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Der Sodom Kontrakt

Der Sodom Kontrakt

Titel: Der Sodom Kontrakt
Autoren: Martin Compart
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rieb sich die Finger in den Handschuhen, sah Brenner und rief etwas nach draußen. Langsam bewegte sich der Narbige auf den Tresen zu. Hinter ihm betrat ein schmaler, durchtrainierter Blonder mit Goldrandbrille die Alte Zeit. Er trug einen Burberry und darunter einen perfekt geschnittenen Maßanzug. Brenner wollte aufstehen, aber der Blonde versperrte ihn dem Weg. Der Narbige nahm neben Brenner am Tresen platz, grinste ihn an und sagte: “Zuschaufeln. Zweimal mit dem Wagen drüber, und das war’s.”
    Der Blonde: “Einfache Lösung, Herr Schmidt. Einfach, aber nicht simpel. Bewundernswert.”
    “ Vielen Dank, Herr Schneider.”
    Schneider sah die Stammgäste provozierend an. “Was geht hier vor? Gehören die zu einer meschuggen Endzeit-Sekte?”
    Brenner war zwischen beiden eingekeilt. Die Stammgäste hatten einen Moment zur Tür geguckt, beschäftigten sich aber schon wieder mit sich selbst. Maria fragte Schneider und Schmidt, was sie trinken wollten.
    “ Kaffee sollte man hier wohl aus Selbsterhaltungstrieb nicht trinken.”
    “ Bring zwei Wasser mit einem Spritzer Zitrone.”
    Solche Gäste hatte Maria schon gerne: “Das ist ein Brauhaus und kein Reformhaus. Zitrone gibt’s woanders.”
    “ Genau, Maria.”
    Die Stammgäste lachten, was den Herren Schmidt und Schneider missfiel. “Was für ein Publikum! Direkt von der Straße reingerufen. Ihr natürlicher Lebensraum ist die Müllkippe.”
    “ Wenn ich Wasser saufen will, muss ich nicht in ne Kneipe gehen.”
    “ Ich kann auch mit Alkohol fröhlich sein.”
    “ Aber seit dem Umbau kannste dat für ‘ne Milchbar halten.”
    “ Nur wenn Maria die Titten raushängen lässt.”
    Zornesfalten bildeten sich auf der Stirn des Narbigen. Aber der Blonde drehte den Stammgästen nur den Rücken zu und trat noch näher an Brenner heran, der nun richtig schwitzte und Gott stumm um Gills Erscheinen anflehte. Schneider fuhr sich über das perfekt geschnittene blonde Haar. “Die Heiligen in die Kirche und die Säufer in die Schänke. Dieser Rauch, der Gestank. Ekelhafter Ort. Ich muss mir nachher die Haare waschen. Wann kommt endlich das allgemeines Rauchverbot für Kaschemmen?”
    “ Kleine Leute können nicht richtig feiern, Herr Schneider.”
    Maria knallte die Wassergläser auf den Tresen. Der Narbige nahm eine Handvoll Pillen aus der Tasche und spülte sie herunter.
    “ Sie nehmen mehr Drogen als ein bulgarischer Gewichtheber, Herr Schmidt.”
    “ Manchmal habe ich das Gefühl, meine Innereien schwimmen in Testosteron. Mann, bin ich heute wieder Macho.”
    “ Was machen wir jetzt? Riskieren wir einen Aufstand und nehmen den widerlichen Proll gegen seinen Willen mit?”
    “ Der betrunkene Pöbel wird uns kaum daran hindern.”
    “ Ich denke gerade über die beste Art nach, wie wir ihn entsorgen.”
    “ Die Chinesen machen es mit Ratten. Sie lassen die Kerle auffressen.”
    “ Woher soll ich jetzt Ratten nehmen?”
    “ Stehen doch genug am Tresen.”
    “ Ja, ja. Das Leben ist ein Born der Lust; aber wo das Gesindel mittrinkt, da sind alle Brunnen vergiftet. Ich zahle.”
    “ Nietzsche. Das ist von Nietzsche”, sagte Brenner.
    Schneider sah ihn verblüfft an. Blitzschnell drückte Brenner ihn zur Seite, sprang auf und drängte sich fröhlich und schutzsuchend in die Runde der Stammgäste.
    “ Leute, ich habe heute Geburtstag. Aber meine Frau ist mit meinem besten Freund durchgebrannt, und ich muss mir alleine gratulieren. Wie wär’s mit ner Runde? Ich geb einen aus.”
    Brenner machte auf Kumpel. Einer, der dazugehört. Der es gut mit lustigen Trinkern kann, mit Typen, die um Schnäpse würfeln. Sein Aufdrängen wurde erst mit mürrischen Schweigen registriert. Aber er hatte den Sesam öffne dich. Leute, die in Zeiten geringeren Einkommens und noch geringeren Suffgeldes einen ausgaben, hatten alle Chancen, populär zu werden und Akzeptanz selbst bei den fremdenfeindlichsten Stammgästen zu finden.
    “ Ein vernünftiger Vorschlag.”
    Lutz klatschte in die Hände und schaute Maria provozierend an: “Gesinde! Getränke. Aber schnell, du Bratwurstschnecke. Ein Seniorengedeck.”
    “ Ich bin für dich vielleicht Gesinde. Aber du bist für mich ‘n Arschloch.”
    „ Beiß nicht die Hand, die dich füttert.“
    Während Maria die Bestellungen aufnahm, plapperte Brenner irgendwelchen Blödsinn über seinen angeblichen Scheißgeburtstag. Vom anderen Ende des Tresens musterten Schneider und Schmidt die gackernde Suffbagage voller Abscheu.
    “ Es
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