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Der Strand von Falesa

Der Strand von Falesa

Titel: Der Strand von Falesa
Autoren: Robert Louis Stevenson
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als ich meinen Fuß auf den Strand von Falesa setzte.
    Ich hatte an Bord ein Glas getrunken oder auch ein paar; ich hatte eine lange Seefahrt hinter mir, und der Boden schwankte unter mir wie ein Schiffsdeck. Die Welt war mir, wie wenn sie frisch bemalt wäre; meine Füße tanzten wie nach Musik; Falesa kam mir vor wie Fiddlers Green, wenn es so einen Ort gibt – und wenn es keinen gäbe, so war's schade drum! Es tat gut, über das Gras zu gehen, nach den grünen Bergen hinaufzuschauen, die Männer zu sehen mit ihren grünen Kränzen und die Weiber in ihren bunten Kleidern, rot und blau. So gingen wir, in der heißen Sonne und im kühlen Schatten, und beide waren angenehm; und alle Kinder im Dorf trabten hinter uns her mit ihren glattgeschorenen Köpfen und ihren braunen Leibern und schrien ein dünnes Hurra hinter uns her wie krähende junge Hähnchen.
    »Übrigens«, sagte Case, »wir müssen Ihnen eine Frau besorgen.«
    »Richtig!« sagte ich. »Das hatte ich vergessen.«
    Da war ein Haufen Mädchen um uns herum, und ich reckte mich auf und sah sie mir an wie ein Pascha. Sie waren alle fein herausgeputzt, weil das Schiff gekommen war; und die Weiber von Falesa sind eine hübsche Gesellschaft. Wenn sie einen Fehler haben, so ist es der, daß sie ein bißchen breit übers Hintergestell sind; darüber dachte ich gerade nach, da stieß Case mich an und sagte:
    »Das ist was Hübsches.«
    Ich sah eine, die ganz allein herankam. Sie war fischen gewesen; alles, was sie auf dem Leibe trug, war ein Hemd, und das war klatschnaß. Sie war jung und sehr schlank für eine Insulanerin, mit einem langen Gesicht, einer hohen Stirn und einem seltsamen, scheuen, blinzelnden Blick, der was von 'ner Katze und 'nem kleinen Kind hatte.
    »Wer ist die?« fragte ich. »Die paßt mir.«
    »Das ist Uma«, sagte Case, und er rief sie heran und sprach in der Mundart mit ihr. Ich verstand nicht, was er sagte; aber mitten in seiner Rede sah sie mich schnell und schüchtern an, wie ein Kind, das Angst hat, man werde es schlagen; dann sah sie wieder zu Boden, und plötzlich lächelte sie. Sie hatte einen schönen großen Mund; ihre Lippen und ihr Kinn waren wie gemeißelt, wie von der schönsten Statue; und das Lächeln zuckte bloß einen Augenblick auf und war wieder fort. Dann stand sie mit gesenktem Haupt und hörte Case an, bis er fertig war, antwortete ihm mit der hübschen Stimme der Polynesier, sah ihm voll ins Gesicht, hörte seine Antwort an, machte einen Knicks und lief davon. Ein bißchen von ihrer Verbeugung kriegte ich auch ab, aber keinen Blick mehr aus ihrem Auge, und von Lächeln war nicht mehr die Rede.
    »Ich denke, 's ist alles in Ordnung«, sagte Case, »ich denke, Sie können sie haben. Ich will es mit der alten Dame in Richtigkeit bringen. Sie können sich ja eine aussuchen für eine Rolle Tabak!« setzte er mit einem Grinsen hinzu.
    Ich vermute, das Lächeln des Mädchens war mir im Gedächtnis geblieben; denn ich antwortete ihm ziemlich scharf: »Sie sieht nicht so aus, wie wenn sie von der Sorte wäre.«
    »Ich weiß auch nicht, ob sie's ist. Ich glaube, es ist gegen sie nichts zu sagen. Sie hält sich für sich allein, strolcht nicht mit den jungen Leuten herum und so. O nein – verstehen Sie mich nicht falsch – an Uma ist nicht zu tippen.«
    Mir kam vor, wie wenn er eifrig würde, als er sprach, und das überraschte mich und gefiel mir.
    »Ich wäre nämlich sonst nicht so sicher, daß Sie sie kriegen können«, fuhr er fort, »aber ich habe gemerkt, Ihr Gesicht hat ihr gefallen. Sie haben weiter gar nichts zu tun, als daß Sie sich zurückhalten und mich auf meine Art die Sache mit der Mutter abmachen lassen; ich bringe dann das Mädel mit zum Kapitän wegen der Heirat.«
    Das Wort Heirat gefiel mir nicht, und ich sagte ihm das.
    »Oh, an
der
Heirat brauchen Sie sich nicht zu stoßen. Der Schwarze Jack ist der Kaplan.«
    Unterdessen waren wir bei dem Hause der drei Weißen angekommen; denn ein Neger wird als Weißer gerechnet, ein Chinese übrigens auch! Eine merkwürdige Auffassung, aber auf den Inseln überall im Schwange. Es war ein Holzhaus mit einer Veranda davor. Vorn war der Kaufladen mit einem Ladentisch, einer Waagschale und einem recht erbärmlichen Vorrat von Waren: eine Kiste Konservendosen oder zwei, ein Faß Schiffszwieback, ein paar Bolzen Kattun, der mit meinem gar nicht zu vergleichen war. Gut versehen war der Laden nur mit der Schmuggelware: Feuerwaffen und Schnaps.
    »Wenn das meine ganze
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