Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Teufel in Frankreich

Der Teufel in Frankreich

Titel: Der Teufel in Frankreich
Autoren: Lion Feuchtwanger
Vom Netzwerk:
ein leeres Coupé. Aber kaum saßen wir, kam die Polizei und sagte: »Das ist unser Abteil. Sie haben sofort herauszugehen.« Da schimpfte der Mann fürchterlich auf deutsch. Die beiden Schutzleute wurden bleich und verschwanden. Die deutschen Laute, die Sprache der Nazis hat ihnen angst gemacht. Der Mann war Schweizer und sprach deutsch und französisch. Außerdem war er sehr schlau. Nun konnte ich mich ausstrecken, die Holzbänke schienen mir nicht zu hart.
    An der Grenze von Portugal mußte alles aussteigen, es wurden die Züge gewechselt, und die Papiere wurden uns abverlangt. Lion und ich standen an den entgegengesetzten Enden des Bahnsteigs, wir durften uns nicht kennen. Ich hatte ja das gefährliche Ausweispapier mit dem Namen Feuchtwanger.
    Als ich da ganz allein stand, kam eine Dame auf mich zu und sagte auf englisch mit ziemlich lauter Stimme: »Ist es wahr, daß Lion Feuchtwanger im Zug ist?« Ich fragte: »Wer ist das?« Und sie antwortete: »Wie kann man nur so unkultiviert sein und nicht wissen, wer Lion Feuchtwanger ist.« Von weitem aber hat Mr. Sharp gesehen, daß da etwas los ist, und kam und fragte die Frau: »Was wollen Sie von der Dame?« Da sagte sie: »Ich bin Journalistin und will einen Scoop haben.« Das heißt eine sensationelle Nachricht. »Und da ich hörte, daß Feuchtwanger im Zug ist, wollt ich das gern meiner Zeitung telegraphieren.« Sharp sagte ziemlich grob, sie solle den Mund halten, ob sie denn nicht wüßte, daß man jeden gefährden kann, wenn man über diese Sachen spricht. Sie wurde sehr verlegen und sagte kleinlaut: »Ja, ich hab doch nur einen Scoop gewollt.« Dann löste sich wieder alles in Wohlgefallen auf. Der Zug kam an. Wir bekamen unsere Papiere zurück. Nichts war einfach oder unkompliziert.
    Als wir nach Lissabon kamen, führte uns Sharp sofort zu der amerikanischen Hilfsstelle für die Flüchtlinge. Ein freundlicher Herr namens Joy erklärte sofort, Lion könne nicht in Lissabon bleiben, er müsse so schnell wie möglich auf ein Schiff. Die Stadt sei angefüllt mit Nazispionen, die sogenannte Fünfte Kolonne; es wurden schon viele Leute entführt. Die portugiesische Regierung sei unparteiisch, sie kümmere sich um nichts; aber sie würde auch nicht einschreiten, wenn jemand entführt wird.
    Wir gingen zur Schiffsgesellschaft, und da hieß es, vor vierzehn Tagen sei keine Kabine zu haben. Wie Sharp das gemacht hat, weiß ich nicht – auf jeden Fall waren plötzlich zwei Schiffskarten da, und Lion konnte mit Sharp, der eiligst zurück mußte, abfahren.
    Lion und Sharp schifften sich ein, ich brachte sie an den Dampfer. Überall war gelber Schwefelstaub, er war von trüben Wasserpfützen unterbrochen. Man sah abgerissene Menschen, nicht viele – ach, viel zu wenig.
    Das war das Ende von Europa – Lion auf dem Schiff, allein, ohne mich. Es war schwer für ihn. Ich aber fühlte, daß es gut war, er war in Sicherheit.
    Nach zwei Wochen und einigen Abenteuern verließ auch ich den ungastlichen Kontinent, wissend, daß Lion mich am Hafen von New York erwartete.

    Inhalt

    Die Ziegel von Les Milles………………………………………… 5 Die erste Nacht ……………………………………………….. 69
    Die Schiffe von Bayonne ………………………………………. 88 Die zweite Nacht……………………………………………. 114
    Die Zelte von Nîmes ………………………………………….. 164 Die dritte Nacht …………………………………………….. 233
    Die Gärten von Marseille ……………………………………. 253
    Marta Feuchtwanger
    Die Flucht……………………………………………………… 255

    Lion Feuchtwanger wurde am 7. Juli 1884 in
München geboren. Nach seinem Abitur 1903
studierte er Germanistik und Geschichte in
München. In dieser Zeit verfasste er seine ersten
Dramen, Erzählungen sowie Theaterkritiken.
1912 heiratete er Marta Loeffler. Feuchtwanger
und seine Frau waren 1914 auf einer Tunesien
Reise, als sie vom Ersten Weltkrieg überrascht
wurden.
Mit Mühe entging er einer französischen Inter
nierung. Im selben Jahr wurde er krankheits
halber aus dem Militärdienst in München vor
zeitig entlassen. Ab diesem Zeitpunkt bekamen
seine Theaterstücke mehr politischen Inhalt; er
wurde zum frühen Kriegsgegner. Als 1933 der
Nationalsozialismus in Deutschland Einzug hielt,
ließ er sich in
Frankreich nie
der. Während des
Zweiten Welt
krieges 1940 ent
kam er mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher