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Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers
Autoren: Stephen R. Lawhead
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Orin, der das Land dem Schutz der Kirche unterstellt hat, während er sich auf Kreuzfahrt befand.«
    »Ah, jetzt kommen wir endlich zur Sache«, sagte Ronan. »Ich habe mich schon die ganze Zeit über gefragt, warum ausgerechnet die Ländereien jener Herren, die das päpstliche Dekret nicht unterzeichnet haben, an den König gefallen sind. Auch hat man keinem der Edlen Gelegenheit gegeben, Prinz Sigurd die Treue zu schwören, was ihren Besitz gesichert hätte. Vielleicht könnt Ihr mir das erklären, mein Herr Bischof.«
    Der Bischof preßte die Lippen aufeinander.
    »Dir müssen wir nicht antworten, Ketzer!« fauchte Abt Gerardus.
    »Und doch werdet Ihr antworten«, sagte der König.
    »Dann fragt doch Herrn Orin«, schlug der Bischof vor. »Er war derjenige, der das Land an sich genommen hat, nicht wir.«
    »Nun gut«, stimmte der König zu, »wir werden ihn fragen.« Er nickte Fionn zu, der daraufhin in der Halle verschwand und kurz darauf mit Orin Breitfuß an der Seite wieder zurückkehrte.
    Magnus begrüßte den Edelmann und sagte: »Wir haben über die vielen Güter gesprochen, die von diesen eifrigen Kirchenmännern für die Kirche beansprucht worden sind. Sie sagen, daß Ihr dafür verantwortlich wärt. Kann das wahr sein, Herr Orin?«
    »Mein Herr und König«, antwortete Orin, »es ist wahr, daß ich viele Ländereien in Besitz genommen habe, um die Treue der Einwohner für Euch und Prinz Sigurd zu sichern. Die Güter gehörten aufsässigen Herren, die sich weiterhin Jarl Erlend und Jarl Paul verpflichtet fühlten und daher Prinz Sigurd als Jarl nicht anerkennen wollten.«
    Murdo öffnete den Mund, um zu protestieren, doch der König hob die Hand, um ihm Schweigen zu gebieten und bat Orin fortzufahren. »Woher wußtet Ihr, daß diese Güter Aufrührern gehörten, die Prinz Sigurd nicht anerkennen wollten?«
    »Bischof Adalbert bot uns seinen Rat an«, antwortete Orin in sach-lichem Tonfall. »Er kam zu uns und sagte, er fürchte um den Frieden auf den Inseln, sollte den Aufrührern gestattet werden, sich offen gegen Prinz Sigurd zu stellen. Er sagte, er hätte von einem Plan erfahren, den Prinzen zu ermorden und Jarl Erlend wieder einzusetzen. Er drängte uns, rasch zu handeln, um den Aufstand im Keim zu ersticken und den Frieden um jeden Preis zu erhalten.«
    Der Bischof starrte trotzig geradeaus. Der Abt jedoch runzelte nachdenklich die Stirn; er schien sich ein neues Lied auszudenken, das er fortan singen konnte.
    Der König drehte sich zu Frau Niamh um und sagte: »Gute Frau, ich würde gerne aus Eurem Munde erfahren, wie es um die Treue Eures Gatten in dieser Angelegenheit bestellt war.«
    Bevor Niamh darauf antworten konnte, protestierte der Bischof: »Ihr wollt eine Frau befragen? Die Angelegenheiten der Könige und Fürsten liegen sicherlich weit jenseits ihres Verständnisses. Sie kann uns gar nichts sagen.«
    »Dem kann ich nicht zustimmen«, erklärte der König mit fester, strenger Stimme. »Denn wer kennt die Launen und Wünsche eines Mannes besser als seine Frau?« Dann drehte er sich wieder zu Ni-amh um. »Was sagt Ihr, gute Frau? Galt Herrn Ranulfs Treue Jarl Erlend, oder war er bereit, Prinz Sigurd zu unterstützen?«
    »Ihr verlangt von ihr, ihren Gatten zu beschuldigen oder mich zu verdammen«, warf der Bischof ein. »Was glaubt Ihr wohl, wird sie tun?«
    »Und doch werde ich ihre Antwort hören«, erklärte Magnus. Er nickte Niamh zu. »Sprecht.«
    »Mein Herr und König«, antwortete Niamh, »Ihr fragt mich, ob seine Treue zu Jarl Erlend meinen Gatten davon abgehalten hätte, Prinz Sigurd zu folgen. Die Wahrheit ist: Ich kann es Euch nicht sagen.«
    »Da!« schrie der Bischof. »Es ist, wie ich gesagt habe. Sie weiß gar nichts.«
    »Ich kann es nicht sagen«, fuhr Niamh unbeirrt fort, »und der Grund dafür ist, daß mein Gatte sich dem Kreuzzug angeschlossen
    hatte, bevor die Jarls Erlend und Paul abgesetzt worden sind.«
    »Sollen wir ihr etwa glauben?« verlangte der Bischof zu wissen. »Sie würde alles sagen, um uns in Verruf zu bringen.«
    »Ich flehe niemanden an, mir zu glauben«, erklärte Niamh, und kalter Zorn stahl sich in ihre Stimme. »Die Tatsachen sprechen für sich: Die Herren sind lange vor der Ernte auf Pilgerfahrt gegangen, und Prinz Sigurd ist erst nach Ostern auf den Inseln eingetroffen.«
    »Eure Erinnerung ist vollkommen korrekt, Frau Niamh«, erklärte der König. Erneut drehte er sich zu den beiden Kirchenmännern um und bemerkte: »Es scheint, als hättet
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