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Der Sohn des Kreuzfahrers

Titel: Der Sohn des Kreuzfahrers
Autoren: Stephen R. Lawhead
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Glück zu machen.«
    »Und mein Vater?« fragte Ragna. Ihre Augen suchten nach einer anderen Antwort als die, die sie befürchtete. »Ist er auch tot?«

Murdo nickte. »Es tut mir leid. Dein Vater fiel an einem Ort mit Namen Dorylaion - und deine Brüder mit ihm.« Er hielt kurz inne, um Ragna Gelegenheit zu geben, die Nachricht aufzunehmen, dann fuhr er fort: »Deiner Mutter wird dieses Unglück zumindest erspart bleiben. Der Bischof hat es mir gesagt.«
    »Dieser Bischof«, sagte Niamh wütend, »weiß alles, was auf den Inseln vor sich geht. Er war der erste, der wußte, daß Ragnhild gestorben war. Nicht ein Tag war seit ihrer Beerdigung vergangen, da hat er seine gierigen Finger bereits nach Cnoc Carrach ausgestreckt.«
    »Aber nun, da du hier bist«, sagte Ragna hoffnungsvoll, »können wird endlich wieder nach Hause gehen.« Sie ergriff Murdos Hand. »Wir werden unser Ehegelübde in der Kapelle besiegeln, und dann wirst du der Herr von Cnoc Carrach sein. Wir können.«
    »Nein, Ragna«, unterbrach sie Murdo und schüttelte den Kopf. »Das wird nicht gehen. Weder dein Vater noch seine Erben werden jemals wieder zurückkehren; das Gut wird an die Kirche fallen. Aber ich besitze meine eigenen Ländereien, und dort werden wir uns ein gemeinsames Leben aufbauen.«
    Dann erzählte er den Frauen, wie er König Magnus mit der Ungerechtigkeit konfrontiert hatte, die in seinem Namen begangen worden war, und wie der König ihm Land als Ausgleich angeboten hatte. Schließlich berichtete er, daß der Bischof und sein Abt bei ihm seien und daß sie sich vor dem König für ihre Taten würden verantworten müssen. »Der König ist ein gerechter und ehrenhafter Mann«, versicherte ihnen Murdo. »Er wird dafür sorgen, daß der Gerechtigkeit Genüge getan wird.«
    »Mein Vater und meine Brüder.«, begann Ragna. »Gibt es wirklich keine Zweifel? Vielleicht irrst du dich, und sie leben immer noch. Vielleicht.«
    Milde schüttelte Murdo den Kopf. »Es gibt keinen Zweifel. Es tut mir leid.«
    In diesem Augenblick öffnete sich die Tür in der Mauer, und die Äbtissin erschien; rasch schritt sie auf sie zu. »Nun«, sagte sie und blickte zu Ragna, die noch immer Murdos Hand hielt, »ich hätte wissen müssen, daß Ihr der Vater dieses Kindes seid.«
    Sie entließ das Paar mit einer heftigen Bewegung ihres Kinns und wandte sich an Murdos Mutter. »Frau Niamh«, sagte die Nonne, »dieser Mann hat seinen Wunsch bekannt, Euch mit sich zu nehmen. Wie lautet Eure Entscheidung?« Doch bevor Niamh antworten konnte, fügte die Äbtissin hinzu: »Ich möchte, daß Ihr wißt, daß Ihr in Eurer Entscheidung vollkommen frei seid. Solange Ihr in diesen Mauern weilt, wird niemand Euch zwingen, etwas gegen Euren Willen zu tun. Habt Ihr das verstanden?«
    »Vielen Dank, Frau Äbtissin«, antwortete Niamh in kaltem Tonfall. »Es ist gut, daß Ihr mir mit Eurem Rat zur Seite steht. Doch ich muß gestehen, daß mich Eure Großmut überrascht - besonders, da Ihr sehr wohl wißt, daß ich gegen meinen Willen von Bischof Adalbert von Orkneyjar hierhergebracht worden bin.«
    Die Äbtissin nahm eine steife Haltung ein. »Ich hatte gehofft, die Zeit bei uns hätte Euer Herz erweicht, Frau Niamh. Ich habe stets darum gebetet, daß Ihr eines Tages verstehen und akzeptieren würdet, daß das, was geschehen ist, nur zu Eurem eigenen Wohl geschah.«
    »Ich verstehe weit besser, als Ihr ahnt, Frau Äbtissin. Es geschah zum Wohle der Börse des Bischofs. Und wenn er und sein habgieriger Abt nun vor mir stünden, würde ich ihnen das gleiche sagen.«
    »Hütet Eure Zunge«, protestierte die Äbtissin. »Der Bischof von Orkneyjar ist ein Diener Gottes, und man muß ihn mit dem gebührenden Respekt behandeln.«
    »Seid versichert, daß Bischof Adalbert genau den Respekt erhält, den er verdient«, sagte Murdo.
    Er hob das Kind auf den Arm und führte Ragna und seine Mutter aus dem Obstgarten. Die beiden Frauen holten noch ein paar Dinge aus ihren Zellen, dann gingen sie über den Hof zum Tor. »Wir legen wieder ab!« rief Murdo, als sie sich dem Tor näherten, wo Em-lyn und Jon Reißzahn mit den beiden gefangenen Kirchenmännern warteten.
    »Und wohin jetzt?« fragte Jon Reißzahn.
    »Thorsa«, antwortete Murdo. »Der König will mich zu einem Fürsten machen, und ich will ihm seinen Herzenswunsch nicht länger versagen.«
    »Was ist mit den beiden?« Der Nordmann deutete mit dem Speer auf die düster dreinblickenden Kirchenmänner. Der Bischof verzog mürrisch das
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