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Der sterbende Detektiv - Roman

Der sterbende Detektiv - Roman

Titel: Der sterbende Detektiv - Roman
Autoren: PeP eBooks
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zu uns gefahren haben. Das war wirklich ein ziemlicher Aufstand, das können Sie mir glauben.« Sie nickte. Lächelte, aber ohne den Kopf zur Seite zu legen.
    »Aufstand?«
    »Irgendjemand, der Sie erkannt hat, war zu der Überzeugung gelangt, man hätte Ihnen in den Bauch geschossen.«
    »Auf mich geschossen? In den Bauch?«
    »Sie hatten Sauerkraut und Senf auf dem Hemd. Eine Unmenge. Und dann noch all diese Polizisten. Jemand glaubte, die Sauerei auf Ihrem Hemd seien Ihre Därme, die da zum Vorschein kämen.« Jetzt sah sie sichtlich amüsiert aus.
    »Guter Gott«, sagte Johansson. Wo sie das nur alles herhat, dachte er.
    »Sie sind offenbar vor dieser Wurstbude am Karlbergsvägen zusammengebrochen, ehe Sie dieses ungesunde Zeug in sich reinstopfen konnten, das Sie gekauft hatten. Sauerkraut,
Senf, getoastetes Weißbrot, eine fette, gegrillte Wurst und was weiß ich nicht alles.«
    Wovon redet diese Person eigentlich?, dachte Johansson. Sie muss Günters Korv meinen. Er hatte bei Günters, bei der besten Wurstbude Schwedens, angehalten. Er hatte sich mit einigen jüngeren Kollegen unterhalten. Jetzt erinnerte er sich. So weit konnte er sich erinnern.
    »Ich hatte mal einen Arbeitskollegen, der gestorben ist, als er an dieser Wurstbude anstand. Er erlitt einen Herzinfarkt. Er lebte mehr oder minder von diesem Fraß, obwohl er Arzt war.« Kopf zur Seite geneigt, jetzt wieder ernst.
    »Sauerkraut«, sagte Johansson. »Was ist denn an Sauerkraut auszusetzen?« Sauerkraut ist verdammt gesund, dachte er.
    »Ich dachte eher an die Wurst.«
    »Sie!«, sagte Johansson, plötzlich von einem unbegreiflichen Zorn ergriffen und von üblen Kopfschmerzen gepackt. »Wenn diese Wurst nicht gewesen wäre, mit der Sie mir in den Ohren liegen, dann wäre ich jetzt tot.«
    Sie begnügte sich damit, zu nicken und die Haltung ihres Kopfes zu verändern. Doch sie sagte nichts.
    »Wenn ich nicht angehalten hätte, um eine Wurst zu kaufen, dann hätte ich auf dem Weg aufs Land im Auto gesessen, und dann hätte alles noch viel böser geendet.« Schlimmstenfalls nicht nur in Bezug auf mich, dachte er.
    »Darüber sprechen wir später«, erwiderte sie, beugte sich vor, tätschelte seinen Arm, der nicht eingeschlafen war, sondern einfach nicht funktionierte.
    »Haben Sie einen Spiegel?«, fragte Johansson.
    Diese Frage hörte sie offenbar nicht zum ersten Mal. Sie nickte, schob die Hand in die Tasche ihres weißen Kittels, zog einen Taschenspiegel heraus und legte ihm diesen in die linke Hand.

    Du siehst furchtbar aus, Lars Martin, dachte Johansson. Das ganze Gesicht schien nach unten gerutscht zu sein, der Mund hing schief, und unter den Augen waren mehrere kleine, punktförmige blaue Flecken, blauschwarz, nicht größer als Stecknadelköpfe.
    »Punktförmige Hautblutungen«, sagte Johansson.
    »Petechien«, pflichtete ihm seine Ärztin bei und nickte. »Sie haben offenbar eine knappe Minute lang zu atmen aufgehört, aber dann hat einer Ihrer Kollegen Sie wieder in Schwung gebracht. Er hatte offenbar als Krankenwagenfahrer gearbeitet, bevor er Polizist wurde. Rettungssanitäter. Ja, ich stimme Ihnen zu«, fuhr sie fort, »es war wohl trotz allem Glück im Unglück, dass es gerade dort passiert ist.«
    »Ich sehe furchtbar aus«, sagte Johansson. Aber ich lebe noch, dachte er. Im Unterschied zu allen anderen, die er mit denselben Flecken unter den Augen gesehen hatte.
    »Ich glaube, Ihre Frau ist jetzt da«, erwiderte sie. »Ich gehe jetzt, damit Sie sich in Ruhe unterhalten können. Ich schaue vor dem Schlafengehen noch einmal bei Ihnen vorbei.«
    »Wissen Sie was?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Sie sehen aus wie ein Eichhörnchen«, sagte Johansson. Warum sage ich das?, dachte er.
    »Ein Eichhörnchen?«
    »Darüber sprechen wir später«, sagte Johansson.

5
Mittwochnachmittag des 7. Juli 2010
    Seine Frau Pia trat ohne Umschweife an sein Bett. Sie lächelte ihn an, aber ihr Mund hatte sich nicht mit dem Ausdruck ihrer Augen verständigt, und als sie sich auf den Stuhl neben seinem Bett setzen wollte, warf sie diesen erst einmal um. Sie schob ihn einfach mit dem Fuß beiseite, beugte sich vor und umarmte ihn. Ganz fest drückte sie seinen Kopf an ihre Brust. Sie wiegte ihn wie ein kleines Kind hin und her.
    »Lars, Lars«, flüsterte sie. »Was hast du jetzt wieder angestellt? «
    »Das ist nicht weiter schlimm«, antwortete Johansson. »Nur irgendwas mit dem Kopf.«
    Im selben Augenblick schnürte es ihm die Kehle zusammen, und er begann
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