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Der strahlende Tod

Der strahlende Tod

Titel: Der strahlende Tod
Autoren: Clark Darlton und Robert Artner
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gefährlich. Wenn noch jemand in diesem Haus war, konnte er ihn so lange belagern, bis er aufgeben mußte. In ein Warenhaus zu gehen, war auch nicht ratsam. Warenhäuser waren das bevorzugte Ziel von Banden, die überall im Lande herumzogen. Der Mann hatte keine Angst, denn er hatte eine Waffe. Aber er dachte daran, daß er mit seiner Munition sparen mußte. Sein Denken war auf ganz primitive Überlebensgedanken gerichtet; Sentimentalität konnte er sich nicht leisten. Wenn er angegriffen wurde, mußte er sich wehren.
    Ein Keller, dachte er. Ein Keller wäre das beste für die Nacht. Er öffnete die Tür eines Wohnhauses so vorsichtig, daß man nicht erkennen konnte, daß sie aufgebrochen worden war. Dann ging er mit dem Hund in den Keller des Hauses. Es war ein geräumiger Keller, in dem nur ein Öltank für die Heizung und ein paar Kisten herumstanden. Dann kundschaftete er das Haus aus. Er schickte den Hund vor und beobachtete ihn genau. Der Hund lief schnüffelnd von einem Zimmer zum anderen. Aber nichts verriet, daß noch jemand im Hause war. Es schien auch niemand hier gewesen zu sein, nachdem es passiert war. Der Mann suchte sich ein paar Decken zusammen und breitete sie für sich und den Hund im Keller aus. Er legte sich so hin, daß er den Hund mit einem Arm sofort erreichen konnte. Sie hatten ihr Lager hinter dem Heizungstank, so daß sie nicht gesehen werden konnten, wenn jemand den Raum betrat.
    Der Mann legte sich nieder und zog ein Notizbuch und einen Bleistift aus der Tasche.
    »124. Tag danach. Datum: unbekannt.
    Ich habe die Stadt erreicht. Es war alles so, wie ich es mir gedacht habe. Die Höhenstrahlung ist schwach wie überall. Ich nehme an, daß sie ungefährlich ist. Wenn nicht, ist es sowieso zu spät und spielt keine Rolle mehr. Ich weiß nicht mehr, wann ich aufgebrochen bin. Es scheint so, als könne ich die Gedächtnislücke nicht mehr ausfüllen, seit es passierte. Ich versuche pausenlos, mich zu erinnern, aber es ist sinnlos. Es fällt mir einfach nicht mehr ein; es ist, als hätte es vorher einfach nichts gegeben. Ich habe niemand getroffen bis auf den Hund Paul, der mich jetzt begleitet. Ich versuche mir vorzustellen, was ich sagen werde, wenn mich später jemand fragt, wie es gewesen ist, und wie alles ausgesehen hat. Aber ich muß feststellen, daß meine Ausdruckskraft nicht ausreicht, das alles zu beschreiben. Es ist wie in den Träumen, in denen man unaufhörlich geht und nicht von der Stelle kommt. Alle Farben und Empfindungen sind unwirklich geworden, weil es kein Echo gibt, weil die gewohnten Geräusche fehlen, mit denen ich bisher gelebt habe. Ich muß manchmal den Impuls unterdrücken, Selbstgespräche zu führen. Ich weiß, daß das der Anfang vom Ende sein kann. Ich muß ganz nüchtern und kühl bleiben. Die Spitzen der Häuser strahlen in einem gleichbleibenden grünlichblauen Licht. Mittags, wenn die Sonne am höchsten steht, vereinigen sich die Farben zu einer schrecklich-schönen Symphonie. Ich bin an Häusern vorbeigekommen, die so intensiv strahlten, daß ich meinte, meine Hautfarbe verändere sich. Ich selbst schien die Farben zu reflektieren. Aber ich habe nach wie vor nicht die geringsten Schmerzen. Nichts von den bekannten Strahlungssymptomen hat sich bei mir eingestellt. Ich kann essen, ohne daß es mir übel wird, ich bin sicher, daß ich gesund bin. In manchen Straßen der Stadt, besonders in den Geschäftsvierteln, herrscht ein unerträglicher Gestank. Die Eßwaren in den meisten Geschäften sind zu einer übelriechenden braunen, breiigen Masse zusammengelaufen, die Pilze treibt. Genießbar sind nur noch die Konserven. Ich habe mitgenommen, soviel ich tragen konnte, denn ich muß ja nun für zwei sorgen. Es gibt jetzt drei Dinge, die für mich am wichtigsten sind: der Hund, die Maschinenpistole und das Tagebuch.«
     
    *
     
    Der Mann steckte das Notizbuch wieder ein. Dann streckte er sich aus. Er konnte lange nicht einschlafen, obwohl er sehr müde war. Aber schließlich überwältigte ihn doch der Schlaf.
    Er hatte nichts gehört. Es war eine Reflexbewegung. Seine rechte Hand war in die Nähe des Hundes geraten. Er wollte ihn streicheln. Aber der Hund war nicht mehr da. Der Mann zuckte hoch und war sofort hellwach. Mit einem Griff hatte er die MPi entsichert. Er richtete sich lautlos auf und lauschte. Er sah zur Tür. Der Hund stand vor der Tür.
    Er hatte die Schnauze am Boden und schnüffelte an dem Spalt zwischen Boden und Tür. Seine Nackenhaare waren
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