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Der strahlende Tod

Der strahlende Tod

Titel: Der strahlende Tod
Autoren: Clark Darlton und Robert Artner
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mir«, sagte er.
    »Dann bin ich also in die Falle gegangen wie ein Anfänger.«
    »Das sind Sie allerdings.«
    »Und was wird nun?«
    Der andere zuckte die Achseln und sah ihn weiter aufmerksam an.
    »Was würden Sie denn an meiner Stelle tun?«
    »Ich würde Sie vermutlich erschießen.«
    »Sehen Sie.«
    »Oder ich würde Sie nicht erschießen. Ich würde versuchen, mich mit Ihnen zu einigen.«
    »So kommen wir nicht weiter. Eben waren Sie ehrlich. Sie haben gesagt, daß Sie nicht zögern würden, mich zu erschießen. Was glauben Sie, werde ich nun tun, nachdem ich weiß, wie Sie sich in so einer Situation verhalten werden? Sie würden nur darauf warten, mich zu töten. Denn Sie wollen die MPi wiederhaben. Die bekommen Sie aber nicht wieder, weil ich sie haben will.«
    »Glauben Sie, daß die Menschen überhaupt noch eine Zukunft haben, wenn sie jetzt anfangen, sich gegenseitig umzubringen?«
    »Jetzt werfen Sie wohl etwas durcheinander. Sie vergessen, daß Sie mich praktisch dazu zwingen, Sie zu beseitigen, damit ich am Leben bleiben kann. Sonst hätten Sie vorhin anders sprechen müssen.«
    »Sie legen jedes Wort auf die Goldwaage, was?«
    »Nein. Aber ich höre genau zu, wenn ich mit jemandem rede. Was waren Sie denn früher von Beruf, Sie Menschenfreund? Philosoph vielleicht?«
    »Ich war Fleischer. Und Sie?«
    Der andere lachte wieder.
    »Die Situation ist nicht ohne Komik«, sagte er, »ich war Schriftsteller. Ich habe Bücher geschrieben. Ich dachte, mit Bücherschreiben kann man etwas erreichen. Ich dachte, man könne dadurch die Menschen ändern, verstehen Sie?«
    »Nein, das kann man wohl nicht«, sagte der Mann, »oder Sie waren nicht gut genug. Ich verstehe nichts von Büchern.«
    Und die ganze Zeit wartete er darauf, daß der andere in seiner Wachsamkeit nachlassen würde. Aber vorerst sah es nicht so aus. Er mußte ihn weiterbeschäftigen. Er durfte nicht aufhören zu reden, sonst kam, was kommen mußte.
    Es entstand eine kleine Pause. Er versuchte krampfhaft, sich eine neue Frage auszudenken; denn langsam stellte sich die Angst ein, daß der andere der Sache überdrüssig wurde und einfach abdrückte.
    »Wie heißen Sie?« fragte er schließlich, als ihm gar nichts anderes mehr einfiel.
    »Zimmermann«, sagte der andere, »ich heiße Robert Zimmermann. Was anderes ist Ihnen wohl gar nicht eingefallen zu fragen, was?«
    »Nein«, sagte der Mann. »Wo wollen Sie hin? Sind Sie schon lange in der Stadt hier?«
    »Ich habe die Stadt nicht verlassen seitdem. Ich war die ganze Zeit in diesem Vorort. Und wo wollten Sie hin?«
    Mein Gott. Er hat gesagt: Und wo wollten Sie hin. Er hat nicht gesagt, wo wollen Sie hin, dachte der Mann.
    »Ich wollte aufs Land hinaus. Ich wollte Menschen finden. Die Städte sind praktisch leer. Ich weiß auch nicht, ob die Strahlung wirklich harmlos ist.«
    »Was wollten Sie bei den Menschen? Sie umbringen mit Ihrer Maschinenpistole? Oder einen neuen Krieg vorbereiten?«
    »Was sind Sie eigentlich für einer. Ein Kommunist oder so was?«
    Zimmermann verzog das Gesicht.
    »Wenn jemand etwas sagt, was Ihnen nicht sofort in den Schädel geht, dann ist er gleich Kommunist, klar. Haben Sie eigentlich immer noch nicht begriffen, daß es auf solche Bezeichnungen wie Kommunist, Kapitalist oder Weißer und Neger oder Autofahrer und Fußgänger überhaupt nicht ankommt?«
    »Wenn Sie so klug sind, was haben Sie dann damit bezweckt, in der Stadt zu bleiben wie die Maus in ihrem Loch, können Sie das nicht mal erklären?«
    Zimmermann sah ihn nachdenklich an. Nach einer Weile sagte er:
    »Ich habe an meinem Buch weitergeschrieben. Das kommt Ihnen natürlich reichlich verrückt vor.«
    »Es ist verrückt. Denn es ist niemand mehr da, der es drucken könnte. Und es ist niemand mehr da, der es lesen könnte. Sie müssen ganz schön feige sein, daß Sie sich so vor der Wirklichkeit verkriechen. Sie haben resigniert. Und Sie denken nur an sich. Sie machen sich etwas vor. Sie tun so, als gäbe es das Vorher noch. Aber das ist vorbei, mein Lieber. Und darauf müssen Sie sich einrichten.«
    »Wenn ich so weltfremd wäre, wie Sie behaupten, dann säße ich jetzt auf dem Stuhl da, und nicht Sie.«
    Sie schwiegen.
    »Sie wollen mich immer noch umlegen, nicht wahr?« fragte der Mann schließlich.
    »Ich weiß es nicht mehr«, sagte Zimmermann. »Ich weiß es wirklich nicht mehr. Zumindest in einem Punkt haben Sie recht. Es hat keinen Sinn, sich zu verkriechen. Es liegt daran, daß ich seit Monaten
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