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Der Sommer der Legenden

Der Sommer der Legenden

Titel: Der Sommer der Legenden
Autoren: Sarah Eden
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thronte eine etwas zu kleine Melone in der Art, wie englische Gentlemen sie trugen, und um seinen prallen Bauch spannte sich ein Nadelstreifenanzug, der ihn bei der Hitze schier umbringen musste.
    Im Laufen fuchtelte er mit einer dünnen Ledermappe in der Luft herum - offenbar winkte er ihnen zu -, und keuchte wie ein
    Langstreckenläufer, als er sie endlich erreichte.
    Sein rotes Gesicht war schweißnass, und für den Bruchteil einer Sekunde hatte Carol den Eindruck, auf einen seltenen, monströsen Fisch zu schauen, der zwanghaft nach Luft schnappte.
    Bisher hatte sie nur mit Hooker telefoniert. Nun erlebte sie den Notargehilfen zum ersten Mal persönlich.
    »Entschuldigen Sie meine Verspätung«, plapperte er hektisch drauflos. »Ich bekam mein Auto nicht rechtzeitig aus der Werkstatt zurück. Das hier ist ein Leihwagen, mit dem ich einige Umstellungsprobleme hatte...«
    Er reichte erst Carol und dann Fisher die Hand. Seine Hand fühlte sich an wie ein mit lauwarmem Wasser getränkter Lappen und passte genau zu seinem sonstigen Erscheinungsbild.
    »Wie wäre es«, fragte Fisher, »wenn Sie endlich aufschließen würden, damit wir den Bau von innen bewundern können?«
    »Natürlich, natürlich!« Eifrig zog er einen Schlüsselbund aus der Jackentasche und probierte mehrere Schlüssel durch, ehe das Schloss des Haupteinganges endlich aufsprang.
    Laut knarrend schwang die schwere Tür nach innen auf.
    »Sie werden es lieben«, versicherte Hooker atemlos, während er zur Seite trat, den Eingang freigab und wartete, bis Carol und Fisher sich vorsichtig ins Innere des alten Ranchgebäudes wagten.
    Carol hatte eine spitze Bemerkung auf der Zunge, schluckte sie aber hinunter, als sie merkte, dass dieser grinsende Zwerg unglaublicherweise recht hatte.
    Sie mochte das Haus wirklich, auch wenn es nur Liebe auf den zweiten Blick war!

    »Ich kann es nicht fassen!« Fisher ließ sich stöhnend in einen mit weißen Leinentuch abgedeckten Sessel, der mitten im Wohnzimmer stand, plumpsen. »Es gefällt dir...?«
    Eine Stunde lang hatte Samuel Hooker sie durch das ganze Haus gejagt, ihnen Zimmer für Zimmer bis hin zur winzigsten Abstellkammer gezeigt und war anschließend noch im Eiltempo mit ihnen durch die verlassenen Scheunen und Stallungen gegangen.
    Dann hatte er Carol die Schlüssel in die Hand gedrückt und sich mit der Entschuldigung, er habe dringende Termine, von ihnen verabschiedet.
    »Ich weiß ja auch nicht...«
    Carol suchte nach Worten. Sie ließ sich auf die Sessellehne nieder, schmiegte sich zärtlich an Fisher und blickte ihn strahlend an.
    »Zuerst dachte ich wie du: Großer Gott, was für ein Klotz am Bein! Aber seit wir das Haus durchstöbert haben... Ich kann nicht sagen, was du dabei empfunden hast. Mich hat jeder Raum ganz seltsam berührt. Oft war mir, als hätte ich schon immer hier gelebt, als verbänden mich unvergessliche Augenblicke mit den einzelnen Gegenständen... Es ist verrückt, das ist mir durchaus bewusst, aber...«
    Fisher legte den Zeigefinger auf ihren Mund.
    »Keine Entschuldigungen«, sagte er in warmem Ton. »Worauf willst du hinaus? Gefällt dir die Ruine? Weißt du, wie viel Arbeit nötig sein wird, um sie einigermaßen wohnlich herzurichten? Dein Onkel scheint die letzten zwanzig Jahre ja keine noch so winzige Reparatur mehr ausgeführt zu haben.«
    Carol kannte Fisher. Sie wusste, dass er ein Mensch war, der jederzeit bereit war, auf ihre Wünsche einzugehen, wenn es für ihn noch irgendwie vertretbar war. Ebenso gut konnte sie aber auch ein striktes Nein von ihm erwarten, wenn ihm eine Sache aussichtslos erschien.
    Allein an seinen wenigen Worten und der Art, wie er sie anblickte, konnte sie erkennen, dass er in diesem Fall zu jeder Dummheit bereit war...
    »Du hast doch das Zimmer im ersten Stock gesehen... Südseite«, schwärmte sie und küsste ihn sanft auf den Stoppelbart, der sich seit dem Morgen auf seiner Wange gebildet hatte. »Das ideale Schlafzimmer. Groß, sonnendurchflutet... Und gleich nebenan ist ein ideales Zimmer für Taylor...«
    »Langsam, langsam«, unterbrach Fisher sie lachend. »Du vergisst unsere Jobs. Was machen wir damit?«
    »Ach, du und deine Software-Entwicklung. Du bist doch nicht ortsgebunden. Auch hier gibt's Strom für deinen Computer, du darfst dich von den Äußerlichkeiten nicht abschrecken lassen.«
    »Hab' ich doch noch nie, oder? Sind wir verheiratet oder nicht?«
    »Danke, du Schuft!« Carol biss ihm ins Ohrläppehen. »Und um mich- brauchst
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