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Der Sturm aus dem Nichts

Der Sturm aus dem Nichts

Titel: Der Sturm aus dem Nichts
Autoren: James G. Ballard
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die klappernden Fensterläden weitergeleitet, riß die Tür schließlich aus dem Schloß.
    Maitland fing Gesprächsfetzen auf.
    »... dachte ich, wir übernähmen den alten Flugplatz der RAF bei Tern Hill. Die H-Bomben-Schutzräume da haben über fünfzehn Fuß dicke Wände und sind miteinander durch Bunker verbunden. Was? Nun, sagen Sie dem Minister, daß das Minimum pro Person für einen Zeitraum von mehr als einem Monat etwa dreitausend Kubikfuß beträgt. Wenn er Tausende von Menschen in die U-Bahn-Stationen stopft, dann fangen die bald an, Amok zu laufen ...«
    Symington kam zurück und schloß die Tür. Dann starrte er nachdenklich zu Boden.
    »Tut mir leid, aber ich habe einiges von deinem Gespräch aufgeschnappt«, sagte Maitland. »Die Regierung ergreift doch nicht etwa schon Notmaßnahmen?«
    Symington sah Maitland nachdenklich an, ehe er antwortete. »Nein, nicht direkt. Nur ein paar Vorsichtsmaßnahmen. Weißt du, im Kriegsministerium gibt's ein paar Leute, deren Aufgabe es ist, den Politikern ständig um drei Nasenlängen voraus zu sein. Wenn der Wind weiterhin zunimmt, sagen wir, auf Hurrikanstärke, dann gibt's einen Riesenkrach im Unterhaus, wenn wir nicht wenigstens ein paar unterirdische Schutzräume bereitgestellt haben. Solange für ein Zehntel von einem Prozent der Bevölkerung gesorgt ist, sind alle zufrieden.« Er machte eine unheilvolle Pause. »Aber gnade Gott den anderen!«
     
    Hinter der Hügelkuppe dröhnten dumpf die Motoren.
    Der Wind trug den Ton fort; einen Augenblick hallte er nach in dem scharfen Luftstrom, der über die kalte Erde pfiff. Dann, zweihundert Yards weiter, hob sich plötzlich der Horizont in den Himmel, und die langen Reihen der Fahrzeuge wälzten sich weiter. Wie gigantische Roboter in einer futuristischen Schlacht rückten die riesigen Planierraupen, die Tournadozers und Supertraktoren gegeneinander vor. Sie bewegten sich in zwei einander gegenüberstehenden Reihen von je fünfzig Fahrzeugen, mit Rädern so groß wie Häuser, die Raupen gute zehn Fuß breit.
    Hoch über ihnen, hinter den hydraulischen Rammen und den stählernen Schaufelbaggern, saßen die Fahrer fast reglos vor ihren Kontrollinstrumenten, leise sich in den Sitzen wiegend, wenn die Fahrzeuge durch Mulden und Senken rollten. Dicke Qualmwolken entströmten den Auspuffrohren, wurden fortgetragen vom dunklen Wind, und das Klopfen der Maschinen füllte die Luft mit drohendem Donnergrollen.
    Als sich die beiden Reihen einander bis auf zweihundert Yards genähert hatten, schwenkten die Flanken im rechten Winkel ein, bildeten ein riesiges Karree, und der ganze Aufmarsch kam zum Stehen.
    Minuten vergingen, während nichts zu hören war als das Heulen und Tosen des Windes um die scharfen Metallkanten der Maschinen. Dann löste sich aus dem Windschatten der Fahrzeugreihe eine kurze, stämmige Gestalt und schritt energisch in die Mitte des Quadrates. Hier blieb der Mann stehen. Sein Kopf war bloß; unter der massiven, gewölbten Stirn lagen schmale, harte Augen und ein verkniffener Mund. Er wandte das Gesicht in den Wind und hob ein wenig den Kopf.
    Umgeben von den langen Reihen der Maschinen, stand er da und ließ den Blick über sie dahinwandern. Der Wind riß an seinem Mantel, die Augen suchten die Sturmwolken zu durchdringen, die tief über die Erde dahinjagten.
    Er sah auf die Uhr, dann hob er den Arm. Er ballte die Hand zur Faust und ließ sie abrupt wieder fallen.
    Mit aufheulenden Motoren kamen die riesigen Maschinen in Bewegung. Räder drehten sich, wühlten sich in den weichen Boden, die Fahrzeuge ruckten und schwankten, und die langen Reihen wurden zu einer Masse bebenden Metalls.
    Während die Maschinen sich ihren Aufgaben zuwandten stand der Mann mit dem stählernen Gesicht da, stumm, unbewegt, und seine Augen suchten noch immer im Wind.

2
     
     
    VON: ADMIRAL HAMILTON, CIC SECHSTE US FLOTTE, USS EISENHOWER, TUNIS. AN COMMANDER LANYON, USS TERRAPIN, GENUA: GENERAL VAN DAMM Z. Z. IN US LAZARETT NIZZA. MEHRFACHE FRAKTUR WIRBELSÄULE. HOLEN SIE SUPERTRANSPORTER AUS NATO TRANSPORT POOL, GENUA. VORAUSSICHTLICHE WINDSTÄRKE: 85 KNOTEN!
     
    Im Turm des Bootes zusammengekauert, überflog Lanyon die Meldung und nickte dem Matrosen zu, der grüßte und nach unten verschwand.
    Zwanzig Fuß über ihm sammelte sich an der Betondecke des U-Boot-Bunkers die Feuchtigkeit und tropfte mit monotonem Geräusch in das kabbelige Wasser hinunter. Die Stahltore des Bunkers waren zwar geschlossen, doch von außen
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