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Der Tanz des Maori (epub)

Titel: Der Tanz des Maori (epub)
Autoren: Emma Temple
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hatten sie am Abend unter dem Vorzelt verstaut – für diese großen Trumms gab es einfach keinen Platz im Inneren des Zeltes. Aber das Vorzelt hatte das Wasser, wie sie jetzt entsetzt feststellen mussten, nicht so zuverlässig abgewiesen. Ihre Rucksäcke waren tropfnass und zentnerschwer. Sina wollte sich nicht einmal vorstellen, dass von der letzten Unterhose bis zum dicken Wollpulli jetzt wahrscheinlich einfach alles tropfte. Wie sollten sie nur die nächsten Tage halbwegs trocken überstehen? Schweigend stopften sie ihre feuchten Schlafsäcke dazu. Sie packten das Zelt zusammen. Dann zwängten sie ihre nassen Füße in die klammen Wanderstiefel, schlüpften in die atmungsaktiven, tropfenden Regenjacken und schulterten die Rucksäcke. Katharina fluchte in der nächsten Stunde nur ab und zu leise vor sich hin – sie war ohne einen Kaffee zum Frühstück ohnehin nicht zu genießen. Sina setzte einfach einen Fuß vor den anderen und hoffte auf ein Wunder.
    Als sie am Vortag im strahlenden Sonnenschein die kleine Straße passiert hatten, war es Sina so vorgekommen, als ob sie nur wenige Minuten später das Zelt aufgeschlagen hätten. Jetzt zog sich der Weg eine kleine Ewigkeit. Immer wieder rutschten sie auf den matschigen Pfaden aus, kleine Rinnsale waren zu reißenden Bächen geworden, in denen rutschige Steine nur wenig Halt boten. Wenigstens wurde der Regen allmählich weniger, bis es nur noch nieselte.
    Â»Ist das ein Auto?« Katharina blieb wie angewurzelt stehen. Ein kleines rotes Auto schoss nur wenige Meter entfernt vorüber und verschwand um eine Kurve. Sie hatten die Straße erreicht. Sina sah dem Auto hinterher und seufzte.
    Â»Wahrscheinlich war das die Rushhour des Tages – das nächste Auto kommt garantiert erst heute Abend vorbei …«, stöhnte Katharina.
    Â»Sei doch nicht so pessimistisch …«, wollte Sina gerade antworten, als das kleine rote Auto auch schon wieder auftauchte und direkt neben ihnen stehen blieb. Eine Fensterscheibe öffnete sich, und freundliche Augen sahen die beiden durchnässten Freundinnen an.
    Â»Was zum Teufel macht ihr denn bei diesem Wetter in der Wildnis?«, fragte die Fahrerin, die auffallend blaue Augen hatte und einen einfachen Pferdeschwanz in einem undefinierbaren Blond trug.
    Â»Gestern war es noch schön!«, grinste Sina zur Verteidigung.
    Â»Und morgen scheint vielleicht wieder die Sonne, ich weiß.« Die Frau lachte, stieg ohne Umschweife aus ihrem Auto und öffnete den Kofferraum. »Ihr seht aus wie gebadete Mäuse. Ich schlage vor, ihr kommt erst einmal mit zu mir, und wir schauen, ob wir euch wieder trocken bekommen.«
    Wenig später saßen sie dicht gedrängt in dem kleinen Auto. »Wir machen alles nass«, entschuldigte Sina sich.
    Â»Macht nichts«, war die fröhliche Antwort. »In diesem Teil der Welt wird alles mal nass. Morgen ist es wieder trocken, und bis dahin habe ich mit meiner Rückbank nichts Großes vor.« Sie drehte sich kurz um und musterte ihre Gäste neugierig. »Woher kommt ihr denn? Euren Akzent habe ich noch nie gehört.«
    Â»Aus Deutschland. Wir sind seit vierzehn Tagen in Neuseeland, und gestern Morgen sind wir losgewandert. Der Plan war einfach: Wir wollten am Mohikinui entlanglaufen, vielleicht bis zum Kahurangi-Nationalpark.«
    Â»Ganz schönes Stück, das ihr euch da vorgenommen habt«, bemerkte die Frau nur und bog schwungvoll in eine Auffahrt zu einem kleinen, blau gestrichenen Holzhaus ein.
    Sie machte eine einladende Bewegung. »Fühlt euch wie zu Hause. Die Haustür ist offen, in der Küche findet ihr einen Trockner und eine Kaffeemaschine. Das Zelt könnt ihr in der Garage aufhängen.«
    Sie sah ihre bewegungslosen Passagiere an. »Was ist los? Ich muss jetzt zur Arbeit, wir können uns heute Abend unterhalten.«
    Â»Aber …« Sina schnappte nach Luft. »Sie kennen uns doch gar nicht!«
    Â»Aber ihr braucht ein trockenes Plätzchen, und ich habe eins. Das sollte doch reichen, oder?« Die Frau lachte wieder, und Sina sah die vielen freundlichen Fältchen um ihre Augen. »Und jetzt steigt endlich aus, sonst bekomme ich Ärger mit meinem Chef. Ihr könnt auch ein heißes Bad nehmen, Handtücher sind im Schrank.«
    Zögernd stiegen Sina und Katharina aus dem Auto, wuchteten die tropfenden Rucksäcke aus dem Kofferraum und sahen
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