne bis hinten zu bedienen und dazu noch eine Horde von Kindern zu versorgen, bis sie vor lauter Erschöpfung zusammenbrach. Dann schon lieber ein Leben im Kloster.
    Die Tatsache, dass Bischof Humphrey sich weigerte, auch nur eines ihrer Werke in der Kathedrale aufzuhängen, und sei es in der verborgensten Nische, war ein weiterer Beweis, warum sie England verlassen und nach Italien reisen musste. Dort konnte sie in ein Nonnenkloster eintreten und eine eigenständige Persönlichkeit werden.
    „Ich habe dich doch beobachtet“, beharrte Adele. „Du gehst mit einem Dolch genauso geübt um wie mit dem Pinsel. Du kannst das schaffen!“
    „Ein paar Monate Übung machen einen nicht gleich zum Meister …“
    „Du kannst es schaffen!“ Gwyneth wirbelte zu ihr herum. „Du hast mich vor Lord Brice beschützt. Du hast Sir Edwards Beinlinge in Brand gesetzt. Und du hast Thomas einen Pfeil in den Hin…“
    „Schluss, Schwester, hör auf damit.“ Brenna hielt sich mit den Händen die Ohren zu. Sie hatte keine Lust, sich noch länger die Auflistung ihrer vermeintlichen Sünden anzuhören. Ihr Vater schimpfte schon genug über sie. „Diese Männer hatten es verdient. Außerdem …“, sie sah sich mit vielsagendem Blick in ihrem Gefängnis um, „… muss ich dafür immer noch büßen.“
    Gwyneth stellte sich neben sie und legte ihr die Hand auf den Arm. „Ich weiß von deinem Vorhaben, nach Italien zu gehen. Ich weiß, dass es einen Briefwechsel zwischen dir und der Äbtissin von La Signora del Lago gibt.“
    Brenna zuckte erneut zusammen. Aber es war eigentlich ganz natürlich, dass Gwyneth darüber Bescheid wusste. Ihre Schwester, immer fröhlich und gesellig, wurde von den Bediensteten vergöttert, daher war sie mit allen Vorgängen in der Burg stets bestens vertraut.
    „Nur noch diese eine letzte Tat, dann helfen wir dir, dass du diese Reise antreten kannst. Ganz gewiss wird Vater dir danach die Genehmigung erteilen, ins Kloster einzutreten.“
    Die Genehmigung. Das Einzige, was sie für den Eintritt in einen Orden brauchte, ohne heimlich fliehen zu müssen.
    Adele stieß mit ihrem Stock energisch auf den Holzboden. Duncan bellte und sprang auf eine Truhe. „Sobald Montgomery tot ist, werden Männer bereitstehen, die dich hier herausholen. Sie werden vor dieser Tür Aufstellung nehmen, wenn wir ihnen das Signal geben, und dann führt dich Panthos durch den Geheimtunnel zu einer sicheren Kate am Fluss.“
    „Panthos?“ Der Mastiff? „Ich soll einen Mord begehen und mir dann von einem Hund helfen lassen, dem Zorn der Männer des Vollstreckers zu entgehen?“ Ihre beiden Schwestern hatten wohl endgültig den Verstand verloren.
    „Ja“, bestätigte Adele ruhig. In ihren ernsten dunklen Augen spiegelte sich Intelligenz, nicht Wahnsinn wider. St. Paul streckte sich genüsslich unter ihrem Arm und ließ ein lautes Schnurren hören. „Ich habe Panthos erzählt, in welcher Gefahr du bist, und er hat eingewilligt, dich zu beschützen. Duncan wird dich ebenfalls begleiten, er ist sehr gut im Fangen von Kaninchen.“
    Brenna betrachtete ihre dunkelhaarige Schwester, die sehr gefasst wirkte. Wie immer schien sie in irgendwelchen geheimnisvollen Sphären zu schweben, die sie über die Schmerzen ihres verkrüppelten Beines und das Unheil auf der Welt erhaben sein ließen. Zugegeben, Adele hatte ein fast unheimliches Verhältnis zu Tieren, aber – sich von einem Hund führen und von einem anderen ernähren zu lassen? „Ihr seid beide verrückt.“
    Panthos setzte sich auf die Hinterbeine, neigte den Kopf zur Seite und sah sie an.
    „Du auch“, sagte Brenna zu ihm.
    „Bitte, Brenna!“ Gwyneth erschauerte, und die steife silberblaue Houppelande raschelte dabei.
    Wie sehr sich dieses seidene Kleid von Brennas eigener schäbigen Wolltunika abhob … ein weiterer Beweis für die Zuneigung ihres Vaters zu seiner Lieblingstochter. Brenna kämpfte gegen den Schmerz in ihrer Brust an. Wenn sie doch nur die Hälfte von dieser Zuneigung hätte erringen können. Schon vor Jahren hatte ihr Vater all ihre schönen Gewänder fortgenommen. Als Nonne hätte sie ohnehin auf sie verzichten müssen, aber die Erinnerung daran tat immer noch weh.
    Gwyneth nahm die schon gefährlich schief sitzende Haube mit dem Schleier von ihrem blonden Kopf und setzte sie Brenna auf. Der Schleier war aus einem
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