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Der Tag der Rache. Private Berlin

Der Tag der Rache. Private Berlin

Titel: Der Tag der Rache. Private Berlin
Autoren: James Patterson , Mark Sullivan
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auf eine Mutter, ihren Sohn, eine alte Freundin und die Vorfreude auf den Tod.
    Ich sehe auf meine Uhr. »W ann werden sie Ihrer Meinung nach hier sein?«, frage ich.
    »W er?«, fragt Mattie.
    »W en auch immer Sie angerufen haben, um sich retten zu lassen«, antworte ich, während ich mir eine der kugelsicheren Westen anziehe.
    »W ir haben niemanden angerufen. Wir haben getan, was Sie verlangt haben. Jetzt lassen Sie uns gehen.«
    »L ügnerin«, schimpfe ich. »S ie haben diesen großen Herrn Burkhart mitgebracht, obwohl ich gesagt habe, Sie sollen alleine kommen. Also müssen Sie jemandem erzählt haben, was los ist.«
    »H aben wir nicht«, bekräftigt Mattie. »E hrlich nicht.«
    Ich sehe sie einen Augenblick lang an. Ich halte es für möglich. Aber für äußerst unwahrscheinlich. Wieder sehe ich auf die Uhr. Sie ist vor etwa zwanzig Minuten aus dem Wagen gestiegen. Noch weitere zwanzig bleiben mir zum Spielen, bevor ich verschwinden muss.
    Aber ich will mir sicher sein, und zwar sofort. Deswegen gehe ich zu meiner Tasche, aus der ich ein Gerät herausziehe, das ich mir erst vorgestern besorgt habe. Mit diesem Ding in der Hand drehe ich mich um. Nur die Spitze, mit der ich ihr zuwinke, ist zu sehen.
    »W as ist das?«, will sie wissen.
    »S chade, dass wir nicht viel Zeit haben«, erwidere ich. »E s ist viel schöner, wenn die Vorzüge eines Werkzeugs im Einsatz nach und nach zutage treten.«
    Mattie beginnt sich zu winden, was mich nur noch mehr erregt. Sie hat keine Ahnung, was ich in der Hand halte. Davor hat der Mensch am meisten Angst– vor dem Unbekannten. Das menschliche Hirn kann mit dem Unbekannten nicht umgehen. Wisst ihr, warum? Weil die Fantasie immer noch was Schlimmeres erfindet.
    Schließlich öffne ich die Hand und zeige es ihr. »E s wurde für Bergsteiger entwickelt, die bei starkem Wind ein Feuer entfachen müssen«, erkläre ich. »E in Sturmfeuerzeug. Habe ich letzte Woche gekauft. Praktisch.« Ich lasse den Zünder klicken, eine dünne, kräftige Flamme schießt aus dem Kolben. »T ausenddreihundert Grad.« Das Entsetzen auf Matties Gesicht zu sehen ist die reinste Freude. »D ie Angst davor hat was Ursprüngliches, hm? Feuer. Wissen Sie, wenn alles andere versagt, bringt die Angst, ein Auge durch eine heiße Flamme zu verlieren, die Leute für gewöhnlich zum Reden.«

1 27
    Ein Donner knallte einige Hundert Meter entfernt, und ein Blitz erleuchtete das Waisenhaus heller als der Tag, doch Mattie sah nur die widerliche Flamme, die aus der Düse des Sturmfeuerzeugs zischte.
    »N ein!«, schrie Niklas. »N icht! Bitte!«
    Die Zeit schien für Mattie wie in Zeitlupe zu vergehen. Sie merkte, dass Falk rechts hinter sie huschte, wo sie ihn nicht mehr treten konnte. Sie fletschte die Zähne und drehte den Kopf.
    Plötzlich hörte sie wie aus einer anderen Welt, wie Tom ihr etwas ins Ohr flüsterte. »M attie. Ich wurde hinter dem Waisenhaus zweimal getroffen. Linker Oberarm. Durchschuss. Habe eine Aderpresse gelegt. Linker Oberschenkel. Knochen gebrochen. Habe ich auch mit dem Gürtel abgeklemmt. Mein Telefon ist weg, ich kann es aber nicht suchen, weil ich mich nicht bewegen kann, Mattie. Ich kann dir und Ilona und Niklas nicht helfen.« Tom musste heftig würgen. »I ch kann euch nicht retten.« Er fing sich wieder. »W enn du mich hörst, gib nicht auf. Zögere die Sache so weit raus, wie du kannst. Kämpfe. Es gibt Menschen, die dich lieben, Mattie. Ich… ich liebe dich. Du bist wunderschön. Und tapfer. Und klug. Und zäh. Und dein Kind ist das Größte. Kämpfe, bis die anderen kommen. Halte durch.«
    Falk packte Mattie am Kinn und zog ihren Kopf zu sich herum. Sie sah die orangerote, meißelförmige Flamme. Sie fuhr an ihrem Ohr vorbei, versengte ihr Haar, berührte ihr Schulterblatt. Der Schmerz war unbeschreiblich. Mattie zuckte zur Seite und schrie aus vollem Hals.
    »M ama!« Niklas wurde hysterisch, ging auf die Knie. »M ami!«
    »I ch frage noch einmal«, drohte Falk. »W er ist auf dem Weg hierher? Und wann sind sie da?«
    Mattie zitterte, musste sich wegen des Geruchs ihres verbrannten Fleischs, wegen der Angst im Gesicht ihres Sohnes beinahe übergeben. Und sie hörte Toms Stimme, der ihr sagte, sie solle weiterkämpfen.
    »W ir haben die Berliner Polizei angerufen, bevor wir herkamen«, keuchte sie. »S ie sind auf dem Weg. Egal, was Sie uns antun, diesmal wird man Sie schnappen, Falk.«
    Einen Moment lang zeigte sich Zweifel auf Falks Gesicht, doch dann grinste er. »O
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