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Der Sommer der silbernen Wellen: Roman (German Edition)

Der Sommer der silbernen Wellen: Roman (German Edition)

Titel: Der Sommer der silbernen Wellen: Roman (German Edition)
Autoren: Amanda Howells
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dunkler, fester Stimme. »Was haben die Ferien mit deiner neuen Beziehung zu tun?«
    »Das ist keine Beziehung, Mia. Ich …«, begann Jake lahm, aber ich hatte die Nase voll.
    »Vergiss es«, stieß ich heiser hervor. Ich wirbelte herum und flüchtete. Meine Augen füllten sich mit Tränen. Mehr wollte ich gar nicht wissen. Jake war ein mieser Betrüger. Ich las es in seinem Blick. Ich hörte es an seiner Stimme. Nicht, dass es noch wichtig war. Denn die Beziehung, an die ich geglaubt hatte, existierte nicht mehr. Jake konnte es drehen und wenden, wie er wollte, aber ich hatte ihm offensichtlich nichts bedeutet. Ich war für ihn nur ein Klotz am Bein. Wenn ich mich nur von ihm ferngehalten hätte! Wenn ich nur die drei Worte hätte zurücknehmen können, die ich gerade erst letztes Wochenende zu ihm gesagt hatte, die Worte, die mir unversehens entschlüpft waren.
    Aber wenn man einmal so etwas gesagt hat, hat man etwas gegeben, das man nie wieder zurückbekommen wird.

    Für denjenigen, der die hohe Kunst des Unperfektseins oder der Unvollkommenheit praktizieren will, ist der Umzug die größte aller Chancen. Als buchstäbliche Auflösung der vorhandenen Ordnung und großer Umbruch im Leben bietet er gleich auf drei Ebenen die Möglichkeit zur Krise:
    »Wer möchte was Leckeres für zwischendurch?« Papa war an einer Tankstelle abgebogen, die hausgemachtes Eis anpries.
    »Das fragst du noch?«, rief ich, gleich besserer Laune. Wen interessierte schon Jake? Er war jetzt weit weg. Und ich hatte mir vorgenommen, nicht an ihn zu denken. Ich machte Urlaub vom Liebeskummer und hatte vor, mir stattdessen das zu gönnen, was mir guttat. Wie zum Beispiel Eis an einem heißen Sommertag. Doch dann verpasste mir meine Mutter einen ihrer typischen Tiefschläge.
    »Schatz, zwischen den Mahlzeiten zu naschen hilft aber nicht beim Abnehmen.«
    »Danke, Mama«, sagte ich trocken. »Ich habe ganz vergessen, dass du mich auf Diät gesetzt hast.«
    »Spar dir deinen Sarkasmus!«, gab meine Mutter zurück. »Ich will dir doch nur helfen.«
    »Warum vergesse ich das immer?«, erwiderte ich, aber so leise, dass sie es nicht hören konnte, denn es hatte keinen Sinn, es laut auszusprechen. Meine Mutter würde nie verstehen, dass ich niemals so werden würde wie sie, dünn wie ein Zahnstocher. Graziös. Elegant. Feingliederig. Da hätte ich schon magersüchtig werden müssen. Wovon sie vermutlich heimlich träumt , dachte ich wütend.
    »Dein neues Top sieht sehr … eng aus«, hatte meine Mutter eines Abends zu mir gesagt, als Jake und ich zu einer Party bei meiner Freundin Kristin gehen wollten. Ich hatte mir ein Tanktop gekauft, das wesentlich enger war, als ich sie normalerweise trug, und meine Mutter fand offenbar, ich solle lieber wie üblich meine Figur kaschieren. »Ich finde einfach, dass enganliegende Tops deiner Figur nicht gerade schmeicheln«, fügte Mama hinzu. Sie glaubte, leise zu sprechen, doch Jake, der auf dem Treppenabsatz wartete, hatte sie gehört.
    »Stimmt nicht, Mrs Gordon. An Mia sieht einfach alles toll aus«, hatte Jake gesagt.
    Meine Mutter war verblüfft und entgegnete irgendetwas Frostiges in dem Tenor, dass junge Männer nicht vor dem Zimmer ihrer Freundin herumlungern sollten, während sie sich gerade umzieht. Doch Jake lächelte mich nur mit seinen dunklen Augen an, liebevoll und bewundernd. Er war für mich da. War. Aber jetzt nicht mehr. Er hatte sich verändert. Oder vielleicht war das der wahre Jake: dieser oberflächliche Typ, der mit einem Fuß auf dem Skateboard vor mir gestanden hatte, bereit, so schnell aus meinem Leben hinauszurollen, wie er hereingerollt war, der Neue in der Stadt, der Neue in der Klasse, der erste Junge, für den ich mich je interessiert hatte …
    »Schoko oder Vanille?« Mein Vater riss mich aus meinen düsteren Gedanken. Er hatte den Wagen vor der Tankstelle geparkt und lehnte sich jetzt zum Fenster hinein. »Oder möchtest du lieber mit reinkommen und dir selbst ansehen, was es sonst so gibt?« Ich schüttelte den Kopf. Meine Mutter. Ein Satz aus ihrem Mund, und mir verging der Appetit.
    Als wir wieder unterwegs waren, besserte sich meine Laune in dem Maße, wie die Tachonadel hochging. Jede Meile brachte mich dem Ozean näher, und wenn ich einmal im Meer war, konnte mir nicht mal mehr meine Mutter die Stimmung verderben. Ich bin eine gute Schwimmerin, und am liebsten schwimme ich im Meer. Doch wir wohnten in Athens, im südlichen Bundesstaat Georgia, und waren seit
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