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Der Sommer der Legenden

Der Sommer der Legenden

Titel: Der Sommer der Legenden
Autoren: Sarah Eden
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jeden Raum und jeden Schuppen auf dem weitläufigen Gelände. Es schien ihr nichts auszumachen, dass es überall muffig roch und staubig war. Sie fühlte sich in den dunklen, verwinkelten Schuppen anscheinend richtig wohl.
    »Ich glaube, wir haben das Richtige getan«, meinte Fisher schmunzelnd. »Taylor scheint die geborene Farmersfrau zu sein.«
    Als er sich zu Carol umwandte, erstarb das Lächeln auf seinen Lippen. Mit weit aufgerissenen Augen starrte seine Frau zu einem der alten Schuppen hinüber.
    »Was ist denn los, Liebling?« fragte Fisher verwirrt. Er konnte weit und breit nichts Ungewöhnliches entdecken.
    »War da nicht gerade ein Schatten?« flüsterte Carol. »Du musst ihn doch auch gesehen haben. Da ist jemand in den Schuppen gegangen!«
    »Und du meinst, Taylor ist auch dort drin?« Fisher konnte die Unruhe seiner Frau immer noch nicht ganz verstehen. »Dann schauen wir eben mal nach, wenn es dich beruhigt. Aber ich glaube, ehrlich gesagt, nicht, dass da wirklich jemand Fremdes hineingegangen ist.«
    Zögernd folgte Carol ihrem Mann zu dem alten Lagerhaus. Hatte sie sich den Schatten vielleicht nur eingebildet? Sie wusste nicht warum, aber auf einmal kam ihr die Farm überhaupt nicht mehr idyllisch und friedlich vor, sondern unheimlich und gefährlich.

    Sie hatten den Schuppen gerade erreicht, als ein hohes Pfeifen sie zusammenzucken ließ. Es klang wie das Heulen des Windes, ebbte ab, schwoll wieder an, klang manchmal sogar wie eine Melodie.
    »Es ist doch überhaupt nicht windig!« Fisher schüttelte verwundert den Kopf. »Das kommt eindeutig von drinnen. Komm, lass uns nachsehen.«
    Er nahm Carols Hand und öffnete entschlossen die schief in den Angeln hängende Tür. Zuerst konnten beide in dem dämmrigen Licht kaum etwas erkennen, doch schließlich gewöhnten sie sich an die Dunkelheit. Der Schuppen war voller alter Gerätschaften. Überall standen Tonnen, Kisten, Werkzeuge und Möbel.
    »Taylor, bist du hier?« Carol wollte so schnell wie möglich wieder nach draußen. Der Schuppen machte ihr Angst, und das hohe Pfeifen schmerzte in ihren Ohren.
    In diesem Moment hörte sie Fisher auflachen. »Hier ist sie!« rief er ihr zu, während er Taylor über ein paar Tonnen hinweghob.
    Erleichtert ging Carol zu den beiden hinüber. Sie wollte Taylor in den Arm nehmen und streicheln, aber plötzlich hielt sie in der Bewegung inne. Irgendetwas hielt sie davon ab, die Kleine zu berühren. War es der seltsame Blick, mit dem Taylor sie betrachtete? Er war kalt und erwachsen - viel zu erwachsen für ein vierjähriges Mädchen!
    »Was .hast du denn da?« Fisher schien Taylors merkwürdiges Benehmen nicht aufzufallen. Er betrachtete interessiert ein pfeifenähnliches Rohr, das Taylor in der Hand hielt. »Hast du etwa diese schrecklichen Töne fabriziert?« Er schüttelte sich lachend, nahm die Pfeife und schleuderte sie in hohem Bogen in eine Ecke.
    Doch das hätte er besser nicht getan, denn plötzlich fing Taylor an, aus Leibeskräften zu schreien. Carol und Fisher versuchten, sie zu beruhigen, es gelang ihnen nicht.
    Schließlich beschloss Fisher, die Pfeife, die Taylor ausgerechnet so viel bedeutete, zu suchen und ihr wiederzugeben. Er wollte lieber diesen grellen Ton ertragen, als Taylors Geschrei. Doch so gründlich er auch suchte - er konnte die Pfeife nirgends finden! Sie war wie vom Erdboden verschluckt.
    »Ich kann sie nicht finden«, meinte er erschöpft, als er staubig und verschwitzt zu Carol und Taylor in die Küche kam. »Ich werde dir eine neue Pfeife kaufen. Ich versprech's dir, okay?« Er schaute Taylor liebevoll an, doch die würdigte ihn keines Blickes. Sie hatte zwar aufgehört zu schreien, aber vergessen war die Sache für sie noch lange nicht. Ohne ein Wort drehte sie sich um und stolzierte aus dem Raum.
    »Ich habe sie noch nie so gesehen«, murmelte Fisher verwirrt. Nun spürte auch er, dass etwas Fremdes, Beunruhigendes von Taylor ausging...

    Carol döste in einem alten Schaukelstuhl auf der Veranda, als der Besucher auftauchte.
    Sie hatte sich selbst eine Pause verordnet und war aus dem mit Umzugskartons vollgestopften Hausinnern geflüchtet.
    Es war ein herrlicher Sonnentag im Spätaugust. Fisher war in die Stadt gefahren, um ein paar Besorgungen zu machen, und Taylor spielte irgendwo im Korral hinter der Scheune. Vögel zwitscherten, und in der Luft hing das Zirpen unsichtbarer Insekten.
    Der Besucher kam lautlos und in Schwarz.
    Carol wusste nicht, wie es ihm gelungen war, sich
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