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Der stille Sammler

Der stille Sammler

Titel: Der stille Sammler
Autoren: Becky Masterman
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Sie hingegen wartet noch eine ganze Menge Abschaum, der hinter Gitter gebracht werden will.«
    »Eines verstehe ich nicht«, sagte Coleman.
    »Und das wäre?«
    »Woher wussten Sie, dass ich eine Affäre mit Royal Hughes hatte?«
    »Das war geraten«, log ich. »Ich an Ihrer Stelle hätte es genauso gemacht.« Sie musste nicht wissen, dass Sigmund es vermutet, ich die Nummer in ihrem Adressbuch gefunden oder Royal Hughes es mehr oder weniger zugegeben hatte.
    »Möchten Sie wissen, warum ich vom Betrugs- zum Morddezernat gewechselt bin?«, fragte sie nach einigem Nachdenken.
    Eigentlich interessierte es mich nicht. Ich hatte andere Dinge im Kopf. Carlo. Max. »Warum?«, fragte ich.
    »Weil ich so viel von Ihnen gehört hatte und von Ihrer großartigen Erfolgsquote – all die Typen, die Sie hinter Gitter gebracht haben. Als ich von Ihrem Ruhestand erfuhr, dachte ich, jemand müsste Ihre Arbeit fortsetzen.«
    »Das ist süß. Tatsache ist, ich bin in den Ruhestand gegangen, weil ich dem FBI Scherereien gemacht und diesen Verdächtigen erschossen habe.« Nach einer kurzen Pause fuhr ich fort: »Ach ja, da fällt mir noch etwas ein. Ich habe das Fenster in der Hintertür Ihres Hauses eingeschlagen und bin eingebrochen. Wenn Sie nach Hause kommen, erschrecken Sie nicht. Ich habe nichts entwendet, außer ein paar Ihrer Joghurts.«
    Sie öffnete den Mund zu einer Frage, doch ich kam ihr zuvor. »Vertrauen Sie mir, Laura. Ich bin ein Agent, wie Sie nie einer sein wollen.«
    Auf dem Weg nach draußen sah ich schnell bei Max vorbei. Er war auf der Intensivstation und um einiges schlimmer dran als Laura Coleman. Seine Frau Chrystal – eine Person, die nichts gemein hatte mit ihrem Namen – lauerte auf der anderen Seite des Bettes, jederzeit bereit, ihrem Mann beizustehen.
    Max war kaum bei Bewusstsein, doch er sah mich, als ich an sein Bett trat. Er versuchte Luft zu holen und zu reden. Ich sah ihm an, dass es ihm Schmerzen bereitete. Chrystal streichelte ihm über den Arm und ermahnte ihn, es bleiben zu lassen. »Die Ärzte haben mir gesagt, es sei ein Wunder«, sagte sie zu mir. »Die Kugel hat seinen rechten Lungenflügel verfehlt und auch keinen Knochen getroffen. Der Winkel war so, dass er nicht genau von vorn getroffen wurde, sonst wären die inneren Verletzungen viel schwerer gewesen. Außerdem hat er eine Gehirnerschütterung, weil er mit dem Kopf auf dem Boden aufgeschlagen ist.«
    Max drehte den Kopf zu mir, und ich beugte mich über das Bett. »Ich hab gehört, du hättest diesen Barmann getötet«, flüsterte er.
    »Stimmt. Ich habe dir das Leben gerettet. Du hättest mir glauben sollen, was Laura Coleman betrifft. Es war dein eigener verdammter Fehler, dass der Barmann dich niedergeschossen hat.«
    »Brigid!«, rief Chrystal erschrocken aus.
    Max nahm einen weiteren kleinen Atemzug, damit es nicht so sehr schmerzte, mit eben genügend Luft, um die Worte auszusprechen, bevor er erschöpft ins Kissen zurücksank. »Ich bin überrascht, dass du mich nicht umgebracht hast. Du hattest die Chance.«
    Chrystal, die vornübergebeugt auf ihrer Seite des Bettes gestanden hatte, richtete sich kerzengerade auf und starrte mich aus weit aufgerissenen Augen an – wahrscheinlich ging sie davon aus, dass Max wegen der Schmerzmittel halluzinierte. Ich hätte ihm erzählen können, dass ich lieber selbst gestorben wäre, als die Verantwortung für seinen Tod zu übernehmen. Stattdessen lächelte ich nur und tätschelte seine Hand. »Das liegt daran, dass ich dich für tot hielt, Süßer. Wer überlebt schon eine Kugel aus einem Fünfundvierziger?«
    Schwach erwiderte er mein Lächeln. »Das Telefon«, sagte er. »Peasils Handy.«
    »Ich weiß. Ich habe es für dich liegen lassen, und du hast die Nummern zurückverfolgt. Eine davon hat dich zu Emery’s Bar geführt.«
    Er schüttelte den Kopf, als wollte er noch etwas sagen und als hinderte ich ihn irgendwie daran. Er atmete ein. »Diese Gesichter«, sagte er.
    Das war der Punkt, an dem wir uns endlich begegneten, Max und ich. An einem wirklich wichtigen, entscheidenden Punkt, bei den Opfern und unserem Bemühen, der Gerechtigkeit Genüge zu tun, auch wenn wir uns hin und wieder nicht an die Vorschriften hielten. »Ich habe sie gesehen.« Er war erschöpft von unserer kurzen Unterhaltung, also beantwortete ich die Frage, die ihm auf der Zunge lag, ohne dass er sie stellen musste. »Es war trotzdem ein Unfall, Max. Das ist die verdammte Wahrheit.«
    »Gut.«
    Später würde es
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