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Der Sommer der Legenden

Der Sommer der Legenden

Titel: Der Sommer der Legenden
Autoren: Sarah Eden
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nächste Phase des Psychoterrors begann.
    Von irgendwoher schwoll ein merkwürdiger Gesang an. Es hörte sich an, als erklinge ein ganzer Chor, obwohl keine einzelnen Stimmen herauszufiltern waren. Ein monotones Summen, das einmal lauter wurde, sich dann wieder abschwächte, erfüllte das Innere des Hauses. Das Hämmern war verstummt.
    »Meinst du... es sind echte Indianer?« wandte sich Carol unvermittelt an ihren Mann. »Bei allen Heiligen - wir leben doch im zwanzigsten Jahrhundert!«
    »Daran könnte man zweifeln«, entgegnete Fisher mutlos. Er hatte sich auf einen Stuhl niedergelassen, das Kinn auf die Fäuste gestützt und starrte durch Carol hindurch, als sei er in Gedanken tausend Lichtjahre entfernt.
    Sie nahm es ihm nicht übel, auch wenn sie zunächst gereizt und enttäuscht auf seine Einstellung reagiert hatte. Allmählich setzte sich die Überzeugung in ihr durch, dass er ein Anrecht auf eine eigene Einschätzung der Lage hatte. Deshalb teilte sie seine Ansicht aber noch lange nicht.
    Sie wusste selbst nicht genau, warum, doch in ihr war urplötzlich die Bereitschaft erwacht, bis zum letzten Atemzug zu kämpfen - gegen wen auch immer!
    Unruhig ging sie im Wohnraum auf und ab. Sie hatte keine Ahnung, was zu tun war, um heil aus diesem Alptraum herauszukommen. Aber sie konnte sich auch nicht einfach hinsetzen und auf das Ende warten, wie Fisher es anscheinend vorhatte.
    Es musste einen Ausweg geben!
    Doch der monotone Gesang dröhnte ihr in den Ohren, und es fiel Carol schwer, einen klaren Gedanken zu fassen.
    Im nächsten Augenblick erklang das erlösende Geräusch, auf das beide so sehnlichst gewartet hatten. Das Telefon klingelte!
    Carol hätte vor Freude am liebsten laut aufgeschrien. Schneller als Fisher, der beim ersten Klingeln erleichtert aufstöhnte, erreichte sie das Telefon und riss den Hörer von der Gabel.
    »Hilfe!« schrie sie, noch ehe der Anrufer überhaupt die Möglichkeit bekam, sich zu melden. »Wer immer Sie sind - helfen Sie uns...!«
    Stille.
    »Hallo! Hören Sie mich? Hier spricht Carol Todd von John Murdocks Ranch... So sagen Sie doch etwas!« Carols Hand krampfte sich um den Hörer, als wollte sie ihn zerquetschen. Auf ihrer Stirn bildete sich ein dünner, kalter Schweißfilm.
    »Lass mich mal!« rief Fisher und entriss ihr den Hörer fast gewaltsam mit fiebrig glänzenden Augen.
    »Warum melden Sie sich nicht, zum Teufel? Sie...«
    Seine Stimme brach ab. Sekundenlang lauschte er ungläubig in den Hörer. Dann erschlaffte sein Körper sichtbar.
    Schließlich reichte er Carol mit einer marionettenhaften Bewegung den Hörer zurück. Sie presste ihn ans Ohr und - erstarrte.
    Sie hörte das hässlichste Geräusch ihres Lebens... Als würde ein heißer, böser Atem in ihr Ohr gehaucht, untermalt von Konturen, Hecheln und Stöhnen!
    Als sie das Gefühl hatte, sie könne es keine Sekunde länger aushalten, aber auch nicht in der Lage war, sich von den Lauten loszureißen, brach die Verbindung plötzlich ab.
    Carol erkannte, dass Fisher die Faust auf die Gabel gedonnert hatte. Er musste Carol stützen und zum nächsten Sessel führen. Von ihrer Widerstandskraft war nichts mehr übrig.
    Noch immer meinte sie den Höllenatem zu spüren und presste, halb von Sinnen, die Hände auf die Ohren.
    Zitternd verfolgte sie, wie Fisher den Hörer aufnahm und eine Nummer wählte. Als er fertig war, legte er jedoch schon nach zwei Sekunden wieder auf.
    »Sinnlos«, erklärte er. »Sie haben die Leitung wieder gekappt!«

Kapitel 11

    Technisch begabte Indianer, die noch den Riten ihrer Vorfahren huldigten, aber Telefone nach Belieben manipulieren konnten?
    Carol floh buchstäblich in die Küche und holte sich eine halbvolle Milchflasche aus dem Kühlschrank. Der funktionierte zwar auch nicht mehr, würde die Kälte aber noch einige Zeit halten. Länger vielleicht, als sie darauf zurückgreifen konnten...
    Sie führte die Flasche an den Mund und leerte sie, ohne einmal abzusetzen. Als sie sich umdrehte, stand Fisher in der Tür.
    »Hörst du das?« fragte er.
    Carol stellte die Glasflasche ab. Sie erkannte sofort, was er meinte.
    Der monotone Chor war verklungen. Etwas anderes geschah da draußen. Ein hohes Knistern und Zischeln ertönte plötzlich von allen Seiten gleichzeitig.
    Carol hob den Kopf. Etwas brannte in ihrer Kehle, ihre Augen begannen zu tränen. Und auf einmal wusste sie, was los war.
    Sie hatten das Haus angezündet!

    Von Panik erfasst, rannten Carol und Fisher ins Wohnzimmer.
    Die
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