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Der Sodom Kontrakt

Der Sodom Kontrakt

Titel: Der Sodom Kontrakt
Autoren: Martin Compart
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Gutes.”
    “ Komisch, wie das Leben läuft. Früher hab ich mich nie für Geld interessiert. Wir waren ‘ne Clique, in der man alles teilte. Wir warfen zusammen und überlegten, was wir machen sollten. Ins Kino gehen, Shit kaufen...”
    “ Früher war alles besser. Du solltest deine Prostata untersuchen lassen.”
    “ Irgendwann war es vorbei. Ich weiß nicht mal wann, wie und wodurch. Plötzlich bist du nicht mehr jung. Ich kam nie dahinter, was passiert war. Ich wachte morgens auf und war ein alter Sack. Die Kumpels weg: im Knast, verheiratet, tot oder in einer anderen Stadt, und als Einzelkämpfer musst du sehen, wo du bleibst.”
    “ Ist dir doch ganz gut gelungen. Erst eine Milchbar, eine Kneipe, ein Schallplattengeschäft, eine Jeans-Boutique...”
    “ Ein Konkurs nach dem anderen. Und dieser Comic- und Bootlegscheiß? Aus dem hat mich Wolfram rausgekauft. Das war ‘n Fehler. Den gibt’s immer noch, und der läuft. Ich hab kein Glück in dieser Stadt. Die wenigsten haben hier Glück. Trotzdem bleiben sie. Kriegen schon Schweißausbrüche, wenn sie das Stadtausgangsschild sehen. Bleibt mir nichts anderes übrig, als die Fliege zu machen. Ein neues Leben anfangen. Unter fremden Sternen... Ich bin nie an das richtige Geld gekommen. Aber jetzt hab ich zumindest ‘n bisschen.”
    “ Mit Kleinkriminalität oder ehrlicher Arbeit macht man nicht die große Kohle.”
    Brenner fühlte sich sicher und brabbelte den geduldigen Gill voll. “Arbeit! Auf der Welt wird viel zuviel gearbeitet. Es ist eine Schande, wie der Mensch tagein, tagaus immer nur arbeitet! Keiner kann acht Stunden lang essen oder trinken, keiner kann acht Stunden ficken - aber acht Stunden arbeiten, das kann man. Macht einen fertig. Mein Freund in Holland hat alles durchschaut. Der lebt nicht mehr nach dem Kalender und bleibt jung.”
    Mit überhöhter Geschwindigkeit rasten sie über den Ruhrschnellweg. Auf dem Seitenstreifen stand ein liegengebliebener BMW. Gill sah ihn nicht. Brenners Gequatsche zeigte Wirkung. “Wo willst du hin?”
    “ Bring mich nach Antwerpen oder Rotterdam. Von da aus komm ich schon weiter.”
    “ Meinst du.”
    “ Irgendwann muss mir mal was gelingen.”
    “ Du hast einen Coup durchgezogen...”
    “ Nichts richtig Schlimmes, glaub mir...”
    “ Ob legal oder illegal, ist mir scheißegal.”
    “ Je weniger du weißt...”
    “ ...um so besser für mich. Schon klar. Aber damit kommst du nicht durch. Zuerst bringe ich dich in ein Safehouse. Dann redest du.”
    Vor ihnen tauchten die grau verschleierten Umrisse des nächtlichen Dortmund auf.
    “ Also machst du mit.”
    “ Nicht nur wegen des Geldes, von dem ich bisher noch nichts gesehen habe.”
    “ Und warum?”
    “ Weil ich der Meinung bin, dass jeder auf diesem gottlosen Planeten eine Chance verdient, seinem Traum hinterherzulaufen. Ich bin Gottes einsamster Mann: der letzte Romantiker.”
    “ Ich kenne dich nur als Zyniker.”
    “ Zyniker sind enttäuschte Romantiker.”
    Gill verließ die B1. Noch herrschte relativ viel Verkehr in Richtung Innenstadt. Er fuhr auf kürzesten Weg über die Hohe Straße in die City. Er parkte im Gassengewirr neben der Brückstraße. Sie stiegen aus und gingen zur belebten Brückstraße, einst Dortmunds Amüsierstraße für die ganze Familie. Jetzt die sündigen Meter Dortmunds. An einer Ecke drückten sich Junkies herum. Die Straße war schmutzig, und wo einst die bundesweit bekannte Diskothek Jara Gäste aus aller Welt angelockt hatte, lehnten Ausgestoßene und Verlierer im Schatten schmutziger Leihhäuser, dreckiger Imbissbuden oder versiffter Spielhöllen. Mühsam stemmten sich neue Geschäfte und renovierte Fassaden gegen den Dreck. Aber der neue Aufbruch der Brückstraße blieb im Sumpf der wirtschaftlichen Depression stecken. Der Regen hatte die meisten Menschen von der Straße getrieben. Sie gingen an einem heruntergekommenen Kino vorbei. Brenner warf einen wehmütigen Blick ins Foyer.
    “ Traurig. Bin ich früher mindestens einmal die Woche reingegangen. Hab hier meinen ersten Charles Bronson-Film gesehen. Das war noch echtes Kino. Ich erinnere mich noch ganz genau an die Werbung. Ein riesengroßes Plakat mit Bronsons Gesicht und daneben stand: Wenn Charles Bronson sagt: Spiel mir das Lied vom Tod; wenn Charles Bronson sagt: Ein Mann geht über Leichen; wenn Charles Bronson sagt: Du kannst anfangen zu beten. Und dann ganz groß darunter: DANN MEINT CHARLES BRONSON DAS AUCH!” Brenner schüttelte sich vor
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